BERUFSPOL I T I K 01 / 2019 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 28 Einiges ist vorhersehbar, von anderem werden wir uns überraschen lassen. Ideen Die einen versuchen, ihre Sitze zu halten oder zu vermehren, andere, sie zurückzugewinnen. Auf jeden Fall führen die Wahlen dazu, dass sich Politiker und Parteien profilieren müssen. Die Gesundheitspolitik eignet sich bestens dazu. Die CVP will den Anstieg der Gesundheitsausgaben mit der Lohnentwicklung verknüpfen. Die CVP weiss, dass sich mit dem Elektronischen Patientendossier 300 Mio. Franken sparen liessen. Die SP will die Krankenkassenprämien auf 10% des verfügbaren Einkommens beschränken. Die SP weiss, dass zahlreiche ihrer Einheitskasseninitiativen Schiffbruch erlitten haben. Die FDP will die Franchisen erhöhen. Die FDP weiss, dass damit kaum etwas zu sparen ist. Die SVP will am Leistungskatalog schrauben. Die SVP weiss noch nichts Konkretes. Die Grünen wissen noch nicht, wie sie sich bemerkbar machen wollen. Alle werden sie im Wahljahr Vorschläge präsentieren, wie man die Qualität in der Gesundheitsversorgung hochhalten und gleichzeitig Geld sparen kann. Und wir alle werden uns über die zahlreichen Vorschläge wundern. Basis der medizinischen Versorgung: Haus- und Kinderärzte Und mfe/Haus- und Kinderärzte Schweiz wird weiterhin die Vorteile einer breitgefächerten, allen zugänglichen, persönlichen, qualitativ hochstehenden und kostengünstigen medizinischen Grundversorgung propagieren, welche weit über 90% der Fälle in eigener Kompetenz lösen kann. Wenn das auch in Zukunft so bleiben soll, braucht es grosse Anstrengungen, bestens qualifizierte Fachkräfte in die Praxen zu holen. Allem voran müssen die Arbeitsbedingungen attraktiv genug sein – langfristig. Hier ist die Politik gefordert. Der Bundesrat Als Gesundheitsminister amtet weiterhin Alain Berset, ein Bundesrat, der die Bedeutung der medizinischen Grundversorgung verstanden hat und uns Haus- und Kinderärzte mit dem Masterplan, dem Hausärztezuschlag und der Aufhebung der quantitativen Tarifunterschiede kontinuierlich unterstützt. Inwieweit das Bestreben nach vermehrter Einflussnahme durch den Bund Probleme lösen oder neue schaffen wird, wird sich noch weisen. Der Bundesrat lässt über die von seiner Expertenkommission ausgearbeiteten 38 Kostendämpfungsmassnahmen debattieren. Die Vernehmlassung zu den ersten neun Massnahmen ist abgeschlossen und wird nun vom Bund ausgewertet. Der Vorstand und die Delegierten von mfe haben sich eingehend mit den Vorschlägen befasst und dem Bundesrat eine detaillierte Stellungnahme eingereicht. Parlamentarische Gruppe Kinder- und Jugendmedizin Eine parlamentarische Lobby-Gruppe für die Anliegen der Kinder- und Jugendmedizin tönt verlockend und vielversprechend. In meinem letzten Artikel habe ich fälschlicherweise die SGP als Initiantin dieser Gruppe bezeichnet. Korrekt ist, dass die Initiative von AllKids (Vertretung von drei Kinderspitälern) und SwissMediKids (Betreiber von 4 Walk-in-Praxen) ausging, deren Fokus etwas anders ausgerichtet ist als derjenige der Grundversorgerorganisationen. Da besteht noch sehr viel Klärungsbedarf. Klar hingegen ist, dass die Fachgesellschaften SGP und SGAIM die politische und die tarifarische Arbeit für den praxisambulanten Bereich an mfe delegiert haben. Zu diesem Zweck haben sie mfe gegründet: eine Stimme statt viele, mehr Schlagkraft. Seit 10 Jahren. Der Tarif Die Auswirkungen des zweiten Tarifeingriffs werden vom BAG noch analysiert. Ob und wo die geplante Einsparung von 470 Mio. Franken stattgefunden hat, wird sich dann zeigen. Klar widerlegen konnten wir die absurde Behauptung von Santésuisse, dass wir die Patienten wegen des Tarifeingriffs vermehrt einbestellen würden. Über den zukünftigen Tarif wird mit Curafutura immer noch verhandelt. Grösster Knackpunkt sind weiterhin die von den Versicherern geforderten Limitationen auf der Konsultationszeit und auf den Leistungen in Abwesenheit. Die Gremien der FMH werden im Mai 2019 erneut über das Tarifwerk entscheiden und es hoffentlich verabschieden können. Rückforderungen Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sind in letzter Zeit mit hohen Rückforderungen von Tarifsuisse konfrontiert worden. Diese erfolgen zu einem kleinen Teil zu Recht, sind zum Teil zweifelhaft und manchmal klar falsch. Die Erfahrung zeigt, dass sich Widerstand lohnen kann. In diesem Fall empfehlen wir, die Unterstützung des eigenen Trust-Centers und der Kantonalen Ärztegesellschaft anzufordern und die Verbände mfe und FMH zu informieren. In diesem Zusammenhang sei einmal mehr darauf hingewiesen, dass im Praxislabor nur die auf der Analyseliste aufgeführten Laborbestimmungen für das Praxislabor abgerechnet werden können und dies auch DR. MED. ROLF TEMPERLI, VORSTANDSMITGLIED MFE, BERN Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch 2019 – Wahljahr
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