K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 24 BERUFSPOL I T I K 01 / 2019 Heidi Zinggeler Fuhrer (HZ): Wer bist du? Nora Rufener (NR): Gute Frage. Da müsste ich länger darüber nachdenken. Da dies aber ein Interview für Kinderärzte Schweiz und nicht für die Sternstunde Philosophie ist, lautet meine kurze Antwort: Familienfrau, Kinderärztin, interessiert am Leben, engagiert in der Standespolitik. HZ: Was machst du beruflich? NR: Ich bin erst seit gut einem Jahr Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und geniesse es nun sehr, endlich in der Praxis arbeiten zu können. HZ: Warum engagierst du dich bei KIS? NR: Wer ernten will, muss säen! Wir haben zwar ein sehr gutes Gesundheitswesen in der Schweiz, aber es ist bei Weitem nicht perfekt. Wie bei allem, was mir eine Herzensangelegenheit ist, kann ich auch was unseren Beruf angeht nicht still sitzen bleiben, wenn mich etwas stört. Ich möchte einen Beitrag leisten, damit die Praxispädiatrie auch in Zukunft eine attraktive und qualitativ hochstehende Medizin bieten kann und zwar in einem lebenswerten Umfeld. Bei KIS gibt es die Möglichkeit, Kräfte zu bündeln und gemeinsam viel Positives zu bewirken. HZ: Was möchtest du mit deiner Arbeit bei KIS erreichen? NR: Ganz wichtig ist mir die Nachwuchsförderung, angefangen dabei, dass ich schon Medizinstudenten für unser spannendes und vielfältiges Fachgebiet und die angehenden Kinderärzte für die Praxis begeistern möchte. Dabei spielen Schnuppertage/Praktika und besonders die Praxisassistenz eine wichtige Rolle; meine Vision ist es, dass diese für alle ein obligatorischer Teil des Curriculums wird. Weitere Themen, die mir sehr am Herzen liegen, sind sie Verbesserung der Arbeitsbedingungen während der Ausbildung und in der Praxis, die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. HZ: Was sind deine Hobbys? NR: Bei den Hobbys im engeren Sinn kann ich fast nur im Konjunktiv reden: Beim Gärtnern, Nähen und Kochen würde ich gerne meine kreative Ader ausleben, zeitlich liegt aber momentan nur drin, was dem Alltag dienlich und zusammen mit Kindern durchführbar ist. Sport wurde abgelöst durch Schwangerschaftsyoga und Rückbildungsturnen, das Wandern ist mit Kindern im Alter von 3½ und 1½ Jahren vor allem ein «Spazierenstehen» im Quartier, beim Lesen schaffe ich immerhin täglich die Zeitung. HZ: Wie bleibst du im Gleichgewicht? NR: Die Antwort auf die vorherige Frage klang sarkastischer, als es gewollt war. Natürlich vermisse ich manchmal gewisse Freiheiten. Ich fühle mich aber unglaublich privilegiert: Ich bin in der glücklichen Situation, dass mein Mann und ich uns die Erwerbs- und Familienarbeit halb-halb aufteilen können und er mich in all meinen Engagements unterstützt; auch das weitere familiäre Umfeld steht uns helfend zur Seite. Wir sind alle gesund. Und alles, was ich tue, mache ich, weil es mich interessiert und ich es will. Das gibt sehr viel Energie zurück! Der Wechsel zwischen den verschiedenen Lebensbereichen tut gut und hilft mir, die jeweiligen Probleme Nora Rufener: unglaublich stark und mutig! DR. MED. HEIDI ZINGGELER FUHRER, PRÄSIDENTIN KINDERÄRZTE SCHWEIZ, CHUR Korrespondenzadresse: H.Zinggeler@mez-chur.ch DR. MED. NORA RUFENER, VORSTANDSMITGLIED KINDERÄRZTE SCHWEIZ, THUN Korrespondenzadresse: Nora.Rufener@gmx.ch Zur Person Name: Nora Rufener Geburtsjahr: 1983 Stationen der Aus- und Weiterbildung: Aufgewachsen in Thun, Medizinstudium in Bern mit Forschungsaufenthalten in Schweden und Dänemark, Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. 2010. Assistenzjahre in einer Hausarztpraxis im Wallis, im Spital Riggisberg (Medizin), im Kantonsspital Graubünden/Chur (Kinder-/Jugendmedizin), in der Kinderarztpraxis von Dr. med. Heidi Zinggeler Fuhrer in Chur und am Inselspital Bern (Kinder-/Jugendmedizin), dort zuletzt als Stv. Oberärztin in der Allgemeinsprechstunde der medizinischen Kinderpoliklinik. Facharzttitel in Kinder- und Jugendmedizin FMH 2018. Aktuelle Arbeitssituation: Momentan als selbstständige Kinderärztin angestellt in Praxen in Bern und in Interlaken, parallel dazu an der Planung einer eigenen Gemeinschaftspraxis in Thun. Berufspolitische Stationen: Als ausserordentliches (Assistenten-) Mitglied schon lange als interessierte Zuschauerin bei KIS dabei, an der letzten Jahrestagung als «junges Küken» direkt in den Vorstand gewählt. Ebenfalls seit Langem bei den JHaS (Junge Hausärzte Schweiz) engagiert, aktuell im Kongresskomitee und als Brückenbauerin zur Praxispädiatrie. Familie und Freizeit: Glücklich verheiratet, Mutter von zwei wunderbaren Kindern (Jahrgang 2015 und 2017), ein drittes ist unterwegs… Ziele/Wünsche für KIS: Dass möglichst viele (und vor allem auch junge) Praxispädiater den Mut finden, sich für unseren Beruf zu engagieren, sei es im Kleinen oder im Grossen! Interview von der Vereinspräsidentin mit dem Vorstandsneuling. Die Nachwuchsförderung trägt langsam Früchte. Ist ein Generationenwechsel in Sicht?
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