KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2019

01 / 2019 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 21  Zunächst wurde in Beiträgen von verschiedener Seite eingestanden, dass der Ablauf der letzten Wochen (speziell im Falle Menveo: eine fast unbemerkte Empfehlung ohne Kostengutsprache und Verfügbarkeit des Impfstoffs) nicht optimal verlaufen ist. Eine Vorinformation der Praxispädiatrie wurde von allen Seiten einheitlich als äusserst wichtig angesehen, auch wenn die Änderungen erst mit zeitlicher Verzögerung eintreten werden. Vom BAG ist eine grundsätzliche Franchisebefreiung für Impfungen initiiert, doch wird die Chance der Annahme im Parlament als eher gering angesehen. Die angemessene Vergütung der Impfleistungen ist wichtig und die Suche nach Lösungen ist Bestandteil der Nationalen Strategie zu Impfungen (NSI). Das «HPV-Problem» liegt allerdings bei den Kantonen: Um dies zu ändern (z. B. die Impfstoffe in die Spezialitätenliste aufzunehmen), müsste die Initiative von dort kommen.  Im weiteren Verlauf wurden die strukturellen Probleme vorwiegend am Beispiel der Meningokokkenimpfung festgemacht. Der mehrfach geäusserte Wunsch, diese nicht erst mit zwei Jahren durchführen zu müssen, wurde von allen aufgenommen, doch ist das Problem mehrschichtig. Zunächst einmal fehlt in der Schweiz die Zulassung für einen ACWY-Impfstoff ab dem ersten Lebensjahr. Im Falle einer Off-label-Empfehlung würden die Kosten für diese Impfung nicht übernommen. Eine Zulassung scheint im Moment in weiter Ferne, denn es gibt derzeit wohl keinen entsprechenden Antrag eines Herstellers. Zudem äusserten sich die anwesenden Swissmedic-Vertreter skeptisch hinsichtlich der derzeitigen Datenlage – ganz im Widerspruch zu den anwesenden Impfexperten. Auch eine beschleunigte oder gar vereinfachte Bearbeitung sieht Swissmedic aktuell aufgrund der gegebenen gesetzlichen Vorgaben nicht als möglich an. An diesem Punkt entwickelte sich eine heftige Diskussion mit teils bekannten Ansichten – so über die Behauptung, dass die Zulassungshürden in der Schweiz besonders hoch seien, was den Firmen öfter die Motivation für einen Antrag nähme (dies wird lediglich von Swissmedic bestritten).  Auf Inputs aus dem Kreis der KIS-Mitglieder gelang es in der Folge, zu einem konstruktiven Gespräch über mögliche Lösungsansätze zurückzukehren. Man war sich einig, dass es nicht sein darf, dass die Industrie (mit ihren wirtschaftlichen Interessen – denn der Vertrieb von Impfstoffen für einen so kleinen Markt wie die Schweiz scheint sich zunehmend nicht zu lohnen) über die Gesundheitsprävention der Kinder entscheiden kann. Einem solchen Systemfehler müsste man entgegentreten. Auf konkretes Anfragen scheint es für die Vertreter von Swissmedic denkbar, neben Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität auch Verfügbarkeit und Public Health als Zulassungskriterien verstärkt zu berücksichtigen. Probleme sehen sie allerdings beim Aufweichen des «Inferiority Prinzips» (d. h. es wird nur «Gleichwertiges oder Besseres» zugelassen), denn dies sei fester Bestandteil der europäischen Richtlinien. Für EKIF ist dies hingegen eine grosse Hürde – ein in der Schweiz neu zugelassener Impfstoff müsste nicht immer zwingend messtechnisch bessere Daten aufweisen, er muss einfach «nur» wirken!  Ein möglicher Ansatz für Verbesserungen könnte – neben nicht nachlassenden Anfragen an die Industrie für neue Zulassungen – ein gemeinsames Statement aller Anwesenden mit den bestehenden Schwierigkeiten an die Verantwortlichen in der Politik sein. Es wurde beschlossen, dass ein Brief an Herrn Bundesrat Berset verfasst werden soll. Darin soll die Problematik anhand des Meningokokken-Impfstoffes dargestellt und Beispiele von Knappheiten anderer Impfstoffe sowie die komplizierten Abläufe zu den Bewilligungen beschrieben werden – mit Vorschlägen zu möglichen Lösungsansätzen. Dieser Brief soll dann möglichst von allen Anwesenden unterzeichnet werden.  Ein weiteres Anliegen war die Koordination der Impfungen mit den Vorsorgeuntersuchungen. Könnte man diese zeitlich besser aufeinander abstimmen, so würde dies die Akzeptanz sowohl der Impfungen als auch der Kontrollen verbessern. Aus diesem Grund wurde beschlossen, dass eine Gruppe von EKIF, KIS sowie SGP (mit Einbezug von praxispädiatrischen, entwicklungspädiatrischen und epidemiologischen Sichtweisen) sich dieses Themas annimmt.  Weitere Diskussionspunkte waren zum Beispiel die öffentliche Unterstützung von Impfungen und Öffentlichkeitsarbeit, noch anstehende Änderungen von Empfehlungen (FSME), zeitlicher und organisatorischer Ablauf einer Anpassung von Impfempfehlungen und die Arbeitsweise von Swissmedic. Somit war der Nachmittag sehr schnell vorbei. Trotz einiger Meinungsverschiedenheiten ist es letztendlich gelungen, einander zuzuhören und zu versuchen, bestehende Gräben zwischen den Beteiligten zu schmälern und Hürden gemeinsam zu verkleinern. Es scheinen sich ein paar Verbesserungsmöglichkeiten abzuzeichnen. Auf jeden Fall hat es sich gezeigt, dass die gegenseitige Kommunikation und Kooperation unverzichtbar sind. Daher werden wir auch in Zukunft versuchen, immer wieder Gespräche und

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