BERUFSPOL I T I K 01 / 2019 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 16 schen in der westlichen Welt angekommen und unter den jungen Menschen sehr beliebt. In den USA rauchen Jugendliche bereits mehr Wasserpfeife als Tabakzigaretten [24]. Auch in der Schweiz ist die Wasserpfeife im Vormarsch: Bei den 15- bis 19-Jährigen haben bereits ¹/³ einmal Wasserpfeife geraucht [11]. Gerade junge Menschen glauben, dass die Wasserpfeife harmlos ist, weil der süsse, wohlriechende Rauch durch Wasser geleitet und erst dann inhaliert wird [25]. Diese scheinbare «Wasserfilterung» dient aber einzig der Abkühlung und Anfeuchtung des Rauches und hat keinerlei Filterwirkung. Im Gegenteil; das Abkühlen des Rauches ermöglicht das Inhalieren eines grösseren Rauchvolumens (200–1000 ml) im Vergleich zur Tabakzigarette (50–100 ml). Ausserdem ist die Verbrennungstemperatur bei der Wasserpfeife geringer (100– 400 °C) als bei der Tabakzigarette (800–900 °C), was zu einer unvollständigen Tabakverbrennung und vermehrten Schadstoffen führt. Bei der Verbrennung von Kohle entstehen ausserdem Schadstoffe, die im Rauch der Tabakzigarette nur im geringen Masse oder gar nicht vorkommen: Dazu gehören Blei, Kupfer, Chrom, Arsen und Beryllium sowie hohe Mengen von Kohlenmonoxid. Letzteres kann zu CO-Vergiftungen führen, was in unseren Notfallstationen immer häufiger beobachtet wird [26, 27]. Auch das Shisha-Rauchen führt zu diversen tabakähnlichen Kurz- und Langzeitschäden [25, 28–30]. E-Zigaretten: Dampfen und «Juulen» Im letzten Jahrzehnt haben sich E-Zigaretten rasant verbreitet [31]. E-Zigaretten wurden mit dem Ziel entwickelt, Rauchern eine Alternative zum gesundheitsschädlichen Tabakrauchen zu geben bzw. als Ausstieghilfe für einen Rauchstopp lanciert. Zwar bieten E-Zigaretten für Raucher nach heutiger Einschätzung eine weniger schädliche Alternative; der Erfolg bei den Rauchstopp-Bemühungen mittels E-Zigaretten ist jedoch minimal und wenig nachhaltig [32–34]. Inzwischen ist die E-Zigarette – von den Heranwachsenden auch EShishas genannt – auch auf dem Pausenhof angekommen. Dank attraktiven Aromen und intensivem Marketing liegen E-Shishas auch in der Schweiz im Trend und stellen eine neue Gefahr für Kinder dar [35]. Gemäss Umfragen hat in der Schweiz bereits ein Drittel der 15–24-Jährigen schon einmal E-Zigaretten ausprobiert [36]. In den USA hat das «Dampfen» von E-Zigaretten in den letzten Jahren deutlich zugenommen und erreichte bei 15/16-Jährigen eine Prävalenz von 20% [24, 37]. Dabei werden E-Zigaretten von Kindern und Jugendlichen nicht als Tabakprodukte, sondern als harmlose «Verdampfer» wahrgenommen, die im Aussehen kaum mehr Tabakzigaretten ähnlich sind (Abb. 2). Die heute erhältliche Produktepalette von E-Zigaretten ist beachtlich: Es gibt bereits mehr als 450 Marken und über 7500 Geschmacksrichtungen, die meistens per Internet bestellt werden [38]. Viele Jugendliche sind «dual users», das heisst, sie verwenden nicht nur ein einzelnes, sondern verschiedenste Tabakprodukte [39]. Sehr beliebt sind bei Jugendlichen auch multifunktionelle Geräte (eGOS, Mods), mit denen man auch Flüssigkeiten wie Wodka und andere alkoholische Getränke verdampfen, aber auch synthetische Cannabinoide hinzufügen kann, was offenbar besonders in Frankreich beliebt ist und in den USA schon zu Todesfällen geführt hat [40, 41]. E-Zigaretten werden inzwischen von Kinderärzten als das «neue Gesicht des Nikotins» bzw. als Einstieg für die herkömmliche Tabakzigarette betrachtet [42]. Tatsächlich zeigte eine kürzlich publizierte Metaanalyse, dass Kinder und Jugendliche, die E-Zigaretten «dampfen», ein 3–4 Mal erhöhtes Risiko haben, später mit dem Tabakrauchen anzufangen [43]. Vor wenigen Jahren wurde in den USA die neue EZigarette «Juul» lanciert, die sich dank des trendigen Aussehens wie ein USB-Stick (Abb. 3) und einer neuen, hochkonzentrierten, sogenannt «protonierten» (salzgebundenen) Form des Nikotins unter den amerikanischen Jugendlichen epidemisch verbreitet hat [44]. Inzwischen benützen in den USA bereits ²/³ der jugendlichen E-Zigaretten-Raucher «Juul» und man spricht nicht mehr vom «Dampfen» sondern vom «Juulen». Nun will die amerikanische Firma – sie wird als der am schnellsten wachsende Start-up in der globalen Geschichte von Firmengründungen bezeichnet – mit «Juul» den europäischen Markt erobern [45]. Nachdem in der Schweiz bis vor Kurzem nur der Verkauf von nikotinfreien E-Zigaretten erlaubt war, dürfen diese – nach einer erfolgreichen Beschwerde einer Herstellerfirma beim Bundesverwaltungsgericht – seit Mai 2018 auch hierzulande verkauft werden. Aufgrund einer Gesetzeslücke können jetzt bei uns nikotinhaltige ELiquids auch von Minderjährigen erworben werden, da die E-Zigaretten nicht unter das Tabakproduktegesetz, Abbildung 2: Moderne E-Zigaretten.
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