KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2019

01 / 2019 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 15 Einführung Die Tabakepidemie und deren Folgen ist immer noch das grösste Gesundheitsproblem auf unserer Welt [1,2]. Gemäss dem aktuellsten Tobacco Atlas rauchen weltweit mehr als 1,1 Milliarden Menschen, davon sterben jährlich 6 Millionen an dessen Folgen, was die Weltgemeinschaft jährlich mehr als 500 Milliarden Dollar kostet [3]. Mit der zunehmenden Verbreitung von Snus, Wasserpfeifen, E-Zigaretten und Cannabis ist die Tabakepidemie jedoch komplexer geworden (Abb. 1) [4–10].  In der Schweiz raucht immer noch mehr als ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung, was sich in den letzten Jahren kaum verändert hat [11]. Das Durchschnittsalter bei Rauchbeginn liegt heute bei rund 14 Jahren; die Jüngsten waren 11 Jahre alt [12]. Die Schweiz hinkt in der Tabakprävention vielen Ländern hinterher und neue Tabakprodukte erschweren die bisher erreichten Erfolge. Snus, Snuff & Co. Die Zahl der Konsumenten von oralem Tabak wird weltweit auf rund 300 Mio. geschätzt, wobei >90% in Südasien leben [13]. Snus hat eine 200-jährige Tradition in Skandinavien und ist bei uns vor allem bei jungen Sportlern im Fussball und Eishockey/Unihockey sehr beliebt, da es den «perfekten Kick» bringt: Ein Snus-Beutel unter der Oberlippe entspricht ca. 3 Zigaretten auf einmal. Der Nikotingehalt variiert je nach Herstellungsmethode sehr stark (0,23%–68%) und macht schnell abhängig. Im Mundtabak wurden über 30 Karzinogene entdeckt [14]. Langjähriger Gebrauch führt zu verschiedensten Gesundheitsproblemen wie Zahnschäden sowie kardiovaskulären Erkrankungen, aber auch zu Karzinomen in der Mundhöhle, Speiseröhre und Pankreas [13–18]. Snus ist mit Ausnahme von Schweden in der EU bisher verboten. Auch in der Schweiz darf Snus offiziell nicht verkauft werden, der Import zum Eigengebrauch ist aber in kleinen Mengen erlaubt, was heute meistens per Internet geschieht [19]. Viele junge Menschen unterschätzen die hohe Suchtwirkung von oralem Tabak, und es gab bereits Bestrebungen, Snus in der Schweiz zu legalisieren [20]. Obwohl das Gesundheitsrisiko im Vergleich zu Tabakzigaretten geringer zu sein scheint, rät die WHO konsequent davon ab [21–23]. Wasserpfeife – die süsse Versuchung Das Wasserpfeifen/Shisha-Rauchen ist weltweit verbreitet und seit Langem ein wichtiger Bestandteil der Lebenskultur im Nahen Osten, Nordafrika, Indien, Pakistan und Bangladesch [6]. Die Wasserpfeife ist inzwiSnus, Shisha und E-Zigaretten – Tabakprävention angesichts neuer Produkte PROF. DR. MED. JÜRG BARBEN LEITENDER ARZT PNEUMOLOGIE / ALLERGOLOGIE & CF-ZENTRUM OSTSCHWEIZER KINDERSPITAL, ST. GALLEN Korrespondenzadresse: E-Mail: juerg.barben@ kispisg.ch Abbildung 1: Neue Tabakprodukte im Trend: Snus, Wasserpfeife und E-Zigaretten.

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