KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2019

BERUFSPOL I T I K 01 / 2019 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 14 Die Tabakprävention in der Schweiz steckt noch immer in den Kinderschuhen – was für die Kinder leider nichts Gutes bedeutet! Die Schweiz ist das letzte europäische Land, das die WHO-Konvention zur Eindämmung des Tabakgebrauchs nicht ratifiziert hat (ausser den Zwergstaaten). In unserem Land wird im öffentlichen Raum auf Plakaten, in Inseraten, im Kino, online und an Festivals intensiv und ungeniert für Tabak geworben. Mit Gratismustern und Rabatten ködern die Tabakfirmen die Kundinnen und Kunden von morgen: Kinder und Jugendliche. Zwar behauptet die Tabak-Lobby, mit ihren millionenschweren Kampagnen auf Erwachsene zu zielen und diese einzig bei der Markenwahl beeinflussen zu wollen. Doch diese Scheinargumentation ist längst durch zahlreiche Studien widerlegt. Die Tabakunternehmen brauchen neue Kunden – denn die bestehenden sterben weg: An Krebs, COPD, Herz-KreislaufKrankheiten und zahlreichen weiteren tabakbedingten Krankheiten.  Die Tabakwerbung ist erfolgreich. Wie auch der Artikel von Prof. Dr. med. Jürg Barben auf den Seiten 15–19 aufzeigt, beginnen die meisten Raucherkarrieren auch heute noch im Teenageralter. Ein Problem, das sich mit der schnellen Verbreitung von E-Zigaretten noch massiv verschärfen wird. Die neuen Produkte werden als «gesunde Alternative» präsentiert und kommen cool daher. In diversen Interviews in grossen Schweizer Zeitungen geben Vertreter der Tabakbranche zum Besten, sie wollten mit den neuen Produkten «die Leute von den Zigaretten wegbringen». Der Jugendschutz verdampft Die neuen Produkte sind bei den Jungen im Trend: Laut einer Umfrage der Stiftung Sucht Schweiz hat ein Drittel der 15- bis 24-Jährigen bereits einmal zur E-Zigarette gegriffen, während die Zahl der Raucher von Tabakzigaretten in dieser Altersgruppe stabil blieb. Kein Wunder, denn es sind trendige Gadgets und sie kommen je nach Wahl mit einem leichten Nussaroma, frischem Menthol- oder Mango-Geschmack daher: der Schleckstängel zum Dampfen!  Geregelt ist der Verkauf nicht: Eine Gesetzeslücke lässt aktuell zu, dass E-Zigaretten auch an Jugendliche verkauft werden dürften. Zum Glück steht da gerade die Beratung des neuen Tabakproduktegesetzes an, könnte man meinen. Nur passiert hier, was wir seit bald zwei Jahrzehnten beobachten können: nichts! Und darum wird am Schluss im Gesetz stehen, dass die neuen Produkte «differenziert» geregelt werden müssen, was nichts anderes heisst, als dass die bereits mangelhafte Tabakprävention bei E-Zigaretten nur beschränkt angewandt werden muss. Der Gesetzgeber versagt auf der ganzen Linie Das Parlament hat vor zwei Jahren – kräftig eingenebelt von den Lobbyisten der Tabakindustrie – ein neues, griffiges Tabakproduktegesetz zurückgewiesen. Aktuell wird über eine neue, entleerte Vorlage beraten und es besteht die akute Gefahr, dass der Jugendschutz sogar aufgeweicht werden könnte. Dies, obwohl 58 Prozent der Bevölkerung ein generelles Werbeverbot für Tabakprodukte befürwortet.  Deshalb hat eine breite Allianz aus Gesundheitsorganisationen beschlossen, diesem Trauerspiel ein Ende zu bereiten und mittels einer Volksinitiative den Jugendschutz im Tabakbereich endlich konsequent im Gesetz zu verankern. Eigentlich wollten wir die benötigten Unterschriften bis zum letzten Herbst einreichen, doch nach einem Jahr sammeln wir immer noch – unter anderem in über 4000 Arztpraxen. Die Rechnung wäre einfach: Sammelt jede Arztpraxis 50 Unterschriften, sind wir am Ziel. Haben Sie bereits Unterschriften gesammelt? Wir brauchen Ihre persönliche Unterstützung beim Unterschriftensammeln! Sammeln Sie jetzt aktivUnterschriften in Ihrer Arztpraxis! Auf der Webseite unter www.kinderohnetabak.ch/medien/videos/ finden Sie eine kurze Anleitung dazu. Die Sammelfrist läuft noch bis zum 20. September 2019. Der Monat März ist nationaler Sammelmonat. Es bleibt also noch etwas Zeit, aber wir brauchen Eure Unterstützung jetzt. Dringend. Alle Materialien sind unter www.kinderohnetabak.ch/mitmachen/ gratis erhältlich und werden direkt in Eure Praxis geliefert. Vielen herzlichen Dank! Hinweis: Bitte konsumieren Sie die Kaugummizigarette, die wir als Blickfang auf der Titelseite aufgespendet haben, nicht. Nicht nur, weil sie ein Beispiel besonders perfider Tabakwerbung ist, sondern auch, weil unsere Druckerei nicht darauf ausgerichtet ist, Lebensmittel zum Konsum zu verarbeiten. ■ Kinder vor Tabak schützen – es braucht Eure Unterstützung! Wichtig für die Unterschriftensammlung ■ Stempeln Sie den Bogen nicht! Dies macht die Gemeinde. ■ Fragen Sie jede Person vor dem Unterschreiben, in welcher politischen Gemeinde sie angemeldet ist. Auf einem Unterschriftenbogen dürfen nur Bürgerinnen und Bürger unterzeichnen, die in der gleichen politischen Gemeinde stimmberechtigt sind. Gibt es in einer Stadt mehrere Postleitzahlen, so tragen Sie die Hauptpostleitzahl ein (z.B. 3000 Bern, 8000 Zürich, 1200 Genève). ■ Eine Volksinitiative unterzeichnen können alle stimmberechtigtenSchweizerinnen und Schweizer, diemindestens 18-jährig sind. ■Am besten werden alle Felder von Hand ausgefüllt. Es muss lesbar sein. Jede Person muss von Hand unterschreiben. ■Verwenden Sie einen Kugelschreiber oder einen wasserfesten Filzstift. ■Argumentarien und Unterschriftenbögen können Sie hier herunterladen: http://kinderohnetabak.ch/mitmachen/ Danke für Ihren Einsatz MARKUS KOCH, KOORDINATOR VOLKSINITIATIVE «JA ZUM SCHUTZE DER KINDER UND JUGENDLICHEN VOR TABAKWERBUNG». KORRESPONDENZADRESSE: Markus.koch@hausaerzteschweiz.ch

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