01 / 2019 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 13 Der Anstoss mfe hat vor zweieinhalb Jahren ein Grundversorgerkonzept ausgearbeitet, mfe-Mitglieder kennen es. Gleichzeitig wurde die Frage an die Pädiater immfe-Vorstand herangetragen, ob es analog zum Facharzt Allgemeine Innere Medizin auch ein Berufsbild des Kinder- und Jugendarztes gäbe. Damals konnte man auf der Website der Fachgesellschaft für Pädiatrie nur einen kurzen, etwas unglücklich aus dem Französischen übersetzten Text finden. Ein Grund aktiv zu werden. Kinderärzte Schweiz setzt sich schon mehrere Jahre für die Nachwuchsförderung ein. Was lag deshalb näher, als diesen berufspolitischen Steilpass anzunehmen und ein Berufsbild für den Kinderarzt auszuarbeiten? Wie sonst bewirbt man einen Beruf, wenn nicht mit einem Berufsbild? Das Berufsbild kann sowohl in der Nachwuchsförderung wie auch in der Berufspolitik eingesetzt werden. Wie die Internisten der SGAIMwollten auch wir ein Berufsbild für Praxis und Spital, weshalb wir dieses Anliegen der SGP vorlegten und eine gemeinsame Arbeitsgruppe unter Leitung von Andreas Geiser schufen. Der Wunsch Vernetzung lohnt sich. Eine Frucht davon haltet ihr jetzt mit der Berufsbild-Broschüre in euren Händen. SGP und Berufsbild Kinder- und Jugendarzt DR. MED. HEIDI ZINGGELER FUHRER, PRÄSIDENTIN KINDERÄRZTE SCHWEIZ, CHUR Korrespondenzadresse: h.zinggeler@mez-chur.ch DR. MED. ANDREAS GEISER, LEITER ARBEITSGRUPPE BERUFSBILD, SCHLIEREN Korrespondenzadresse: ageiser@hin.ch KIS haben allen Unkenrufen zum Trotz Hürden überwunden und ihre Ressourcen und ihr Fachwissen für ein gemeinsames Ziel genutzt. Berufspolitische Ziele für die Kinder- und Jugendmedizin können wir nur gemeinsam erreichen. Dazu müssen wir zum einen am gleichen Strick und zum anderen in die gleiche Richtung ziehen! Eine solche Zusammenarbeit wünsche ich mir auch für die Zukunft. Die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden muss gefestigt werden. Die SGP hat mit mfe einen Zusammenarbeitsvertrag, KIS nicht. Viel wichtiger als ein solcher Zusammenarbeitsvertrag ist die effektive Zusammenarbeit und die darf, um nachhaltig zu wirken, nicht an einzelne Personen gebunden sein. KIS tut also gut daran, neben den altgedienten auch neue Kräfte zur Vernetzung – insbesondere mit mfe – zu finden. Das Anliegen Die Broschüre muss unter die Leute gebracht werden. Gebt sie Medizinstudenten, Politikern, Journalisten und Eltern weiter. Steht in eurem Umfeld für unseren Beruf und unsere Arbeit ein. «Tut Gutes und redet darüber.» Niederschwellig, mit minimalem Aufwand. Das können alle. Danke. ■ «Kind im Zentrum» steht auf dem Praxisschild des Empfängers des Guido Fanconi Gedenkpreises 2017. Sepp Holtz ist als Lehrarzt in Spital und Praxis tätig und hat über all die Jahrzehnte seines Wirkens dieses Credo nie aus den Augen verloren. Dieses ist zentral für unser Selbstverständnis als Kinderärzte1. Doch wie verstehen wir uns als Ärzte mit dem Titel Kinder- und Jugendmedizin? In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von KIS und SGP haben wir in den letzten zwei Jahren unser Berufsbild aktualisiert und neu formuliert. Das von den Führungsgremien von SGP und KIS verabschiedete Berufsbild Kinder- und Jugendarzt kann – ja muss – bezüglich Formulierung auch künftig weiter diskutiert werden. Jenseits von Formulierungsfragen sind darin aber eine Definition und ein Rollenbild des Pädiaters in Spital und Praxis dargelegt, welche die Basis bilden für eine solide, umfassende, modulierbare und begeisternde Weiterbildung. Ein Ziel ist es, die Fachrichtung bekannt und sichtbar zu machen und deren Attraktivität zu erhöhen, um dadurch den notwendigen Nachwuchs in den Praxen und im Spital zu gewährleisten. Mindestens so wichtig ist die Kommunikation unserer Bedeutung als Praxis- und Allgemeinpädiater im Spital gegenüber den lokalen und regionalen politischen Kräften. Kritische Rückmeldungen gehören zu einem Projekt dieser Art. «Weder innovativ noch konservativ» werden einige griesgrämige «Mäsötteler» sagen2 . «Ein unscharfes Profil des Kinderarztes» werden manche erfahrene Kollegen in der Praxis mit festgelegten Vorstellungen versichern. «Zu viele Zugeständnisse an die Praxispädiater» mögen einige Hochschullehrer denken. «Im Endeffekt ein guter helvetischer Kompromiss» werden die Pragmatiker – so wie auch die Mitstreiter in der Arbeitsgruppe – schlussfolgern. Vielleicht keine beträchtliche Weiterentwicklung, aber eine Überzeugung mit der notwendigen Erinnerung an grundlegende Werte: Ein Kind, ein Mensch, eine Person muss ein Individuum in seiner Ganzheitlichkeit bleiben; es darf nicht auf seine Krankheiten reduziert werden und ist unendlich viel mehr als die Summe seiner Organe. In einem sich wandelnden Gesundheitssystem müssen unsere unabdingbaren Werte gegenüber der Politik unbedingt bekräftigt werden. Deshalb ist ein Berufsbild unverzichtbar. Es erlaubt uns, die Grundlagen der Pädiatrie erneut zu definieren, ihren Sinn gegenüber den Gesundheitspolitikern zu betonen, um unsere zentrale Rolle als Grundversorger und gleichzeitig Spezialisten für alle Belange der Kinder- und Jugendmedizin auch über das Gesundheitswesen hinaus zu präzisieren. Damit gestalten wir unseren Beruf für die kommenden Generationen faszinierend und motivierend. Bei all diesen Überlegungen bleibt das «Kind im Zentrum». Die Liebe zum Menschen und die Bereitschaft zuzuhören, müssen wir bewahren. Das darf sich nicht ändern. Dafür sind wir verantwortlich. ■ Berufsbild: eine Notwendigkeit? Eine Überzeugung! 1 Bei allen Tätigkeitsbezeichnungen sind immer beide Geschlechter gemeint. 2 Der «Mäsötteler» (= man sollte) moniert was zu tun sei, ohne jedoch dazu beizutragen.
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