KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2018
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 51 04 / 2018 ERFAHRUNGSBER I CHT A m Anfang meiner Assistenzzeit war ich ziemlich si- cher, dass ich mein Leben lang am Spital Pädiate- rin sein würde. Dann durfte ich während meiner Wei- terbildung immer wieder Kinder ein bisschen länger als nur ein paar Tage auf ihrem Weg begleiten und ich habe immer mehr gespürt, wie gut mir das gefällt. Da- mit kam zunehmend der Gedanke auf, in die Praxis zu gehen und vielleicht früher oder später auch meine ei- gene Praxis zu haben. Aber was bedeutet früher oder später? Wann ist der richtige Zeitpunkt? Und dann das liebe Geld… Wie kümmere ich mich wann worum und wer hilft mir möglicherweise dabei? Diese und weitere Fragen haben mich dazu bewegt, am Praxiseröffnungs- seminar von Kinderärzte Schweiz teilzunehmen, wel- ches dieses Jahr das letzte Mal in genau dieser Form stattfand. Geleitet wird das Seminar seit über 10 Jahren von Sepp Holtz, der – das nehme ich hier vorweg – dem Kurs eine besondere Note verliehen hat, die mir persönlich sehr gefallen hat. Doch allmählich würde er die Leitung, wie er selber sagt, gerne in jüngere Hände geben. Schon nach dem ersten Referat, in dem uns This Furter seine Geschichte von der Idee der eigenen Pra- xis bis zum Eröffnungstag und darüber hinaus erzähl- te, kam ich zu einer ersten Schlussfolgerung: Den rich- tigen Zeitpunkt gibt es nicht und darum ist vielleicht jeder Zeitpunkt richtig. Aber wie ist es denn mit dem lieben Geld? In den Ausführungen von Yves Lüthi (ZKB) wurden konkrete Zahlen genannt. Er stellte verschiede- ne Möglichkeiten der Finanzierung vor und zeigte ei- nen Leitfaden für einen Businessplan. Das alles erschien mir sehr hilfreich und nahm der Sorge um die Finan- zen ein wenig den Schrecken. Um Geld ging es auch in den Erläuterungen von Marco Belvedere, der uns wich- tige Aspekte des Tarmeds aus pädiatrischer Sicht näher- brachte. Ich fand das Thema keine Sekunde langweilig und bin nun um einiges motivierter, mich mit dem Tar- med auseinanderzusetzen. Etwas weniger ernst, aber durchaus anschaulich verlief eine Podiumsdiskussion mit Andrea Lehmann (Einzelpraxis), Corina Wilhelm und Markus Schmid (Gruppenpraxen), die uns ihre Praxen mit den jeweiligen Vorteilen und Herausforderungen vor- stellten und sehr schön aufzeigten, dass das «Projekt Pra- xis» auf unterschiedlichste Art und Weise erfolgreich an- gegangen werden kann. Wertvolle Tipps für die Planung erhielten wir auch von Michael Inauen, sodass ich daran denken werde, dass es auch hinsichtlich der Einrichtung Vorschriften zu beachten gilt, zum Beispiel betreffend Kühlschrank, Toiletten etc. Der erste Seminartag wurde durch einen sehr gemütlichen (und äusserst feinen!) Apéro in der Praxis von Sepp Holtz abgerundet, wobei wir alles genauestens inspizieren konnten und in den Genuss ei- niger äusserst berührender Geschichten (Lehrvideos) aus seinem Praxisalltag kamen. Vielen herzlichen Dank! Den verschiedenen Referenten ist es sehr gut gelun- gen, vermeintlich trockene Themen wie Tarife, Versiche- rungen und so weiter anschaulich zu vermitteln. Aus meiner Sicht war es ein sehr gelungenes Seminar, dass viele Fragen beantworten konnte, auch wenn sich ein paar neue aufgetan haben. Nun weiss ich, an wen ich mich wenden kann. Gerne nehme ich den Rat an, mir möglichst viele Praxen anzusehen, bevor ich etwas Ei- genes starte. Auch sonst nehme ich aus dem Kurs vie- les mit. Es war eine gelungene Mischung aus harten Fakten, Erfahrungsberichten und Geschichten, die im- mer wieder vor Augen geführt haben, warum ich mich für diesen wunderbaren Beruf entschieden habe, wa- rum es sich lohnen wird, sich durch den Versiche- rungsdschungel zu wühlen, sich um Businesspläne zu kümmern und sich stundenlang mit Farbpaletten, Boden- belägen usw. zu beschäftigen. Auf jeden Fall hat das Seminar Mut zur Praxis gemacht und aufgezeigt, dass es viele verschiedene Modelle gibt, die funktionieren. Am liebsten hätte ich sofort am nächsten Tag mit der Planung angefangen. Doch muss ich gestehen, ein Zweifel bleibt: Ist mein Rucksack ausreichend gefüllt? Einer der Referenten meinte: «Wenn man mit Herzblut an das Projekt geht, funktioniert es auch.» Ist es wirk- lich so einfach? ■ DR. MED. ANGELA CHAPPATTE, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN, DAVOS Korrespondenzadresse: dischma@hotmail.com Praxiseröffnungsseminar I ch habe auf einer Treckingtour so viele lachende Kindergesichter fotogra ert und glaube, dass diese Bilder psychologisch betrachtet, in jeder Kinderpraxis, dank ihrer friedlich entspannten Ausstrahlung einen positiven Ein uss auf die Behandlung haben werden. Bei Interesse zeige ich Ihnen gerne meine Auswahl. Miete oder Kauf. Dr. St. Burger stburger@bluewin.ch . ANZEIGE
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