KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2018

K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 45 04 / 2018 JAHRESTAGUNG 2018 D as Thema Impfen ist für uns Pädiater Alltag und tagtäglich beantworten wir dazu zahlreiche Fragen der Eltern. In den letzten Jahren sind deren Haltungen zunehmend kritisch geworden. Damit ich darauf noch fundiertere Antworten geben kann, habe ich mich dazu entschieden, diesen Workshop zu besuchen.  Wusstet ihr, dass bei der Plattform Infovac bereits 4500 Abonnenten angemeldet sind? Prof. Aebi lobt hier unser grosses Expertenwissen, danke sehr für die Blumen!  Wer denkt, dass in diesem Workshop irgendwelche Impftechniken besprochen werden, liegt falsch. Es geht um übergeordnete Themen: Die heutige Medizin ent- wickelt sich zunehmend zu einer personalisierten Vor- gehensweise. Geht das auch mit dem Impfen? Die Fort- schritte in der Genomforschung sind enorm. Für ca. Fr. 800.– lässt sich das menschliche Genom aufschlüs- seln. Spielen wir den Gedanken durch, dass dies anstel- le des Guthrie-Tests durchgeführt werden würde. Lies- sen sich da Möglichkeiten herausfinden, wer ein Risiko hat, an einer massiven Erkrankung (zum Beispiel Pneu- mokokken, Hämophilus) zu erkranken? Würde es Sinn machen, nur diese Patienten zu impfen?  Es entwickelt sich eine hochspannende Diskussi- on mit vielen Pros und Contras. Liessen sich Risikofak­ toren durch die Genomanalyse identifizieren? Das wäre ja spannend. Könnte es aber auch sein, dass wir durch Krankenkassen in Zukunft gezwungen werden, Genom­ analysen durchzuführen im Hinblick auf eine Zusatzver- sicherung? Wäre das ethisch gerechtfertigt?  Wie entsteht denn eine Sepsis? Ist nur unsere Gene- tik dafür verantwortlich? Natürlich nicht! Viele externe Faktoren zeichnen ebenfalls dafür verantwortlich. Zitat von Prof. Aebi: «Sepsis = result of a sequence of bad luck occurring in a system of stochastics». Irgendwie denke ich an das berühmte «Murphy‘s Law»… Es wur- den viele Themen angesprochen, die wir leider nicht abschliessend durchdiskutieren konnten.  Verlassen wir die Utopie: Während die personalisier- te Medizin zunehmend stark wird, handelt es sich beim Impfen um eine flächendeckende Konzeptanwendung. Ziel davon ist es, möglichst viele Patienten durchzuimp- fen. Doch sind wir auf dem richtigen Weg? Blicken wir dazu über unseren Tellerrand ins Ausland: Dabei neh- me ich die Grundimmunisierung mit Penta oder Hexa als Ausgangslage. Vergleichen wir unsere Impfschemas (2 + 4 + 6+ [15–24]) mit Italien, Schweden oder Gross­ britannien, dann erkennen wir die vielfältigen Unter­ schiede. Es ist durchausmöglich, dasshier indennächsten Jahren einige Änderungen auf uns zukommen wer- den. In der nachstehenden Tabelle sind diese Möglich- keiten zusammengefasst (bitte beachten: dies sind nicht aktuelle Impfempfehlungen, sondern mögliche zukünf- tige Änderungen). ■ REFERENT: PROF. DR. CHRISTOPH AEBI, CHEFARZT UNIVERSITÄTS- KLINIK FÜR KINDERHEIL- KUNDE, INSELSPITAL, BERN MODERATORIN: DR. MED. SANDRA BURRI, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN BERN AUTOR: DR. MED. CARLOS LORCA, FACHARZT FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATER IN WINTERTHUR KORRESPONDENZADRESSE: praxis@lorca.ch Ärzte Workshop (WS 15): Masterclass Impfen: Sag mir wie du impfst – ich sag dir, wer du bist. Alternativen Bisher Neu? Grundimmunisierung Penta oder Hexa Nur noch Hexa 2 + 4 + 6+ (15–24) 2 + 4 + 12 Monate PCV13 ergänzende Impfung PCV13 Basisimpfung MMR 12 + 15 Monate MMR 9 + 12 Monate MenC (1–5) + (11–15) Jahre MenACWY (1–5) + (11–15) Jahre Varizellen 11–15 Jahre MMRV FSME ab 6 Jahren FSME ab 1 Jahr Gardasil/Cervarix Gardasil 9 Tollwut 0+7+28 Tage Tollwut 0 + (7–28) Tage Zum Schluss sagt das Würmli «Grummel». Es war nicht einfach, diesen Workshop zusammenzufassen.

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