KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2018
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 44 JAHRESTAGUNG 2018 04 / 2018 W as ist eine optimale Ernährung für Säuglinge und Kinder? Diese Frage ist gar nicht so einfach zu be- antworten. Bei so vielen verschiedenen Tipps von allen Seiten verliert man schnell den Überblick. Grundsätzlich gilt, dass ein Kind mit gesunder Ernährung wachsen und gedeihen sollte, sein Potenzial an psychomotorischen sowie intellektuellen Entwicklungen ausschöpfen kann, aber zunehmend auch, dass die Ernährung im frühen Kindesalter spätere Erkrankungen im Erwachsenenalter vermeiden helfen soll. Schliesslich dürfen aber auch der Genuss und das Beisammensein beim (gemeinsamen) Essen nicht vernachlässigt werden. Optimale Umwelt- bedingungen während der ersten 1000 Tage haben Ein- fluss auf die Gesundheit im späteren Leben. Dies gilt v. a. für sogenannte nicht-übertragbare Erkrankungen wie Adipositas, das metabolische Syndrom und Herz- Kreislauf-Erkrankungen. Bei Säuglingen wird grundsätzlich Stillen empfohlen. Die Gründe dafür sind unter anderem die ideale Zusam- mensetzung der Nährstoffe und gesundheitliche Vor- teile des Kindes, welche z. B. aufgrund der immuno- logischen Komponenten und der damit verbundenen Infektionsvorbeugung gewährleistet ist. Sollte Stillen nicht möglich sein, kann mit Anfangsnahrungen wie Pre-Milch (nur Laktose), Start oder 1 das Baby ernährt werden bis zur Beikosteinführung. Ergänzend kann sie auch danach noch gegeben werden, da nicht zwingend eine Umstellung zur Folgenahrung (Typ 2 oder 3) er- folgen muss. Folgenahrungen enthalten mehr Kohlen- hydrate, Proteine, Vitamine und Mineralstoffe, jedoch kann biologisch kaum eine Plausibilität für einen Wech- sel nach dem 6. Lebensmonat gefunden werden. Alter- native Anfangsnahrungen können auf Basis von Ziegen- sowie Sojamilch sein, letzteres als Option bei Entscheid zur veganen Ernährung des Säuglings. Wie viel das Kind braucht, entscheidet es grundsätzlich selbst. Wichtig ist hier, zu versuchen die Hunger- und Sättigungszeichen des Kindes deuten zu lernen. Wird ein gesunder Säug- ling mit der Flasche ernährt, muss diese nicht zuvor aus- gekocht werden, das frische Leitungswasser kann zur Zubereitung auf Trinktemperatur erwärmt werden. Da zwischen dem 5. und 7. Lebensmonat die Ernäh- rungsbedürfnisse durch die Muttermilch nicht mehr voll abgedeckt werden, erfolgt in diesem Alter die Bei- kosteinführung. Ob das Kind bereit für die Beikost ist, zeigt es selbst mit dem Interesse an Löffelmahlzeiten, der Kopfkontrolle sowie der Zungenmotorik. Mit wel- chen Lebensmitteln am besten begonnen wird, ist ein- fach auf der neu dargestellten Grafik zu erkennen (sie- he Link SGP Ernährungsempfehlung Säugling). Wird der Brei selbst gemacht, sollte im ersten Lebensjahr des Kindes kein Salz beigefügt werden. Ein Löffel pflanz- liches Öl ist hingegen empfohlen (z. B. Rapsöl). Zur Allergieprävention ist eine diätetische Einschränkung der stillenden Mutter nicht mehr empfohlen, auch die prophylaktische Gabe einer hypoallergenen Milch (HA- Formula) ist in den aktuellen Empfehlungen nicht mehr empfohlen. Die Grundsätze bei selbstgewählten restrik- tiven Diäten wie z. B. der veganen Ernährung im Kindes- alter lauten: Je eingeschränkter eine Kostform, desto grösser ist das Risiko für eine Fehlernährung. Je kleiner das Kind, desto grösser ist das Risiko für Mangelerschei- nungen. Bei einer veganen Ernährung sollte deshalb unbedingt Vitamin B12 supplementiert werden. Wei- ter sollte zwingend, mit Unterstützung einer erfahrenen Ernährungsfachperson, auf eine nährstoffdeckende Er- nährung geachtet werden. Die Ernährungsempfehlun- gen schliesslich im Kindes- und Jugendalter orientieren sich am Konzept der optimierten Mischkost, welches reichlich pflanzliche Lebensmittel, mässig tierische und sparsam fett- und zuckerreiche Lebensmittel empfiehlt, kombiniert mit viel Bewegung und Zeit für Spass und Erholung! ■ DOWNLOADS DER EMPFEHLUNGEN: www.swiss-paediatrics.org/de/fachliches REFERENT: DR. MED. PASCAL MÜLLER, LEITENDER ARZT ERNÄH- RUNGSMEDIZIN, FACHARZT FÜR PÄDIATRISCHE GASTROENTEROLOGIE UND HEPATOLOGIE, OSTSCHWEIZER KINDER SPITAL, ST. GALLEN MODERATORIN: NINA SCHWEIZER, MPA, MED. TEAMLEITERIN SVMB, LIEBEFELD AUTORIN: LIANNE SUTER, MPA, LUZERN KORRESPONDENZADRESSE: liannesuter@msn.com MPA Workshop (WS 14): Ernährung: Ernährungsempfehlungen vom Säuglings- bis ins Jugendalter: Tipps und Tricks für den Alltag einer MPA 5 4 3 2 1 6 7 8 9 10 11 12 13 ... 5 4 3 2 1 6 7 8 9 10 11 12 13 ... Einführung der Lebensmittel beim Säugling Muttermilchoder Säuglings- anfangsnahrung Muttermilchoder Kuhmilch Gemüseund Früchte Getreide, Kartoelnund Hülsenfrüchte Fleisch,Fisch, Eier ÖleundFette JoghurtundVollmilch in kleinenMengen (imBrei) Milchprodukte Muttermilchoder Säuglingsanfangsnahrung oderFolgenahrung Täglicher Verzehrempfohlen ZusätzlichWasserbeiBedarf Monat Monat Schrittweise Einführung ©Bundesamt fürLebensmittelsicherheitundVeterinärwesenBLV,SchweizerischeGesellschaft fürErnährungSGE,SchweizerischeGesellschaft fürPädiatrieSGP,2018
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