KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2018
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 43 04 / 2018 JAHRESTAGUNG 2018 A nna-Barbara Schlüer arbeitet als Pflegeexpertin APN für Haut- und Wundberatung im Zentrum Kin- derhaut aha! Beratungsstelle am Universitäts-Kinderspi- tal Zürich in Zusammenarbeit mit CK-CARE. Circa 80% der notfallmässigen Konsultationen, die wir in der Pra- xis oder auch im Spital sehen, betreffen die Haut, wie z. B. Urtikaria, virale Exantheme, Windeldermatitis, Neu- geborenenakne, Dellwarzen, atopische Dermatitis etc. Frau Schlüer erklärt uns die Entstehung und Therapie einzelner dieser Hauterscheinungen. Atopisches Ekzem: Ein wichtiges ist das atopische Ek- zem. Dies ist eine angeborene, genetisch mitbeding- te Fehlfunktion der Hautbarriere, welche sich mit ver- schiedenen Symptomen zeigt. Frau Schlüer erklärt uns dies anhand einer einfachen Zeichnung der verschie- denen Hautschichten. Bei einer atopischen Dermatitis ist die Hautbarriere zwischen der Epidermis (Oberhaut) und der Dermis (Bindegewebe) gestört. Dies lässt ver- schiedene Irritantien und auch Bakterien durch, und es entstehen Hautirritationen. Behandlung: Die Hautpflege und die Hautreinigung sind das A und O bei einer angegriffenen, aber auch bei einer gesunden Haut. Schon im Säuglingsalter ist dies sehr wichtig. Den Anfang macht die Hautreinigung. Zwei bis drei Mal wöchentlich sollte für maximal 10 Minuten ge- badet oder geduscht werden, die Wassertemperatur darf nicht über 37°C betragen und ein Badezusatz ist nicht un- bedingt nötig. Unmittelbar nach dem Baden ist es wich- tig, den Körper mit einer guten lipidreichen Lotion einzu- cremen. Wenn Kinder nach dem Baden/Duschen gerne durch die Gegend springen, sollte man es zum Ritual ma- chen, dass dies vor dem Baden stattfindet. Wie viel Lotion ist nötig? Sowohl zu wenig wie auch zu viel ist nicht gut für die Haut. Frau Schlüer zeigt uns an- hand einer Tabelle, welche Menge für welche Körperre- gion/Körperfläche geeignet ist. Die Finger Tip Unit (FTU) Tabelle (s. Abb.) unterscheidet die Mengen nach Alter und nach Körperregion/Körperfläche. Eine Fingerspitze («finger tip») ist eine Erwachsenen-Fingerbeere. Für ein zweijähriges Kind braucht es für den Oberkörper zwei «finger tips», also zwei Fingerbeeren eines Erwachse- nen. Wenn es trotz regelmässiger Hautpflege mit ei- ner guten Lotion nicht reicht, um die Hautsymptome zu stabilisieren, ist vielfach eine medikamentöse Thera- pie notwendig, welche aber nur punktuell angewendet werden soll. Häufig ist dies eine Therapie mit cortison- haltiger Creme. Dieses Cortison wirkt lokal, geht also nicht in den Blutkreislauf. Bei ausgedehntem Hautbe- fall kann man die cortisonhaltige Creme zur einfacheren Applikation in eine normale Lotion mischen, am besten gleich in einer Apotheke, sodass die Zusammensetzung korrekt ist. Auch sollte auf die Kleidung geachtet wer- den: Baumwollkleider wie Strumpfhose, enganliegende T-Shirts oder Leggins etc. sind zu empfehlen. Sie helfen, dass die Lotion/Creme schneller einzieht und erschwe- ren das Kratzen. Egal ob es sich um Dellwarzen, eine Windelderma- titis, Neugeborenenakne etc. handelt: Die Hautpflege ist immer die Basis und mit einer guten Hautpflege ist vieles getan. Es war ein toller, informativer Workshop, von dem ich hoffe, dass alle etwas in die Praxis mitgenommen ha- ben. ■ MPA Workshop (WS 13): Dermatologie: Hautpflege und -therapie bei atopischer Dermatitis und Tipps zur Wundbehandlung bei Kindern REFERENTIN: Dr. Anna-Barbara Schlüer, PhD, MScN, Pflegeexpertin APN für Haut- und Wundpflege & Leiterin Wundbehandlung, Zentrum Kinderhaut, Kinderspital Zürich MODERATORIN: BELINDA BATTAGLIA, MPA IN CHUR AUTORIN: BELINDA BATTAGLIA, DIPL. MPA IN CHUR KORRESPONDENZADRESSE: b.battaglia@mez-chur.ch Quelle: Susanne Staubli, Kinderspital Zürich
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx