KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2018

K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 42 JAHRESTAGUNG 2018 04 / 2018 D ieser spannende Workshop wurde in drei Teile ge- gliedert. Der erste Teil enthielt wichtige theoretische Aspekte sowie Grundlagen, welche im Praxisalltag mit Menschen mit einer Beeinträchtigung nützlich sind. Im zweiten Teil wurden zwei eindrückliche Fallbeispiele nä- hergebracht. Im dritten und letzten Teil besuchte uns ein Patienten-Mami und erzählte die Geschichte ihres Jungen. Teil 1: Theorie Eine Beeinträchtigung hat viele Seiten und Erschei- nungsformen. Es werden folgende Ursachen unter- schieden: körperliche, kognitive, und psychische. Die Bereiche sind nicht immer klar zu trennen, wie die un- ten angefügte Grafik anschaulich darstellt. Quelle: Grafik aus PowerPoint-Präsentation Dr. med. Manon Janach und Yildiz Ünver, lic. phil. Man spricht von angeborenen oder erworbenen Beein- trächtigungen. Angeborene Beeinträchtigungen ent- stehen aufgrund einer zufälligen Genmutation oder anderweitigen Chromosomenveränderung. Diese Ver- änderungen manifestieren sich bereits während der Entwicklung des Fötus im Mutterleib. Hierzu gehören unter anderen: – Trisomie 21 – Autismus-Spektrum-Störung – Muskeldystrophie – Cerebralparese Erworbene Beeinträchtigungen werden als jene defi- niert, welche im Laufe des Lebens eintreten oder ent- stehen. Die Beeinträchtigung ist also nicht seit Geburt bestehend. Sie kann nach einem schweren Unfall oder nach einem Infekt als Folgeerkrankung auftreten. Hier- zu gehören: – Schädel-Hirn-Trauma – Folgeerkrankung nach einem Infekt Teil 2: Fallbeispiele Nach der Theorie wurden zwei eindrückliche Fallbei- spiele aufgezeigt. Zudem wurden wir über unsere ei- genen Erfahrungen mit Kindern mit einer Beeinträch- tigung befragt, und wir konnten unsere Begegnungen mitteilen. Anschliessend haben wir Dos und Don’ts ken- nengelernt, welche uns in der Praxis unterstützen und leiten sollen. Es ist jedoch wichtig, sich nicht zu stark an der Theorie festzuklammern. Ebenso darf der herz- liche und freundliche Umgang keineswegs vernachläs- sigt werden. Auch Offenheit, Menschlichkeit und Be- gegnung auf Augenhöhe sind wichtige Teile, können Türen öffnen und eine gute gemeinsame Basis schaffen. Das ist bei der Arbeit mit Kindern mit oder ohne Beein- trächtigung von zentraler Bedeutung. REFERENTINNEN: DR. MED. MANON JANACH, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, OBERÄRZTIN REHABILITATION, REHABILITATIONSZENTRUM FÜR KINDER UND JUGEND­ LICHE IN AFFOLTERN A.A. UND KINDERSPITAL ZÜRICH YILDIZ ÜNVER, LIC. PHIL., PSYCHOLOGIN, REHABILITA- TIONSZENTRUM FÜR KINDER UND JUGENDLICHE IN AFFOLTERN A.A. UND KINDERSPITAL ZÜRICH MODERATORIN: CLAUDIA SCHEIDEGGER, MPA IN RAPPERSWIL-JONA AUTORIN: NADINE AKERET, MPA/MPK, KINDERARZT- PRAXIS RICHTERSWIL KORRESPONDENZADRESSE: kinderarztpraxis.richterswil@ hin.ch Hauptreferat MPAs (WS 12): DieWelt ist voller Menschen, die anders sind –Was brauchen Menschen mit speziellen Bedürfnissen im Umgang mit uns? Teil 3: Die Geschichte von F. Im dritten und für mich emotionalsten Teil des Work- shops besuchte uns eine junge Mutter zusammen mit ihrem Sohn. Sie berichtete über seine Geschichte, seine Diagnose und seine etlichen Arzttermine. Es war beein- druckend und berührend. Es war sehr interessant und spannend, ihre Seite und ihre Erlebnisse zu hören. Ich würde behaupten, unsere MPA-Gruppe hätte ihr noch Stunden weiter zugehört. Herzlichen Dank an Dr. med. Manon Janach, an Yildiz Ünver und an das Patienten-Mami. Ihr habt uns einen sehr kurzweiligen, interessanten und eindrücklichen Workshop mit auf den Weg gegeben. Die vielen kleinen Tipps und Informationen werden uns mit Sicherheit weiterbringen und im Praxisalltag fortan unterstützen und motivieren. ■ Dos zum Umgang mit Kindern mit einer Beeinträchtigung – Authentizität/Empathie – Eigene Gefühle zulassen – Ernstnehmen – Bei den Stärken ansetzen – Sprache anpassen – Fragen stellen – Du hast eine Behinderung Don’ts zum Umgang mit Kindern mit einer Beeinträchtigung – Stimmlage künstlich verändern – Auslachen/Belächeln – Mitleid/Bedauern – Fokus auf Defizite – Behinderung negieren – Voreingenommen sein – Du bist behindert

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx