KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2018
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 38 JAHRESTAGUNG 2018 04 / 2018 E s war ein spannender und lehrreicher Workshop. Die ersten 30 Minuten gab es ein theoretisches Update über alle Neuerungen und danach hatten die Teilneh- mer 60 Minuten Zeit, an vielen verschiedenen Puppen die praktischen Skills zu üben. Theoretischer Hintergrund: Kinder haben andere Notfallursachen als Erwachsene und einen anderen Körperbau, was zu einem angepass- ten Notfallalgorithmus führt. Die häufigsten Todesur sachen nach Altersgruppen sind: Bei Säuglingen: SIDS, Infekte inkl. Dehydratation, Erkrankungen der Atemwege (obere und untere). Bei Kleinkindern / Schulkindern: Unfälle, Intoxikationen, In- fekte, pulmonale Erkrankungen (Asthma). Und bei Ju- gendlichen: Unfälle, Intoxikation. Die Ursache für einen Herz-Kreislauf-Stillstand im Kin- desalter ist vor allem ein Atemproblem, was zu Sauer- stoffmangel und dann zu Pulsabfall und Herz-Kreislauf- Stillstand führt. Deshalb ist die Behandlung der Hypoxie essenziell. Das Kreislaufversagen (durch Schock oder Sepsis) als Ursache eines Herz-Kreislauf-Stillstandes ist im Kindesalter seltener als die Atemstörungen. Die wichtigsten Neurungen des BLS (Basic Life support) sind: REFERENTINNEN: DR. MED. GUDRUN JÄGER, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, FACHÄRZTIN FÜR INTEN- SIVMEDIZIN FMH, LEITENDE ÄRZTIN PÄDIATRISCHE INTENSIVABTEILUNG UND NEONATOLOGIE, LEITUNG DER REANIMATIONSGRUPPE OSTSCHWEIZER KINDER SPITAL, ST.GALLEN BEATRIX DEISL, DIPL. EXPERTIN INTENSIV- PFLEGE UND LEITERIN WEITER- UND FORTBILDUNG PFLEGE, OSTSCHWEIZER KINDERSPITAL, ST.GALLEN AUTORIN: DR.MED. VERENA PFISTER, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN KLOSTERS KORRESPONDENZADRESSE: verena.pfister@hin.ch Workshop für Ärzte und MPAs (WS 10): Reanimation: theoretisches und praktisches Update der Kinderreanimation Insgesamt zielen die Neuerungen alle darauf ab, die Reanimation weiter zu vereinfachen, um die Hemm- schwelle herabzusetzen, mit der Reanimation über- haupt zu beginnen, dies betrifft vor allem die Laien. In der Pädiatrie ist es essenziell, die Beatmung korrekt durchzuführen und die Hypoxie zu beheben; die kardia- len Ursachen ( wie in der Erwachsenen-Medizin) sind in der Pädiatrie extrem selten, v.a. im jüngeren Kindesalter. Anmerkung der Redaktion: Je nach Stand der Forschung wechseln die Reanima tionsanweisungen regelmässig. Der folgende Leitsatz soll auch denjenigen Lesern, die seit geraumer Zeit kei- nen Reanimationsworkshop oder -kurs besucht haben, Mut zur Rea geben, denn «man kann nichts falsch machen – nur nichts machen ist falsch!» Kinder-Reanimation: 1-Helfer-Methode: 30:2 (30 Thorax-Kompressionen und 2 Beatmungsstösse). Dies gilt auch, wenn Laien die Kinderreanimation durchführen. Bei 2-Helfer-Methode bei Kindern und Säug- lingen: 15:2 (15 Thorax-Kompressionen und 2 Beatmungsstösse). Nur bei Neugeborenen ist es 3:1 (3 Kompressio- nen, 1 Beatmung), Beginn mit Beatmung. Erwachsenen-Reanimation: ➔ immer 30:2 (30 Thorax-Kompressionen und 2 Beatmungsstösse), egal ob 1 oder 2 Personen und ob es Fachpersonen oder Laien durchführen. Zudem wird neu gemäss BLS nicht mehr immer als Erstes nach Fremdkörpern im Mund-Rachen-Raum geschaut. Bisher: 1. Atemwege freimachen (schauen ob Fremd- körper im Mund sind/Atemwege verlegt sind), dann 2. Beatmen und dann 3. Thoraxkompressionen. Neu: 1. Thoraxkompressionen, 2. Beatmen, und nur wenn die Beatmung erschwert ist oder es ganz offensichtlich ist, dass der Patient erbrochen hat oder etwas im Mund steckt, sollte dies natürlich ent- fernt werden. Der Ablauf der Helferkette beim Kind wurde aufgezeigt: Ist ein Patient nicht ansprechbar, hat keine Atmung oder Schnappatmung, ist kein Puls tastbar ➔ 1.) 30× Thoraxkompressionen, 2× Beatmen, dann 2.) Alarmierung, 3.) dann Fortführen der wei- teren Massnahmen. Dies ist in der Pädiatrie so emp- fohlen, da die Beseitigung der Hypoxie unter Um- ständen schnell gelingt und die Bedeutung des AED (Automatisierter Externer Defibrillator) in der Pädia- trie sehr untergeordnet ist. Beim Reanimationszyklus wird gemäss PALS (neu seit 2010) auch bei Kindern mit Thoraxkompressionen be- gonnen, und dann erst die Beatmungsstösse durchge- führt. Das EPLS (European pediatric life support) bleibt wie bisher erst bei 2 Beatmungsstössen und dann wer- den die Thoraxkompressionen durchgeführt.
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