KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2018
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 35 04 / 2018 JAHRESTAGUNG 2018 P rof. lic. phil. Erika Götz, Psychologin mit Praxis für Be- ratung, Supervision und Coaching, führte uns the- oretisch fundiert und spielerisch erlebend durch das Thema Mitarbeitergespräche. Ein Thema, das wohl manchem von uns ein «Grmpfl» in der Magengegend bereitet. Doch wenn man sich Sinn und Zweck eines solchen Gespräches vor Augen führt, weicht ein man- ches «Grmpfl» einem «Bingo»! Als Erstes sollen wir die Kommunikationswege und Hierarchien unserer Praxis als Organigramm darstellen, worauf ich beginne zu kritzeln; ich streiche durch, posi- tioniere neu, mache Pfeile von hier nach da und wieder zurück. Es ist gar nicht so einfach. Doch diese Aufgabe lässt nach einigem Überlegen einiges klarer erscheinen, zumindest was meine Position und die Position einzel- ner Protagonisten in unserem Gemeinschaftspraxissys- tem mit 6 ÄrztInnen und 9 MPAs inklusive 2 Lernenden betrifft: Wer spricht mit wem? Die Idee eines MAG ist das «Empowerment», also die Befähigung und Ermächtigung der Mitarbeitenden, in- dem sie zur Partizipation eingeladen wird und ihr Frei- räume mit Verantwortung gegeben werden. Ziele und Erwartungen müssen beiderseits geklärt werden, wo- bei die im Organisationssystem eingebetteten Organi- sationsziele hierarchisch über den Bereichs-, über den Team- und über den individuellen Zielen liegen. Er- wartungen seitens der Arbeitnehmenden wie Lohn, Anerkennung, Wertschätzung, gutes Arbeitsklima, Entwicklungschancen, Unterstützung und die Anfor- derungen seitens der Arbeitgeber wie gute Arbeitsleis- tung, Loyalität, Bereitschaft zur Kooperation und ge- genseitiger Unterstützung, frühzeitiges Sprechen über Veränderungswünsche bilden zusammen die Inhalte des psychologischen Vertrages. Dieser schwingt auf der psychischen Ebene mit; ihm ist Sorge zu tragen und wir müssen uns fragen: Stimmen die Erwartungen noch? Neben der Sachebene spielt sich die Kommunikation vor allem auch auf der Beziehungsebene ab. In einem Experiment schlüpfen wir Arbeitgeber in die Haut einer unserer Mitarbeiterinnen und lassen uns von einem Gegenüber befragen, wie es uns an unse- rer Arbeitsstelle mit Arbeit, Team und Vorgesetzten geht. Mich auf die andere Seite zu begeben und mich selbst mit den Augen und Erwartungen meiner Mitar- beitenden zu sehen, lässt meine Funktion als Führungs- person in neuem Licht erscheinen. Ich realisiere, dass Wertschätzung an oberster Stelle kommt und spüre den Wunsch nach Führung und Leitplanken, um im klar ab- gesteckten Bereich sicheren Freiraum zu haben. In Zukunft werde ich vor einem MAG versuchen, mich in meine Mitarbeitende zu versetzen und mir ihre Wünsche und Bedürfnisse vorzustellen. Ich bin mir ge- wiss, dass ich ihr so eine bessere Führung bieten kann und wir uns so klarer und gemeinsam über mögliche Ziele einigen können. Bingo! Ich freue mich auf das nächste MAG! ■ REFERENT: PROF. LIC.PHIL.I ERIKA GÖTZ, PSYCHOLOGIN LIC.PHIL. FSP UND DOZENTIN AN DER HOCHSCHULE FÜR SOZIALE ARBEIT DER FHNW, FÜHRUNGS- TRAINERIN, SUPERVISORIN UND COACH IN EIGENER PRAXIS IN BASEL MODERATORIN: DR. MED. CAMILLA CEPPI, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, SAPPM, PRAXISPÄDIATERIN IN DÜBENDORF AUTORIN: KINGA MÉSZÁROS STRUB FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN OBERDORF KORRESPONDENZADRESSE: kmeszarosstrub@hin.ch Ärzte Workshop (WS 7): Die Arztpraxis als KMU: 1+1=3 – Wie Mitarbeiter- gespräche gelingen
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