KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2018
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 5 03 / 2018 EDI TOR IAL Liebe Leser Wir wünschen uns Beziehungen, in denen wir gern aufeinander zugehen, einander als einzigartige Person wahrnehmen und uns austauschen können. Jede Bindung beinhaltet eine Beziehung, nicht jede Beziehung hingegen eine Bindung. Für den Säugling ist die sichere Bindungserfahrung Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung, indem er sich entspannen und fallen lassen kann. Kinder, die sich willkommen und wertgeschätzt fühlen, einen «sicheren Hafen» erleben, haben beste Voraussetzungen um ihre Welt zu erkunden. Mit der vorliegenden Ausgabe versuchen wir, Blitzlichter auf unsere Prägungszeit zu richten, und mögliche Hilfen bei belasteten Konstellationen nach Schwangerschaft und Geburt zu be- leuchten. Die prä- und perinatale Forschung hat in den vergangenen 20 Jahren eine neue Dimension psychologischer Realität aufgezeigt, die sich speziell auf die Entwicklung eines Menschen im präverbalen Raum und in den ersten Lebensjahren konzentriert. Neurobiologische Entdeckungen können genutzt werden, um existierende klinische Modelle zu ergänzen und den klassischen Bindungsbegriff in ganzheitliche, psychosomatische Sichtweisen einzubetten. Wir erhalten klarere Bilder, wie frühe Erfahrungen unsere Bindungen sowie unser emotionales, soziales und moralisches Handeln beeinflussen. Mit der Psychoneuroimmunologie (PNI) beziehen wir eine vergleichsweise junge Disziplin der Psychosomatik ein. Wenn die Psyche leidet, kann sich der seelische Schmerz in körperlicher Erkrankung niederschlagen. – Ein Blitzlicht auf die Hirnforschung regt zum Nachdenken an. Wir sind uns kaum bewusst, wie viel unbewusste Prozesse unserem täglichen Handeln vorhergehen beziehungsweise zugrunde liegen. Verlust der Orientierung oder eine Entfremdung basieren häufig auf psychosozialen Belastungen oder Geburtserlebnissen. – Eindrücklich zeigt uns die Musik- therapeutin, wie die Eltern einbezogen und unterstützt werden können, um ihre Feinfühligkeit in einer extremen psychischen Belastung zu stärken. – Zur Baby-Hilfe finden wir wertvolle Kriterien zur Beobachtung der Kommunikation, des interaktionellen Geschehens der Eltern mit dem Baby. – In unserem Praxisalltag begegnen uns überforderte Familiensysteme mit den verschiedenen Facetten von Regulationsstörungen. In einem Fortsetzungsbeitrag zum Weinen respektive Schreien in den ersten Lebensmonaten beschreiben/erfahren wir konkrete Hilfestellungen für unsere Praxen im Umgang mit den Eltern und ihrem Umfeld. Die Umfrage zum Impfen in der Kinderarztpraxis lässt uns aufhorchen, wie differenziert die Eltern die Beratung und die Gestaltung des Ablaufs in unserem Alltag wahrnehmen. Deutlich wird, wie die subjektive Wahrnehmung sich abhebt von der der Ärztin. Der beiliegende BabyGuide gibt uns einen Einblick, was die Eltern lesen, wie sie sich trotz Tablets und Smartphones orientieren. Ziel der Macher ist es, alle Familien mit einem Neugeborenen zu erreichen. Gerne dürfen wir uns einbringen, wenn wir inhaltlich gewisse Änderungen oder Ergänzungen anbringen möchten. Zu guter Letzt erfahren wir, wie mit dem Kinderbuch «Stummel. Ein Hasenkind wird gross» auf sensible Art und Weise auf schwierige Themen wie Tod, Verlust oder Angst eingegangen werden kann. Nun wünschen wir euch viel Spass bei der Lektüre. Wir Praxispädiater freuen uns mit unseren MPAs auf die reichhaltige Jahrestagung am 13. September in Pfäffikon. Die Themen der folgenden Hefte sind: News 04/2018: Jahrestagung News 01/2019: Kinder-/Jugendgynäkologie News 02/2019: Kinderbücher News 03/2019: Sportmedizin News 04/2019: Jahrestagung News 01/2020: Bindung und Bildung News 02/2020: Dermatologie CYRIL LÜDIN, MUTTENZ, EEH-FACHBERATER, MITGLIED REDAKTIONS KOMMISSION Korrespondenzadresse: cyril@luedin.eu
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