KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2018
FORTB I LDUNG 03 / 2018 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 36 Zusammenfassung Diese Umfrage sollte deutlich machen, welche Faktoren die Entscheidungsfindung der Eltern in meinem Patien- tengut beeinflussen und wie die subjektive Wahrneh- mung des Impfens durch die Eltern ist. Mittels zweier verschiedener anonymer Fragebogen wurden zufällig ausgewählte Eltern einer Kinderarztpra- xis in Belp und Riggisberg sowie der Wöchnerinnen abteilung des Spitals Riggisberg befragt: – Eine Gruppe von 32 Eltern, die bis zum Ausfüllen des Fragebogens nur bisher u ngeimpfte Kinder hatten ( U ) bzw. die Eltern noch keine Impferfahrung mit einem eigenen Kind hatten. Das älteste Kind in dieser Gruppe war beim Ausfüllen des Fragebogens 11 Wochen alt. – Zudem eine zweite Gruppe von 71 Eltern, welche be- reits mindestens ein g eimpftes Kind hatten (G) bzw. bereits Erfahrung mit dem Impfen eines/mehrerer Kinder hatten. Das älteste Kind in dieser Gruppe war beim Ausfüllen des Fragebogens 10 Jahre alt. Der grösste Teil der G (79%) und der U (62%), wählt(e) die Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bezüglich Zeitpunkt und Auswahl der Impfungen. 22% der U wussten noch nicht, welches Impfschema sie wählen sollten. Die Hälfte der G hatte keine Angst vor dem Impfen. Die G gaben als häufigste Quelle ihrer Angst andere Eltern an (29%). Die U nannten als häufigs- ten Verursacher ihrer Angst die Medien (36%), gefolgt von anderen Eltern (17%). In beiden Gruppen wurden die Hebammen amwenigsten häufig (<5%) genannt. Die U fürchten sich häufiger und stärker vor unmittelbaren (Weinen) und kurzfristigen (Fieber, Unruhe) Folgen der Impfungen. 38% dieser Gruppe gibt an, sich vor Strapa- zierung des Abwehrsystems zu fürchten. Beide Gruppen bevorzugen das Kind zum Impfen auf dem Arm zu halten. Für 90% der Eltern bedeutet eine gelungene Impfung, wenn diese gut eingespritzt wird. Bemerkenswert ist, dass 7% der G und 12% der U das Verhindern der geimpf- ten Krankheit nicht als Gelingen der Impfung betrachten. Die Mehrheit der Eltern beider Gruppen nannte auf die Frage, wer ihnen die Angst vor der Impfung ihres Kindes nehmen konnte/könnte, den (Kinder-)Arzt (45%/41%). Schlussfolgerungen: Der Arzt sollte sich beim The- ma Impfen ganz klar vor Augen halten, dass die Wahr- nehmung der Eltern eine ganz andere ist als seine eige- ne. Eine differenzierte Information der Eltern durch den (Kinder-)Arzt, im Speziellen die U bezüglich der unmit- telbaren, kurz- und langfristigen Nebenwirkungen vor der ersten Impfung durch den (Kinder-)Arzt scheint für die Eltern grundlegend wichtig. Einleitung Die Beratung der Eltern bezüglich der Impfung des Kin- des, des Impfvorgangs selbst und die Instruktion der Eltern bezüglich der Nachwirkungen der Impfungen gehört zur täglichen Arbeit eines in der Praxis tätigen (Kinder-)Arztes. Es wurde immer wieder deutlich, dass die subjektive Wahrnehmung der Eltern zum Teil kom- plett anders war/ist als die der Ärztin. Öfters war er- staunlich, welche Antworten die Eltern auf die Frage «nach dem Verlauf der letzten Impfungen» gaben. Zu- dem interessierte, welche Faktoren die Entscheidungs- findung der Eltern im eigenen Patientengut bezüglich der Kinderimpfungen schlussendlich beeinflussen, und wie die Eltern den Impfvorgang gerne hätten [1]. In der Literatur [2–15] wird ein Kommunikationstraining des Arztes kontrovers diskutiert. Es scheint nicht zur ge- wünschten Erhöhung der Impfrate zu führen bzw. die Bedürfnisse/Bedenken der Eltern sind heterogen und deshalb sprechen letztere auch auf unterschiedliche Faktoren an [10, 15]. Es stellte sich die Frage, welche Faktoren im eigenen Patientengut (mehrheitlich ländli- che Bevölkerung) ausschlaggebend sind. Nach diesen Überlegungen wurde entschieden, dies- bezüglich eine Umfrage mittels entsprechender Frage- bogen durchzuführen. Ziel war, die Beratung vor, während und nach dem Impfvorgang durch die (Kinder-)Ärztin zu verbes- sern sowie durch bessere Kenntnis der Wünsche und Wahrnehmung der Eltern den praktischen Ablauf der Impfung eltern- und kinderfreundlicher zu gestal- ten. Eine Umfrage in der Kinderarztpraxis zum Impfen Impfen in der Praxis: Erwartungen und subjektive Wahrnehmung der Eltern DR. MED. NIENSKE PETERS, PRAXISPÄDIATERIN, BERN Korrespondenzadresse: praxisimpfumfrage@gmail.com Die Erstpublikation dieses Artikels erfolgte in: PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2018;18(7):118–121 Ihre Impfberatung optimieren? Dann lesen Sie weiter…
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