KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2018

K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 17 03 / 2018 DI E MPA SE I TE Eine Reise durch den Magen-Darm-Trakt N ach einem freundlichen Empfang durch die MPAs der Kinder- und Jugendpraxis Köniz Fr. N. Schwei- zer und Fr. K. Böhlen galt das Wort dem leitenden Arzt der Gastroenterologie und Ernährung in St.Gallen, Hr. Dr. med. George Marx. Die anwesenden 44 MPAs, welche durchwegs alle in Kinderarztpraxen arbeiten, waren gespannt, dem Referenten auf die Reise durch den Magen-Darm-Trakt zu folgen.  Bereits zu Anfang bat er um einen regen Austausch untereinander, stellte Fragen an uns Zuhörer und star- tete mit einer lockeren Manier das Thema «Bauch- weh». Im Schnitt leidet jedes fünfte Kind an chroni- schen Bauchschmerzen (mind. 1×/Monat während 3 Monaten hintereinander). Wenn alle organischen Ur- sachen ausgeschlossen sind, spricht man von funktionel- len Bauchschmerzen. Dies heisst jedoch nicht gleichzei- tig, dass sie psychischer Natur sind. Durchaus kann Stress die Schmerzen beeinflussen/verstärken, doch oft entste- hen diese durch Übersensibilität und/oder Mobilitätsstö- rungen des Darms. Die Lokalisation des Schmerzes lässt uns die Dringlichkeit einer Konsultation eruieren. Je wei- ter seitlich, desto eher liegt ein organisches Problem vor. Wie ist der Allgemeinzustand des Kindes? Hüpft es ver- gnügt umher, kann ein «Blindsgi» wahrscheinlich ausge- schlossen werden. Ist der Stuhlgang eher dick (Verstop- fung) oder doch dünn bis spritzig (viraler Infekt, Toddler Diarrhoe oder Unverträglichkeit)? Bei einem Neugebore- nen rechnet man eher mit Koliken, Reflux oder einer Py- lorusstenose, bei einem Jugendlichen mit einer funktio- nellen Dyspepsie & IBS oder einer Gastritis. Anschaulich zeigte uns George, wie sich der Brechreiz bei einem Re- flux im Vergleich zu einem schwallartigen Erbrechen bei einer Pylorusstenose anhört/ausschaut. Mit einer Leich- tigkeit und Hemmungslosigkeit erläuterte er uns die ein- zelnen Beschwerden/Krankheiten und deren Therapien.  Viel Diskussionsstoff brachte der Abschnitt der Unver­ träglichkeiten und Allergien. So waren die Fructose- malabsorption (nicht zu verwechseln mit der Fruktose­ unverträglichkeit), die Laktose- und Glutenunverträg- lichkeit ein Thema. Zöliakie! – nicht nur in der Medizin ein Begriff Immer mehr Leute verzichten nicht nur krankheitsbe- dingt, sondern weil es «hype» ist, auf Gluten. Durch diese «Trendsetter» sind nun auch unsere Fachmärkte immer mehr mit glutenfreien Produkten ausgestattet. George erklärte uns, dass eine Zöliakiediagnostik mit- tels Serologie eine Momentaufnahme ist. Jederzeit kann der richtige Trigger dazu führen, dass eine Zöliakie ent- wickelt wird. Eine negative Serologie ist daher kein lebenslanger Ausschluss einer Krankheit. Wichtig ist zudem, dass vor der Diagnostik mind. 2–3 Monate keine glutenfreie Diät gehalten wird. Ansonsten kann die Zöliakie nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Keine Verbote bei Nahrungsmitteln im Kleinkindalter Im Verlauf kamen wir auf die Ernährung im Kleinkind­ alter zu sprechen. Die Empfehlungen wechseln alle paar Jahre wieder, sodass es schwierig ist, generell ein Rich- tig und ein Falsch zu definieren. Gemäss George ist der Instinkt der Mutter besser als jeder Arzt. Im Moment wird empfohlen, ab dem 5.–7. Monat nebst Mutter- milch/Säuglingsnahrung Step by Step Beikost einzufüh- ren. Bis auf Milchprodukte, welche ab dem 7. bis zum 12. Monat nur in kleinen Mengen gegeben werden soll- ten, kann man dem Kleinkind ohne Einschränkung jeg- liche Nahrungsmittel anbieten. Probiotika auf dem Vormarsch Zum Schluss gingen wir noch kurz auf den Einsatz von Präbiotika und Probiotika ein. Es zeigt sich, dass Probioti- ka mit Erfolg gesundheitsfördernde Effekte erzielen und daher vermehrt bei Koliken bei Säuglingen und funktio- nellen Bauchschmerzen eingesetzt werden (Bigaia).  Wir verabschiedeten George mit einem grossen Ap- plaus. Mit Georges humorvollemWesen ging der Nach- mittag wie im Fluge vorbei. Fragen und Anmerkungen konnten ohne Hemmungen geäussert werden, sodass wir mit vielen neuen Erkenntnissen und Hilfestellungen für den Alltag als MPA nach Hause zurückkehrten. ■ FABIENNE DERIAZ, KINDERARZTPRAXIS B OST, OSTERMUNDIGEN Korrespondenzadresse: kinderarztpraxis-b-ost@hin.ch Bauchschmerzen sind ein immer wieder gesehenes Beschwerdebild im Alltag einer Kinder- arztpraxis. Dr. med. George Marx führte mit viel Humor und grossem Fachwissen durch den Magen-Darm-Workshop. Tipps und Tricks für die MPA sollen helfen richtig zu triagieren: «Wann gehört das Kind in die Praxis und wann darf die MPA die Eltern beraten?» MPA Kurs:

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