KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2018

K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ BERUFSPOL I T I K 03 / 2018 14 I m Original die Drohung gegen ein Kind oder sein Alb- traum.  Aktuell das Motto von Politik und Krankenversiche- rern im Umgang mit der Ärzteschaft. Und – in der de- mokratisch legitimierten Form – der Druck der Ärzte- schaft auf das Parlament zum «Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung».  Die vor allem auf die Ärzteschaft abgestützte Eid­ genössische Volksinitiative «JA zum Schutz der Kin- der und Jugendlichen vor Tabakwerbung» läuft harzig. Wir rufen euch alle auf, eure Anstrengungen bei der Sammlung von Unterschriften zu verstärken. Ist es nicht eine unserer vornehmsten und wichtigsten Aufgaben, Heranwachsende vor Schaden zu bewahren? Also! www.kinderohnetabak.ch Der Nationalrat will der Ärzteschaft eine Nationale Qua- litätskommission auf die Nase drücken mit dem Argu- ment, dass die Sicherung der Qualität zwar im Kran- kenversicherungsgesetz (Art. 58) seit Jahren verankert, in der Praxis aber von den Leistungserbringern unge- nügend umgesetzt werde. Die Anstrengungen und Be- teuerungen der Spitäler und Fachgesellschaften genü- gen den Parlamentariern nicht. Sie argumentieren mit jährlich 2000 vermeidbaren Todesfällen. Ob sie das Par- lament verhindern hilft? Auf jeden Fall muss die Ärzte- schaft die Qualität ihrer Arbeit nachweisen können. Am besten gemäss unseren Kriterien statt mit denen der Po- litiker. Aber wer macht die Arbeit? Seit Jahren sind die Fachgesellschaften gefordert oder überfordert. Fehlen- des ärztliches Engagement führt zur Kontrolle durch Be- amte, nach ihren Vorstellungen.  Seit Jahrzehnten steigen die Krankenkassenprämien zwar nicht explosionshaft, aber stärker als die Löhne. Der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandpro- dukt steigt ebenfalls kontinuierlich. Der Nutzen dieser Ausgaben bleibt unbeachtet. Der Bund hat den Auftrag zu sparen, Politiker und Parteien lancieren Vorstösse und Initiativen. Eine vom Bundesrat beauftragte Experten- kommission hat 38 Kostendämpfungsmassnahmen vor- geschlagen, unter anderem ein Kostendach für medizi- nische Leistungen, unter dem die Leistungserbringer den Kuchen selber verteilen sollen. Positive Auswirkungen auf unsere Arbeit sind nicht zu erwarten, ebenso wenig die Übernahme von Verantwortung vonseiten der Poli- tik. Geharnischte Reaktionen aus Ärzteschaft und Pflege sowie von Versicherern und Pharmaindustrie sind bereits erfolgt. Die Vernehmlassung über 12 vom Bundesrat pri- orisierte Massnahmen beginnt im Herbst.  Mit dem zweiten Tarifeingriff wollte der Bundesrat vorerst 700, dann noch 400 Mio. sparen. Noch liegen keine konkreten Zahlen zu den Auswirkungen des Tarifs 1.09_BR vor. Allerdings soll der Prämienanstieg 2019 wieder etwas höher ausfallen als 2018. Was kommt dann?  Tarifsuisse stellt vermehrt Rückforderungen in Zusam- menhang mit geltend gemachten Besitzstandleistungen. Im Bereich Pädiatrie geht es vor allem um die Audiome­ trie und die Prick-Testung. Gemäss Auffassung der Ärzte- schaft darf Positionen mit fremden (einer anderen Fach- richtung vorbehaltenen) Dignitäten abrechnen, wer den Besitzstand bei der FMH hinterlegt hat und die Fortbil- dungspflicht in seiner Disziplin erfüllt. Die Versicherer for- dern zusätzliche Fortbildungscredits. Bei Problemen wen- de man sich an mfe und den Rechtsdienst der FMH. Im nächsten Tarif sollten diese Streitfragen weitgehend ge- löst sein (mit entsprechenden Positionen).  Laborpositionen abrechnen darf nur, wer im Besitz ei- nes Fähigkeitsausweises für das Praxislabor FAPL ist und die Qualitätskontrollen Qualab erfüllt.  mfe hat eine Umfrage zu den Auswirkungen des letz- ten Tarifeingriffs gemacht. Erfreulicherweise haben sehr viele Mitglieder geantwortet. Wie vorhergesehen ma- chen vor allem die Limitationen Probleme, insbeson- dere die Einschränkung der Leistung in Abwesenheit. Unverändert fordern wir alle auf, den Tarif korrekt anzu- wenden und vor allem möglichst keine Umgehungspo- sitionen zu verwenden, weil uns diese vom Bundesamt für Gesundheit und den Versicherern um die Ohren ge- schlagen werden. mfe informiert regelmässig und sam- melt Informationen und Klagen unter tarif@hausaerz- teschweiz.ch (für Mitglieder mfe).  Die Verhandlungen über den zukünftigen Tarif laufen unter den Partnern heiss. Nach wie vor wird von allen Beteiligten die partnerschaftliche Eingabe an den Bun- desrat bis Ende 2018 angestrebt. Noch ist unklar, wie sich dieser Tarif auf unser Einkommen auswirken wird.  Diskussionen um den Kinderzuschlag zeigten einmal mehr, wie wichtig es ist, eigene Zahlen vorweisen zu können. Deshalb hier der erneute Aufruf (speziell an die Pädiater), die Kennzahlen der Praxis für die Rollen- de Kostenstudie ROKO zu liefern und die Verbände zu unterstützen, welche sich für gute Arbeitsbedingungen einsetzen. ■ DR. MED. ROLF TEMPERLI, BERN, VORSTANDSMITGLIED MFE Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt Ist es nicht eine unserer vornehmsten und wichtigsten Aufgaben, Heranwachsende vor Schaden zu bewahren? Also! www.kinderohnetabak.ch

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