KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2018
K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 11 Hier drei Beispiele, wohin dieses «Spiel» führen kann: – In Österreich überlegt man die Abschaffung frei- er Praxen und die Einführung sogenannter «Primary Health Care Centers», in denen die Ärzte vom Staat angestellt sind – der Sozialismus wie in den früheren Ostblockstaaten lässt grüssen. Auch bei uns gibt es Stimmen, welche sagen, dass doch unsere Vorsorge- untersuchungen durch Mütterberaterinnen gemacht werden können. – In Deutschland sieht die Vergütung (vereinfacht) wie folgt aus: Der Pädiater bekommt pro Patient und Quartal ca. 50 Euro – egal wie oft und weshalb er die Kinder in 3 Monaten sieht – zuzüglich mancher (nicht allzu hoher) Zusatzleistungen wie Impfungen, Vorsorgen, Sonos,… Wir selber müssen zwischen- zeitlich bereits einzelne Leistungen im Minutentakt abrechnen, weitere sollen folgen, der nächste Schritt wären dann ebenfalls die Pauschalen. Einer der Grün- de, weshalb Tarifarbeit dringend notwendig ist und gemacht werden muss! – Und eine letzte Zahl aus Deutschland: In den letzten Jahren sind die nicht oder nicht ausreichend deutsch sprechenden Ärzte von 10000 auf 30000 angestie- gen usw. (Da fragt man sich, wo der Anspruch auf die ganzheitliche – also in grossen Teilen sprechende – Medizin bleibt?). Auch dieses Problem kennen wir bereits zunehmend in der Schweiz. Welche Vorkeh- rungen braucht es hier? Auch für uns bereits in der Praxis Tätigen sind dies sicherlich keine erstrebenswerten Aussichten. Momen- tan mag dies für viele von uns «weit weg sein», wir wissen aber aus der Vergangenheit, dass die Entschei- dungsträger leider nicht selten solch unheilvolle Ideen nachahmen – und nicht von Negativbeispielen abge- schreckt werden. Sowohl das Dossier «Interprofessio- nalität» wie auch «Pauschalen» liegen im Bundesamt für Gesundheit auf dem Tisch. Wir tun also gut daran, Augen und Ohren offen zu halten und mit am Tisch zu sitzen. Die Möglichkeiten der Interprofessionalität wurden in München aber auch als Chance angesehen. Wohlge- merkt nicht im Sinne der Substitution, sondern der Ko- operation! Wir möchten also keine zusätzlichen neu- en Anlaufstellen, in denen die Qualität der Beratung, die wir in den Praxen bieten, weder gewährleistet noch kontrolliert werden kann. Vielmehr würde es Sinn ma- chen, wenn es in den Praxen «Raum» für MPAs (oder andere Fachkräfte) gäbe, die uns in enger Zusammen- arbeit und fachlichem Austausch zum Beispiel bei der Beratung entlasten würden (wie bei Erziehungs- und Ernährungsfragen). Dafür müsste es aber Vergütungs- positionen geben, damit wir die Entlöhnung anpas- sen könnten. Hiermit wären wir zudem im Bereich des Lohns konkurrenzfähig (im Vergleich mit der «freien» Wirtschaft, den Spitälern oder gar den anderen fach- ärztlichen Kollegen) und hätten die Möglichkeit, gute und qualifizierte Mitarbeiterinnen zu finden (im Übri- gen besteht auch hier bereits ein Mangel). Im neuen Ta- rif TARCO sind mehr nichtärztliche Leistungen für Med. Praxisassistentinnen vorgesehen, sofern es durch die Versicherer im aktuell laufenden Durchgang der Revi- sion nicht geschreddert wird. In München haben die Präsidien beschlossen, eine gemeinsame Erklärung zu erarbeiten, um die Proble- matik der medizinischen Versorgung – natürlich spe- ziell in der Praxispädiatrie – der Politik sehr bewusst zu machen. Denn nur, wenn wir uns wiederholt Gehör ver- schaffen, haben wir eine Aussicht auf eine positivere Entwicklung. Des Weiteren sollen die Kontakte innerhalb der deutschsprachigen Pädiatrie fortgeführt und weiter ge- festigt werden. Die nächsten Treffen sind bereits für die Jahreskongresse der entsprechenden Berufsverbände (im Juni in Berlin und im September in Linz) vorgesehen. Auch ist angedacht, dass wir unsere Treffen wie jetzt in München im jährlichen Rhythmus stattfinden lassen wol- len. Wir sind überzeugt, dass wir vom Austausch mit den anderen und grösseren deutschsprachigen Berufsverbän- den nur profitieren können! Zusammenfassend kann man sagen, dass wir eine sehr interessante und konstruktive Tagung erlebt haben, die in einer äusserst netten und freundschaftlichen Atmos phäre stattgefunden hat. Dies wurde mit einem gemein- samen Abendessen abgerundet, zu dem wir netter weise vom deutschen Berufsverband eingeladen wurden (neben der Übernahme der Übernachtung). ■ V.l.n.r.: Willy Sedlak, ÖGKJ, Jan Cahlik, KIS, Heidi Zinggeler Fuhrer, KIS, Tilman Kaethner, BVKJ, Thomas Fisch- bach, BVKJ, Karin Geitmann, BVKJ, Roland Ulmer, BVKJ – Pläne der Politik: Abschaffung der privaten pädiatrischen Praxen und Ersetzen dieser durch staatliche «Primary Health Care Centers» – Pädiatermangel bereits in Wien und grossen Kinderkliniken angekommen – Fallpauschalen pro Kind und Quartal längst Realität – pädiatrische Ausbildung im Umbruch – nicht zuletzt durch Nachwuchsmangel bedingt – Konsequenzen für unsere berufspolitische Arbeit? – aus Fehlern und Erfahrungen anderer lernen?
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