KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2018
FORTB I LDUNG 02 / 2018 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 30 schen der Hüfte und den Füssen eingeklemmt sind, re- sultieren oft Schmerzen, die durch Instabilitäten derje- nigen verursacht werden. Häufig sind Tibia- und / oder Femurrotationen, hervorgerufen durch ein Kräfteun- gleichgewicht, das zugrunde liegende Problem. Ein Auftrainieren der betroffenen Muskulatur und beglei- tende Stabilisation des Fusses mittels Einlagen können unnötige Bewegungen im Knie reduzieren. Knieschmerzen und deren Ursachen sind sehr kom- plex. Es ist daher essenziell, jeden Patienten individuell zu betrachten und die Therapie entsprechend zu gestalten. Tibialis posterior Insuffizienz Der Tibialis posterior ist massgeblich an der Bildung und Stabilisation des medialen Längsgewölbes beteiligt. Bei einer ausgeprägten Insuffizienz richtet sich die Ferse im Zehenstand nicht spontan auf. Tritt diese Indikation auf, sollte der Patient zur weiteren Abklärung einem Spezi- alisten vorgestellt werden. In einigen dieser Fälle reicht eine sensomotorische Einlagenversorgung nicht aus, sondern es werden DFOs oder OSSAs benötigt. Habitueller Zehenspitzengang Der habituelle oder idiopathische Zehenspitzengang ist mit einer Häufigkeit von 5% bei Kindern im Vorschul- alter zu beobachten. Ihm liegt keine neurogene oder neuromuskuläre Ursache zugrunde. Betroffene Patien- ten gehen permanent oder situationsbedingt auf dem Vorfuss. Die Hintergründe des idiopathischen Zehen- spitzengangs sind nicht gänzlich geklärt, eine verkürz- te Wadenmuskulatur sowie eine zu schwache prätibia- le Muskulatur oder genetische Faktoren können dieses Gangbild begünstigen. In 50% der Fälle normalisiert sich das Gangbild bis zum Schuleintritt jedoch spontan. Zur Behandlung gehören Physiotherapie und begleitend Pyramideneinlagen. Zusätzlich sollte in schwierigen Fäl- len mit einem Fersenkeil gearbeitet werden, dadurch wird es dem Patienten ermöglicht, mit der Ferse zu- erst aufzutreten, was Voraussetzung für ein physiologi- sches Gangbild ist. Schmerzen im Bereich des Os naviculare Schmerzen im Bereich des Fusslängsgewölbes bzw. des Os naviculare sind bei Kindern und Jugendlichen häu- fig anzutreffen. Die Ursachen sind nicht immer geklärt. Ausgelöst werden diese Beschwerden beispielsweise durch eine aseptische Knochennekrose (Morbus Köhler I) oder durch ein Os tibiale externum. Nicht selten zeigt der Patient gleichzeitig einen ausgeprägten Knick-Senk- fuss. In diesem Zusammenhang kann durch eine Ein- lagenversorgung der Druck auf die betroffenen Struk- turen umverteilt und die Schmerzen gelindert werden. Innenrotiertes Gangbild Wie der kindliche Knick-Senkfuss gehört auch das in- nenrotierte Gehen zur Entwicklung dazu. Durch die ver- grösserte Antetorsion der Hüfte und die im Allgemei- nen grössere Beweglichkeit bei Kindern kann sich ein innenrotiertes Gangbild zeigen. In den meisten Fällen normalisiert sich die Rotation bis zum Schulalter. Trotz- dem sollte die Innenrotation beobachtet werden. Tritt mit der Zeit keine Verbesserung ein, sollten weitere Ab- klärungen erfolgen. Allenfalls kann mit sensomotori- schen Einlagen nachgeholfen werden. Fazit Es gibt keine allgemeingültige Antwort darauf, wann ein Kind mit Einlagen versorgt werden sollte. Jedes Kind, jeder Fuss und jede Gangentwicklung ist indi- viduell. Grundsätzlich braucht ein gesunder Kinder- fuss keine Einlagen. Wenn jedoch Schmerzen am Be- wegungsapparat auftreten, die persistieren, sollte eine Einlagenversorgung erfolgen. Zudem müssen Auffällig- keiten immer beobachtet werden. Zeigt beispielsweise ein 10-Jähriger einen Fersenvalgus von über 12°, sollte er mit Einlagen versorgt werden. Aussagekräftige Stu- dien zum Thema gibt es nicht viele. Teils wurde Einla- gen eine messbare Wirkung nachgewiesen, in anderen Studien wiederum nicht. Da Einlagen, Füsse und de- ren Wechselwirkung stark variieren, ist die Wirkung im Rahmen einer Studie nur schwer messbar. In der Praxis zeigt sich, dass besonders bei diffusen Schmerzen mit Einlagen eine Linderung erreicht werden kann. Eine Al- ternative oder Ergänzung zur Einlagenversorgung stellt die Physiotherapie dar. Generell ist darauf zu achten, Kindern die Möglichkeit zu geben, sich viel barfuss auf verschiedensten Oberflächen zu bewegen. Geeignetes Schuhwerk mit oder ohne Einlagenversorgung ist für Kinderfüsse genauso wichtig. Normal stabilisierende Schuhe mit verstärkter Hinterkappe, genügender Brei- te und Länge sowie normaler Absatzhöhe unterstützen die richtige Entwicklung des Fusses. ■ ■ Take-Home-Message: Einlagen sind nicht immer nötig, aber korrekt angepasste Einlagen schaden nicht. LITERATUR KANN BEI DEN VERFASSERN NACHGEFRAGT WERDEN. Häufig sind Tibia- und / oder Femurrotationen, hervorgerufen durch ein Kräfteungleichgewicht das grundliegende Problem Jedes Kind, jeder Fuss und jede Gangentwicklung ist individuell
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