KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2018
02 / 2018 FORTB I LDUNG K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 19 Abbildung 2 Abbildung 3: Initial gespaltener Unterschenkel-Gips Abbildung 4: Später Gipsschale dass somit jede der vier Komponenten des Klumpfus- ses (siehe Scoreblatt) selektiv berücksichtigt und korri- giert wird. Ein abschliessender Unterschenkelgips kann diese neu erworbene Qualität festhalten. Diese Gipstechnik ist sehr anspruchsvoll, da von Anfang an eine Derotati- on des Fusses zur queren Knieachse angestrebt werden muss. Ohne Derotation ist kein befriedigendes und dau- erhaftes Resultat zu erwarten. Die manuell behandelten Füsse zeigen Länge, Weich- heit und Flexibilität. Das Alignment des Fusses im Ver- hältnis zu den Beinachsen kann mit unserer Technik statisch korrekt eingestellt werden. Neben dieser not- wendigen Einstellung ist die Funktionalität des Fusses gut in die natürlichen Bewegungsketten des gesamten Körpers zu integrieren nach den Prinzipien der funktio- nellen Bewegungslehre. Bei unseren Patienten handelt es sich um neugebo rene Kinder. Beschäftigt man sich genauer mit dem We- sen eines Neugeborenen, so ist klar, dass Bewegungs- freiheit für die psychomotorische Entwicklung im ersten Lebensjahr sehr wichtig ist. Dank dem funktionellen Konzept kann das Kind seine Beine fast unbehindert bewegen, sich korrekt drehen, pivotieren und kriechen. Die freie Bewegung im Raum ist auch für die gesamte Wahrnehmungsentwicklung des Kindes ein wichtiges Gut. Ein weiteres Element sehen wir in der Arbeit am Bindegewebe und seinen Faszien. Im Verlauf der manu- ellen Behandlung setzen wir einen Schwerpunkt auch zu diesem Aspekt. Das Reduzieren von Verklebungen ermöglicht besser fliessende Bewegungen, auch beim Neugeborenen. Voraussetzungen dieses Behandlungs- konzepts Um dem Kind diese Freiheiten zu ermöglichen, wer- den an alle Beteiligten grosse Anforderungen gestellt. Es braucht ein gut funktionierendes Team bestehend aus dem verantwortlichen Kinderorthopäden in Zusam- menarbeit mit dem Physiotherapeuten und der betrof- fenen Familie. Für den Therapeuten bedeutet es, dass jeder Hand- griff möglichst perfekt sitzen sollte, um die gewünsch- ten Ergebnisse zu erzielen. Das bedarf einer intensiven und engagierten Ausbildung. Für die Eltern bedeutet es, zusätzliche zeitliche Frei- räume für die Therapie ihres Kindes zu schaffen. Oft helfen Grosseltern oder andere Verwandte mit, diese Phase zu bewältigen. Nicht jede Familienstruktur kann sich aber diesen Aufwand leisten. Eine umfassende Aufklärung der Familie zu Beginn der Behandlung ist daher notwendig. Das Kind muss über Jahre bis zum Abschluss des Wachstums in Kon- trolle bleiben: im ersten Lebensjahr mit der manuellen Therapie, mit Taping und Gipsen, anschliessend von Gehbeginn bis zum Alter von etwa 5 Jahren mit Nacht- Beschäftigt man sich genauer mit dem Wesen eines Neugeborenen, so ist klar, dass Bewegungs- freiheit für die psychomotorische Entwicklung im ersten Lebensjahr sehr wichtig ist.
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