KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2018
FORTB I LDUNG 02 / 2018 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 18 N achdem in den späten 1990er-Jahren die eher un- befriedigenden Langzeitresultate der Kinder, wel- che früher mittels invasiver Operationen behandelt worden waren, bekannt wurden, setzten sich seither revolutionär wieder zwei konservative Methoden aus den 1950er-Jahren zur Behandlung des Klumpfusses durch: ein statisches Konzept von Prof. Ignacio Ponseti und eine manuelle Methode aus Frankreich. Beide The- rapieformen wurden in der Folge modernisiert und neu lanciert. Seit 2002 bietet die Universitätskinderklinik Zürich für die Behandlung eines angeborenen Klumpfusses diese zwei verschiedenen Behandlungskonzepte an. Der Orthopäde und Kinderarzt Prof. Dr. Ulrich Exner hat 1999 die manuelle funktionelle Therapiemöglich- keit in Zürich lanciert, dies parallel zum erfolgreichen und weit verbreiteten Ponseti-Konzept. Die Möglich- keit, eine selektive und sanfte Korrektur am Fuss des Neugeborenen altersentsprechend zu erzielen, hat ihn im Wissen um die speziellen Bedürfnisse der Säuglin- ge motiviert. Die Grundlagen zu unserem heutigen Zürcher Klumpfuss-Konzept fanden wir in der Arbeit der ur- sprünglichen französischen Methode von Prof. Masse und Prof. Bensahel in Paris und in der späteren Wei- terentwicklung durch die Physiotherapeutin Fréderique Bonnet Dimeglio in Montpellier. Der wertvolle Beitrag von Frau Bonnet war die Zu- gabe eines statischen Elements. Zur ursprünglich rein manuellen dynamischen Behandlung und Tapetechnik kamen kleine derotierende Unterschenkelgipse hinzu. Diese halten die erworbenen Verbesserungen jeder Sit- zung fest. Die ursprünglich französische Methode ohne diese Gipse verlangte über viele Monate eine hohe Be- handlungsfrequenz. In unserem heutigen Behandlungs- konzept sind nur die ersten 2 bis 3 Monate so behand- lungsintensiv. Anschliessend reduziert sich der Aufwand in der Regel auf zwei Besuche wöchentlich. Steht das Fersenbein nicht genügend tief, muss eine Tenotomie in Erwägung gezogen werden. Was simpel klingt, ist aller- dings nur mit einer aufwendigen Ausbildung und viel praktischer Erfahrung zu erreichen. Wie sieht unser heutiges Behandlungskonzept aus? Optimalerweise beginnt die Behandlung bereits in den ersten Lebenstagen des Kindes. Die Behandlung kon- zentriert sich auf ein sorgfältiges Lösen der Verkle- bungen des Gewebes rund um den Knöchel. Verkürz- te Sehnen werden fein gedehnt, die Länge des ersten Strahls des Fusses angestrebt. Die Korrektur der knö- chernen und knorpeligen Anteile in ihrer dreidimen- sionalen Fehlstellung steht dabei jedoch im Vorder- grund. Mit den anschliessend angelegten Taping-Verbänden kann gedehnt und dreidimensional gedreht werden, so- Das Zürcher Klumpfuss-Konzept URSULA ISSLER-WÜTHRICH, KINDERPHYSIO THERAPEUTIN, ZÜRICH Korrespondenzadresse: ursula.issler@klumpfuss.ch Die Autorin arbeitet seit 1976 als spezialisierte Kinder- Physiotherapeutin mit Säug- lingen und Kleinkindern. Seit 1982 betreibt sie ihre eigene Praxis in Zollikon und ist seit 2000 auf Klumpfüsse spezialisiert. Weitere Informationen unter www.klumpfuss.ch Abbildung 1 Scoreblatt Der wertvolle Beitrag von Frau Bonnet war die Zugabe eines statischen Elements.
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