KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2018
FORTB I LDUNG 02 / 2018 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 14 D er angeborene Klumpfuss ist die häufigste orthopä- dische Fehlbildung und tritt bei uns zwischen eins bis zwei pro 1000 Neugeborenen auf. Beim Klumpfuss handelt es sich um eine dreidimensionale rigide Defor- mität des Fusses mit mehreren Komponenten: Spitz- fuss (Equinus), Innenkippung der Ferse (Varus), Hohlfuss (Cavus) sowie Mittel- und Vorfussfehlstellung (Adduc- tus und Supinatus) (Abb.1–2). Die Entstehung der Ponseti-Methode Bereits vor etwa 70 Jahren (Ende der Vierzigerjahre) entwickelte der aus Menorca stammende Spanier Ignacio Ponseti an der University of Iowa (Abb.3) eine sanfte und äusserst effiziente konservative Behand- lung zur Korrektur des angeborenen Klumpfusses beim Neugeborenen. Motiviert wurde er durch die schlech- ten Ergebnisse nach operativer Klumpfusskorrektur, die in der Regel zu steifen, unvollständig korrigierten und dazu auch öfters zu schmerzhaften Füssen führ- ten. Ponseti entdeckte hauptsächlich mithilfe der Telera- diographie und dank seiner funktionell anatomischen Kenntnisse die Entstehung der Deformität im Detail. Diese wird durch eine Fehlfunktion verschiedener Mus- keln in der ersten fetalen Phase hervorgerufen. Diesbe- züglich sind Wadenmuskulatur (Triceps surae), Tibialis posterior und Zehenbeuger betroffen. Er konnte bewei- sen, dass der Fuss durch eine korrigierende Abduktion in Supination wieder in die ursprüngliche Position unter den Talus gebracht werden kann. Leider wurden seine ersten Veröffentlichungen mit überdurchschnittlich bes- seren Resultaten jahrzehntelang nicht wahrgenommen. Erst in den Neunzigerjahren verbreitete sich die Metho- de zuerst in den USA und später weltweit. Durch den geringen Aufwand und die reduzierten Kosten (Gips) eignet sich die Ponseti-Methode ganz besonders für die Behandlung in Entwicklungsländern. Mit Unterstützung der Stiftung «Ponseti International» laufen heute zahlreiche Hilfsprojekte auf der ganzen Welt. Die Ponseti-Methode konnte sich in der Schweiz lei- der erst deutlich später als in den meisten europäi- schen Ländern weitgehend durchsetzen. Die französi- schen Alternativmethoden der Jahrhundertwende nach Bensahel (Paris) und Dimeglio (Montpellier), die prak- tisch täglicher Manipulation unter spezialisierter phy- siotherapeutischer Behandlung bedürfen, waren jahre- lang noch recht beliebt, haben aber ihren ehemaligen Stellenwert wegen mangelnder Effizienz und zu langer Behandlungsdauer zunehmend verloren. Der kongenitale Klumpfuss: die Ponseti Methode DR. MED. RAFAEL VELASCO, CHEFARZT KINDER- UND JUGENDORTHOPÄDIE, SCHULTHESS KLINIK, ZÜRICH Korrespondenzadresse: Rafael.Velasco@kws.ch Der kongenitale Klumpfuss des Neugeborenen lässt sich heutzutage höchst effizient durch die Ponseti-Methode konservativ behandeln. Diese nicht neue, aber lange Zeit verkannte Methode hat die Klumpfussbehandlung revolutioniert und kann auch bei schwierigsten Voraussetzungen mit Erfolg angewendet werden. Unsere Erfahrungen mit der Methode aus den letzten 18 Jahren haben gezeigt, dass bei korrekter Technik auch residuelle Klump- füsse älterer Kinder vollständig oder zumindest grösstenteils korrigiert werden können. Abbildung 2 Abbildung 1
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