KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2018

BERUFSPOL I T I K 02 / 2018 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 10 Rauch und Kinder Da verbrennt der Bund jedes Jahr Millionen, um vor der Schädlichkeit des Rauchens zu warnen. Gleichzei- tig subventioniert er den Tabakanbau. Die Tabakindus­ trie investiert Millionen, um die Kunden am Glimmstän- gel zu halten und sie zum Rauchen zu animieren. Sie fälscht Studien und bezahlt horrend hohe Strafen. (Sie- he z. B. http://www.suchtschweiz.ch/fileadmin/user_ upload/DocUpload/Tabakheft_3.pdf) Und alles schafft Arbeitsplätze. Parallelen zum Gesundheitswesen sind wahrscheinlich zufällig. Oder doch nicht? Mit den Argu- menten «wirtschaftlicher Nutzen» und «Werbefreiheit» torpediert das Parlament alle Präventionsbemühungen von Bund und Gesundheitsorganisationen. Sogar der in den Augen der Gesundheits- und Präventionsspe- zialisten harmlose Gesetzesvorschlag des Bundesra- tes zur Regelung der Tabakwerbung wurde im Herbst 2016 vom Parlament versenkt. Unsere Parlamentarier sind nicht willig, die Werbung für ein unbestrittener- massen gesundheitsschädigendes Produkt einzuschrän- ken. Folglich müssen andere Wege gesucht werden, um die Prävention zu stärken und so vor allem Kinder und Jugendliche vom Rauchen abzuhalten.  mfe hat zusammen mit zahlreichen anderen Gesund- heitsorganisationen (unter anderem FMH, Krebsliga, pharmaSuisse, Schweizerischen Gesellschaft für Pädiat- rie, Schweizerische Gesellschaften für Pneumologie bzw. Pädiatrische Pneumologie und Kardiologie, Drogisten- verband und Jugendverbänden) die Initiative «JA zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» gestartet. Die Pädiatrie ist mit Heidi Zinggeler Fuhrer im Initiativkomitee vertreten. Unterschriftenbögen sollten alle erhalten haben. Alle Pädiaterinnen und Pädiater sind aufgerufen, Unterschriften zu sammeln. Unterschriften für eine Initiative, die das Parlament unter Druck setzen soll, wirksame Massnahmen für den Schutz der Kinder und Jugendlichen zu ergreifen. Informationen und Un- terschriftenbögen auf: www.kinderohnetabak.ch (auch bei elektronischer Unterschrift muss der Unterschriften- bogen ausgedruckt und eingeschickt werden). Rauch und Politik Wenn sich Patienten über Ärzte beschweren oder am Schweizer Gesundheitswesen etwas auszusetzen ha- ben, geht es um hohe Löhne und Rechnungen. Der Gesundheitsdirektor der Kantons Genf, Vertreter ei- ner Partei mit weniger als 10% Stimmenanteil, erziel- te vor Kurzem das beste Wahlresultat. Er zeigte keiner- lei Verständnis für die infolge des zweiten Tarifeingriffs streikenden Genfer Chirurgen. Man darf daraus wahr- scheinlich den Schluss ziehen, dass besonnenes Vorge- hen vonseiten der Ärzteschaft und die Suche nach Alli- anzen und Kompromissen im gegenwärtigen Zeitpunkt erfolgsversprechender sind als Konfrontation. Politiker sind so oder so überzeugt, gleichzeitig könnten Quali- tät verbessert und Kosten gesenkt werden.  Der Ärztestopp ist wieder auf dem Tapet und soll 2019 definitiv verankert werden. Die Vernehmlassung des bundesrätlichen Vorschlags ist aktuell im Gang. Diesmal soll nicht nur die Zulassung in der Praxis ge- steuert werden, sondern auch die Spitalambulatori- en, und zwar durch die Kantone. Stellungnahme der FMH: https://www.fmh.ch/files/pdf20/Medienmittei- lung_Die_FMH_will_ueber_nationale_Qualitaetskriteri- en_steuern1.pdf Rauch und Geld Die Klagen über den zweiten Tarifeingriff des Bundes- rates sind zahlreich und laut aber noch wenig präzise. Die finanziellen Auswirkungen lassen sich noch nicht valide berechnen, Kinder- und Hausärzte sind vor allem von den Limitationen betroffen. Konkrete Meldungen zu den Schwierigkeiten und dem Umgang mit Limitatio- nen sind bis jetzt kaum eingegangen. Nur mit konkreten Fällen können die Verbände bei den Behörden vorstellig werden. Meldungen unter tarif@hausaerzteschweiz.ch.  Politiker sind über alle Parteigrenzen hinweg über- zeugt, dass das Gesundheitswesen finanziell gedeckelt werden muss und dass das ohne Kollateralschaden möglich sei. Parlamentarische Initiativen, Volksinitiati- ven und die vom Bundesrat bestellten Experten stossen ins gleiche Horn. mfe hat die «Kostendämpfungsmass- nahmen zur Entlastung der obligatorischen Kranken- pflegeversicherung» bereits mit dem BAG diskutiert DR. MED. ROLF TEMPERLI, BERN, VORSTANDSMITGLIED MFE Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch

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