KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2018

K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 48 ERFAHRUNGSBER I CHTE 01 / 2018 Am 30. November 2017 fand im Luzerner Hotel Radisson Blue wieder einmal ein Pneumologie-Update statt. Die Referenten PD Dr. med. Alexander Möller und Dr. med. Andreas Jung aus dem Kinderspital Zürich, sowie Dr. med. Marco Lurà aus dem Kinderspital Luzern frischten altbekanntes Wissen auf und brachten Neues aus der Welt der Kinder-Pneumologie näher. Da ich das erste Mal einen Kurstag für Kinderärzte Schweiz mitorganisieren durfte und gleichzeitig einen kleinen Artikel dazu für die Leser der «News» verfassen sollte, nehme ich gleich vorweg, dass ich mich in diesem Artikel nicht objektiv zur Qualität des Anlasses äussern kann. Dafür möchte ich versuchen, in den nächsten Zeilen ein paar wichtige Punkte der verschiedenen Referate zusammenzufassen. Der Kurstag wurde mit den spannenden und für uns Praxispädiater sehr hilfreichen Ausführungen von Alexander Möller zu den Themen «Wheezing» und Asthma eröffnet. Weiterhin gilt, dass die Diagnose eines Asthmas für Schulkinder aufgrund technischer Untersuchungen gestellt wird. Orale Steroide sind so weit wie möglich zu vermeiden und sollten nur in schweren Fällen verabreicht werden. Das frühkindliche Asthma kann mit Fluticasone Dosieraerosol therapiert werden, auch bei Kindern jünger als 18 Monate (50µg). Kinder mit häufigen Wheezing-Episoden und Sensibilisierungen insbesondere gegen Hausstaubmilben entwickeln mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Asthma, und bei Sensibilisierung auf Hunde- und Katzenepithelien ist es nicht zwingend notwendig, das Tier wegzugeben, denn eine Dauerexposition kommt einer Desensibilisierung gleich. Das wird viele Familien und insbesondere ihre Vierbeiner freuen. Ausserdem kann es einen Versuch wert sein, beim rein episodischen «viral wheeze» intermittierend (z. B. für 7 Tage) eine Therapie mit einem Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten durchzuführen. Nach diesem praxisnahen Start folgte Andreas Jung mit einem sehr ausführlichen Referat zur Cystischen Fibrose. Die Betreuung dieser Kinder braucht sehr viel «Manpower» und dazu gehört durchaus auch der Pädiater in der Praxis. Wie die Diskussion nach diesem Referat zeigte, scheint diesbezüglich eine Art ZentrumPeripherie-Gefälle zu bestehen. Denn in den zentrumsnahen Praxen werden die Kinder mit CF offenbar kaum gesehen, was überhaupt nicht im Sinne der Spezialisten ist. Schön, dass dieser Tag auch für die Referenten einen gewissen Lerneffekt erbracht hat. Eine weitere wichtige Botschaft: wir sollten in der Praxis trotz CFScreening im Guthrie-Test weiterhin an diese Krankheit denken, wenn verdächtige Symptome bestehen, denn das Screening weist eine Fehlerrate von ca. 4% auf. Während sich in der Therapie für gewisse Mutationsklassen in Zukunft einige sehr zielgerichtete Möglichkeiten eröffnen könnten, ist und bleibt der Schweisstest der Goldstandart für die Diagnosestellung. Des Weiteren gab uns Andreas Jung mit auf den Weg, an die Primäre Zilien Dyskinesie zu denken, sollten mehrere Symptome wie zum Beispiel chronisch produktiver Husten, chronische therapierefraktäre Rhinitis, Bronchiektasen ungeklärter Genese und chronische Otitis media mit Ergüssen vorliegen. Wir wissen es alle: Atemwegsinfekte sind häufig und meistens viral. Hier gibt es keine Neuigkeiten. Es bleibt dabei, dass wir zurückhaltend sein sollten mit der Verschreibung von Hustensäften und Antibiotika, dass wir die Eltern beruhigen und gewisse prophylaktische Massnahmen wie Stillen, gesunde Ernährung, Vermeidung von Tabakrauchexposition und die Gabe von Vitamin D (zumindest bis zum 3. Lebensjahr) propagieren müssen. Für mich ein eher neues Krankheitsbild ist die «Protrahierte bakterielle Bronchitis». Doch sie scheint wahrscheinlich ein relevantes Problem und möglicherweise Vorläufer von chronischen Bronchiektasen zu sein. Hier sorgte die Empfehlung der 2- bis 4-wöchigen antibiotischen Therapie für rege Diskussionen hinsichtlich Compliance und Resistenzentwicklungen. In einem wiederum packenden Referat von Alexander Möller wurden Beispiele zu verschiedenen «Red Flags» rund um die Atmung und Atemstörungen präsentiert. Interessant für alle, die Lungenfunktionsdiagnostik in ihrer Praxis durchführen, waren die anschaulichen Beispiele und Fallstricke, die uns von Andreas Jung gezeigt wurden. Besonders wichtig neben der Qualität der Spirometrie ist bei Kindern auch die Beurteilung der kleinen Flusswerte (MEF50, MEF25). Und: Anstrengungsdyspnoe ist nicht immer gleich Asthma. Für mich war es ein sehr spannender Tag, von dem ich von den Referenten einiges in meinen Praxisalltag mitnehme, und hoffe, dass es den zahlreichen Teilnehmenden auch so geht. DR. MED. ANGELA CHAPPATTE, DAVOS, KURSLEITERIN Korrespondenzadresse: dischma@hotmail.ch Erfahrungsbericht: Pneumologie Update

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