KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2018

01 / 2018 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 13 leitendenden Richtung gewählt werden) mit Eidgenössischem Fachausweis gibt den MPAs spezifische zusätzliche Kompetenzen im Bereich von Chronic Care Management und Beratung von Langzeitpatienten mit Atemwegserkrankungen, Diabetes, Koronarer Herzkrankheit/Herzinsuffizienz, Rheuma und in der Wundbehandlung. Bis jetzt haben schon über 200 MPAs ihren Fachausweis als Praxiskoordinatorin erhalten. Die MPK praxisleitender Richtung übernimmt organisatorische und administrative Aufgaben, die üblicherweise vom Arzt erbracht wurden. Ihr Einsatz kostet die Versicherer nichts, entlastet den Arzt von Büroaufgaben und erlaubt ihm entweder mehr Freizeit oder mehr Zeit für die Sprechstunde. Die MPK klinischer Richtung nimmt dem Arzt medizinische Aufgaben ab, arbeitet parallel zum Arzt, braucht in dieser Zeit eine eigene Infrastruktur und steht dann dem Arzt nicht zur Verfügung. Sie muss also zusätzlich finanziert werden. Die Kostenträger befürchten Mehrkosten und zweifeln am Nutzen der MPK. Die Qualität einer Praxis hängt in grossem Mass von der Qualität der Zusammenarbeit zwischen Arzt und MPA ab. Es liegt in unserem Interesse, die MPAs zu fördern und ihnen Aufgaben zu übertragen, die sie in hoher Qualität unter Anleitung oder selbstständig erbringen können. Könnten gewisse ärztliche Aufgaben an MPAs übertragen werden, so würde dies mittel- und langfristig zu Kostenersparnissen führen. Der entscheidende Vorteil für den Patienten liegt darin, dass er unter dem gleichen Dach und vom gleichen Team betreut und nicht an eine weitere Stelle verwiesen wird. Die Auffassung der Kostenträger, MPA-Arbeiten seien in der TL der Leistungen schon abgebildet, ist zwar nicht ganz falsch, zementiert aber das aktuelle System und verhindert alle Innovationen (ausser vielleicht in den Grosspraxen), auch solche, die kostendämpfend wirken könnten. Wenn MPAs zusätzliche Aufgaben übernehmen sollen, so müssen diese Arbeiten im Tarif abgebildet und die Löhne der MPAs entsprechend angehoben werden. Wenn wir Aufgaben im Rahmen der Interprofessionalität delegieren wollen und können, dann am besten an unsere MPAs. Das liegt in unserem eigenen Interesse, in dem der MPAs, dem der Patienten und schlussendlich auch im Interesse der Kostenträger und Prämienzahler. Was macht die MPA in eurer Praxis? Was könnte sie tun? Warum tut sie es nicht? Instruktion und Überwachung der Inhalation? Die Praxiskoordinatorin MPA/MPK wird darin ausgebildet. Sie erbringt nicht eine Zusatzleistung, sondern übernimmt eine Aufgabe, die bis jetzt der Ärztin oblag. Also braucht es im Tarif eine MPA/MPK-Leistung, weil die Instruktion in diesem Fall eben keine ärztliche Leistung mehr wäre. Und was ist, wenn die Ärztin die Leistung erbringt? Oder wenn die MPA die Wunde näht? Gibt es verschiedene Preise für die gleiche Leistung, je nach Leistungserbringer? Dass dies möglich und von den Kostenträgern auch akzeptiert werden kann, zeigt die Position «Gefässzugang periphervenös»: bezüglich Qualität wird kaum ein Unterschied bestehen, ob das Venflon von der MPA oder dem Arzt gelegt wird. Braucht es den Arzt dazu, so kostet die Leistung aber mehr. Es ist nicht einzusehen, warum gewisse Leistungen, die bis jetzt von Ärzten erbracht wurden, nicht auch von MPAs in gleicher Qualität aber kostengünstiger erbracht werden könnten. Die Forderung nach MPA-Positionen im Tarif ist richtig. Die Interprofessionalität wird gefördert, der Beruf der MPA aufgewertet, die Dienstleistung der Praxis verbessert und Kosten können gespart werden. Es braucht aber noch viel Denkarbeit unsererseits und Kostenträger, welche die Entwicklung der Interprofessionalität unterstützen. Den Gedanken der Interprofessionalität hat unser Verband schon kurz nach seiner Gründung vor gut 20 Jahren aufgenommen. Früh gab es Fortbildungsveranstaltungen unter dem Thema «Das praxispädiatrische Team». Das Interesse unserer Mitglieder flaute aber ab, sodass sich der Vorstand und die Kursverantwortlichen andere Wege ausdachten: unsere MPAs wurden an die KIS-Jahrestagung eingeladen, mit überwältigendem und den Rahmen fast sprengendem Erfolg. Nun finden gemeinsame Workshops und solche nur für MPAs statt. Seit März 2017 organisieren wir Fortbildungen ausschliesslich für MPAs. In verschiedenen Regionen haben pädiatrische MPAs ihre eigenen Qualitätszirkel aufgebaut. Die Förderung und das Leben der Interprofessionalität sind spannend, lehrreich für alle Seiten und zukunftsgerichtet. Und KIS ist dabei, an vorderster Front. Die Qualität einer Praxis hängt in grossem Mass von der Qualität der Zusammenarbeit zwischen Arzt und MPA ab. Die Förderung und das Leben der Interprofessionalität sind spannend, lehrreich für alle Seiten und zukunftsgerichtet.

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