KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2018

01 / 2018 BERUFSPOL I T I K K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Ein wichtiger Pfeiler der Nachwuchsförderung am BIHAM im Ressort «Lehre» und eine spezielle Variante des Mentorings ist in Bern durch die praxisnahe Ausbildung in Form der Hausarztpraktika seit Jahren etabliert und wird von den Studierenden sehr geschätzt. Mit der Reform, welche aufgrund der zunehmenden Zahl Medizinstudenten in den kommenden Jahren erforderlich war, wird dies neu in Form von Hausarzt- bzw. Pädiatrie-Praktika in den Studienjahren 1, 3 und 5 durchgeführt. Während des Studiums begleitet so ein Lehrarzt als «Lehrarzt – Studentin Pärchen» («MentorIn und Mentee») die Studentin durch das ganze Studium. Durch die Verteilung der Praktika auf mehrere Studienjahre kann eine kontinuierliche und aufbauende Beziehung mit MentoringCharakter entstehen, da man im Allgemeinen als Mentee beim gleichen Mentor alle Praktika absolviert. In Bern sind diese Praktika äusserst beliebt und zeigen eine hohe Bewertung bei den Studenten. Das BIHAM übernimmt dabei die gesamte Organisation, stellt die Lernzielanforderungen auf und begleitet die Lehrärzte im Rahmen von «teachers teaching». Die Studenten können wählen, ob sie diese Praktika bei einem Hausarzt oder wahlweise auch bei einem Pädiater machen möchten. Insgesamt sind von allen LehrärztInnen des BIHAM 45 Pädiater. Da dies fester Bestandteil des Studiums ist, erhält jeder die Chance zu diesem einmaligen Teil einer sehr praxisnahen und persönlichen Lernform. Im Ressort «Nachwuchsförderung und Vernetzung» ist nebst dem Praxisassistenzprogramm, der Möglichkeit zur Forschung und dem Angebot von Rotationsstellen, das Mentoring-Angebot ein weiterer wichtiger Stützpfeiler. Das Beratungsangebot richtet sich primär an StudentInnen und junge AssistenzärztInnen, die entweder schon wissen, dass sie Hausärzte werden wollen oder an solche, welche dies als Option in Betracht ziehen. In diesen Beratungsgesprächen sind die Inhalte individuell und sehr vielfältig: Da ist der 5.-Jahresstudent, der ob der Fülle an Möglichkeiten und der Angst vor dem Zuspätsein für eine dringend gewünschte Stelle etwas Ordnung in die Planungsabläufe bringen und Übersicht über das Erforderliche respektive freier Gestaltbare gewinnen will. Da ist die Assistenzärztin im 3. Weiterbildungsjahr, die sich klarer werden will, was noch fehlt und was noch Sinn macht. Da ist die Fast-Fachärztin, die Ratschläge zur Ausgestaltung ihrer ersten Anstellung als Fachärztin einholt. Da ist die Wiedereinsteigerin, die sich über ihre Möglichkeiten informiert. Da ist der Verunsicherte, Burn-outgefährdete, der sich Rat und neuen Mut abholt. Da ist die Spitalärztin und frischgebackene Mutter, die sich aufgrund der veränderten Situation für ambulante hausärztliche Möglichkeiten interessiert. Immer wieder zeigt sich, dass die grosse Flexibilität in der Weiterbildungsgestaltung gleichzeitig sehr positiv wie herausfordernd ist und dass der Hausarztberuf sehr viele Möglichkeiten bietet. Frau Niederer, Sie führen seit vielen Jahren eine pädiatrische Praxis in Olten und sind Lehrärztin der Universität Bern. Können Sie uns kurz beschreiben, wie Sie die Begleitung von Studierenden als Lehrärztin erleben? Ich habe mich erst aufgrund einer Anfrage für eine Praxisassistentenstelle näher mit dem Thema «Lehrarzt» befasst. Nachdem ich den Kurs für Lehrärzte besucht hatte, stand für mich fest, dass ich mich in der weiteren Ausbildung von Assistenten und Studenten aktiv beteiligen möchte, da ich der Meinung bin, dass nur wir selber unseren Nachwuchs ausbilden und fördern können. Fast gleichzeitig mit dem Assistenten haben wir auch begonnen, Studenten der Universität Bern zu betreuen. Die Begleitung der Studierenden ist für mich eine sehr dankbare und erfüllende Aufgabe. Es ist für mich immer wieder schön zu sehen, wie schnell die Lernkurve bei vielen ansteigt, wenn sie in einem guten Lernklima ihre ersten Erfahrungen mit der praktischen Medizin machen können. Durch eine gute Integration ins Team können sie schon frühzeitig «praktisch» arbeiten, was vor allem in den ersten zwei Jahren eine willkommene Abwechslung für die Studierenden ist. Ich selber befasse mich im Rahmen des «Teaching» aber auch immer wieder mit Neuerungen, hinterfrage auch mein Tun und habe einen Einblick in das heutige Medizinstudium, das sich doch grundlegend von meinem eigenen unterscheidet. Alles in allem möchte ich nicht auf diese Begegnungen mit den jungen, zukünftigen Kollegen verzichten und empfinde den Aufwand im Vergleich zum Ertrag als gerechtfertigt. Selbstverständlich ist auch immer die Hoffnung dabei, dass man das Feuer, welches in einem selbst brennt, weitergeben und die Studenten für die Pädiatrie bzw. Hausarztmedizin begeistern kann. BEATRICE DIALLO, BERN, FACHÄRZTIN FÜR ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN FMH, KOORDINATORIN KANTONALE PRAXISASSISTENZEN UND MENTORING Korrespondenzadresse: beatrice.diallo@biham.unibe.ch Mentoring am Berner Institut für Hausarztmedizin Wie in Ausgabe 3/17 am Beispiel von «Mentoring Zürich» illustriert, gehört Nachwuchsförderung zu den wichtigsten berufspolitischen Arbeiten von Kinderärzte Schweiz. Auf diesem Gebiet werden viele Anstrengungen unternommen. Auch am BIHAM wird Nachwuchsförderung grossgeschrieben. So hat das Institut nebst den Ressorts «Lehre» (wo bereits viel für die Nachwuchsförderung getan wird), «Forschung» und «Statistik» neu auch ein Ressort «Nachwuchsförderung und Vernetzung» unter der Leitung von Dr. med. Sven Streit. Mentoring Bern 11

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