K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 31 04 / 2017 JAHRESTAGUNG 2017 – MPA WORKSHOPS Gleich zu Anfang fragt uns Frau Plattner nach unserer Erfahrung mit der Mütter- und Väterberatung und lässt uns diese miteinander austauschen. Verschiedene Inputs werden gegeben und es zeigt sich, dass in den meisten Praxen die gleichen Probleme und Konflikte zwischen Patienten, der Mütter- und Väterberatung und Ärzten auftreten. Meistgenannte Probleme sind: Still- und Ernährungsfragen, Gewichtsprobleme, Themen die Entwicklung und Erziehung betreffend. Frau Plattner stellt nun das Angebot vor: Die Mütter- und Väterberatung sind sozial-pädagogisch orientierte Beratungsstellen für Familien, seit vielen Jahren finanziert von den Gemeinden. Als Mütter- und Väterberaterin sieht man vieles hautnah, man hat mit vielen Nationen und Kulturen zu tun, die Arbeit ist sehr vielfältig. Familien mit Kindern von Geburt bis zum Alter von 5 Jahren sind die Zielgruppe. Viele Eltern nehmen das Angebot in Anspruch, auffallend viele mit einem Beruf aus dem medizinischen oder pädagogischen Bereich. Einige Familien nutzen das Angebot nicht, da einfach alles stimmt. Das heisst, sie hatten eine gute Schwangerschaft und Geburt, sind gesund und psychisch stabil, haben einen guten Familien- und Bekanntenkreis, genügend Entlastungsmöglichkeiten und stehen auch finanziell so gut da, dass sie sich Unterstützung «leisten» können. Leider ist dies aber nur selten der Fall. Häufig sind die Eltern unsicher, sie haben noch keine Erfahrungen mit kleinen Kindern gemacht, sie verfügen über keine Familie oder Bekannte zur Entlastung in der Nähe oder haben finanzielle Probleme. Für all diese Themen ist die Mütter- und Väterberatung da. Die Beraterinnen haben immer ein offenes Ohr, unterstützen und helfen, wo sie können. Natürlich wägen und messen sie die Säuglinge und beraten zu den klassischen Themen wie Ernährung, Schlaf und Familiendynamik. Aber die Wirkung geht weit darüber hinaus: Diverse Broschüren und Informationsmaterialien können bei den Beratungsstellen bezogen werden und es findet eine tolle Vernetzung für Eltern und Fachleute statt. Ausserdem werden die Beratungsstellen als Orte des Austauschs für die Eltern und Anbieter vieler Angebote für Familien mit kleinen Kindern genutzt (z.B. Babyschwimmen, Babymassage, Pekip-Gruppen etc.). Eine gute Zusammenarbeit und ein regelmässiger Austausch zwischen den Arztpraxen und den Mütter- und Väterberatungsstellen sind daher sehr sinnvoll und wichtig. Die Beraterinnen ergänzen die ärztliche Beratung mit viel pädagogischer Erfahrung, können sich für vielesmehr Zeit nehmen, als es dem Haus- oder Kinderarzt in der Praxis möglich ist, wie z.B., um Fragen über Ernährung oder Schlaf mit den Eltern zu diskutieren und sie praktisch anzuleiten. Auch werden Hausbesuche angeboten, was in vielen Fällen so sinnvoll ist und dem Arzt meist einfach die Zeit dazu fehlt. MPAs sollen und dürfen die besorgten Familien ungeniert auch mal an die Beratungsstelle weiterverweisen, und so geschieht es auch umgekehrt. Ganz nach dem Motto: Doppelt genäht, hält besser! Ein herzliches Dankeschön an Frau Rosa Plattner für ihren gelungenen Workshop. Ich denke, wir MPAs haben durch den Vortrag einen guten Einblick in die Arbeit einer Mütter- und Väterberaterin bekommen und werden vielleicht auch versuchen, das eine oder andere Mal mehr mit der Mütter- und Väterberatung zusammenzuarbeiten. ■ REFERENTIN: ROSA PLATTNER, LEITUNG FACHSTELLE MÜTTER- UND VÄTERBERATUNG OSTSCHWEIZ UND STELLENLEITERIN MÜTTER- UND VÄTERBERATUNG REGION ST. GALLEN MODERATION UND AUTORIN: BELINDA BATTAGLIA, MPA MEDIZINISCHES ZENTRUM GLEIS D, CHUR KORRESPONDENZADRESSE: b.battaglia@mez-chur.ch Ein Kind – 1000 Ratschläge – oder ziehen Kinderarztpraxen und Mütter- und Väterberatungsstellen am gleichen Strick?
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