K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 28 JAHRESTAGUNG 2017 – WORKSHOPS 04 / 2017 Die Ziele dieses gut besuchten Workshops waren, (i) die Indikation des Pricktests in der Allergiediagnostik bewerten zu können, (ii) die möglichen Kontraindikationen zu erkennen, (iii) einen Pricktest mit gebräuchlichen Allergenen durchzuführen und auszuwerten (iv) sowie zu lernen, die Aufgaben innerhalb eines Praxisteams aufgrund der relevanten Kompetenzen aufzuteilen. Ein Grossteil der Workshopteilnehmenden waren MPAs. Frau Dr. C. Müller-Wiederkehr, Kinderärztin in Baden, führte als Moderatorin durch den Workshop. Frau Dr. C. Roduit, Kinderärztin und Allergologin im Kinderspital Zürich, hielt zu Beginn ein sehr gut strukturiertes und für Nicht-Allergologen gut verständliches Referat über den Hautpricktest und vermittelte damit die theoretischen Grundlagen. Die wahrscheinlich wichtigste Aussage dieses Referates war, dass Haut- und Blutteste allein NICHT genügen, um die Diagnose einer Allergie zu stellen, da eine Sensibilisierung nicht gleich Allergie bedeutet. Im Folgenden nun einige Highlights, welche ich mit auf den Weg genommen habe: Indikationen und Kontraindikationen: Die häufigsten Indikationen für die Durchführung eines Pricktests sind neben der saisonalen Rhinitis, der Rhinokonjunktivitis und des Asthmas auch der Verdacht auf Lebensmittel- und Medikamenten-Allergien. Patienten mit Verdacht auf Insektengift-Allergie sollten nur vor einer Desensibilisierung und durch einen erfahrenen Allergologen getestet werden. Für die Durchführung eines Hautpricktests gibt es relative Kontraindikationen: (i) Patienten mit Asthma mit Peak Flow <70%, (ii) innerhalb von 4 Wochen nach einer allergischen Reaktion und (iii) dem Vorliegen einer atopischen Dermatitis im Testbereich und (iv) unter Therapie mit Antihistaminika. Der Hautpricktest kann auch bei Säuglingen unter 6 Monaten durchgeführt werden. In dieser Patientengruppe kommt es jedoch vermehrt zu systemischen Reaktionen, wenn der Säugling an einer atopischen Dermatitis leidet und mit frischen Nahrungsmitteln getestet wird. Testung und Extrakte: Antihistaminika (auch Augentropfen oder Nasensprays) müssen 4 Tage vor dem Test abgesetzt werden, da der Test sonst nicht auswertbar ist. Jeder Hautpricktest wird zusammen mit einer positiven Kontrolle (Histamin) und einer negativen Kontrolle (NaCl) durchgeführt. Zum Testen gibt es kommerzielle Extrakte oder man benutzt frische Lebensmittel, die der Patient am besten gleich selber mit in die Praxis bringt. Die Pricktestnadel wird beherzt in die zu testenden Lebensmittel gedrückt, gestochen oder gedreht und dann standardisiert dem Patienten verabreicht. Nüsse können mit etwas NaCl aufgeweicht werden. Als Quelle für Nativallergene werden v.a. frische Früchte und Gemüse empfohlen. Kommerzielle Extrakte sind oft aufgrund der Labilität der Allergene unzureichend oder sind v. a. beim seltenen Gebrauch aufgrund des Ablaufdatums unpraktisch. Das Standard-Panel für Inhalationsallergene enthält 2 verschiedene Hausstaubmilbenextrakte, welche beide angewendet werden sollten. Auswertung: Anhand der Grösse der entstandenen Quaddel (resp. die Höhe des IgE-Wertes im Bluttest) alleine lässt sich weder eine Aussage darüber machen, ob der Patient an einer relevanten Allergie leidet noch wie schwer eine mögliche Reaktion ist. Falls sie gleich gross oder grösser als die Kontrollquaddel (Histamin) ist, bedeutet sie einzig eine positive Sensibilisierung. Jedoch ist eine Allergie umso wahrscheinlicher, je grösser die Quaddel ist bei gleichzeitiger positiver Anamnese zum entsprechenden Allergen. Ist ein Hautpricktest jedoch negativ, ist eine entsprechende Allergie unwahrscheinlich, dies gilt insbesondere bei der Pricktestung mit Nativallergenen. Sicherheit: Hautprickteste sind sehr sicher. Zu systemischen Reaktionen kommt es lediglich bei 0,4% der Getesteten, meistens Synkopen oder Unwohlsein, v.a. bei Asthmatikern. Eine Testung darf aber nur durchgeführt werden, wenn die Praxis über eine entsprechende Notfalltherapie verfügt und diese auch allen Praxismitarbeitern bekannt ist. Praktische Durchführung: Wie ein Hautpricktest praktisch durchgeführt wird, wurde uns von Frau K. Grando, Fachexpertin Pflege der Allergiestation im USZ vorgeführt. In Zweierteams hatten wir anschliessend die Möglichkeit, gegenseitig den Test mit kommerziellen Extrakten und Nativallergen auszuprobieren. Manch einer fand dann eine Sensibilisierung, welche er nun für sich selbst gewichten muss… Anders als bei uns Erwachsenen gilt aber bei Kindern: Die zu testende Fläche ist meist kleiner und trotzdem gilt es, einen Abstand von 3 cm zwischen den Substanzen einzuhalten. Auch muss damit gerechnet werden, dass Kinder nicht immer ruhig halten und geöffnete Fläschchen umwerfen können. Also soll der Test stets in ruhiger und kontrollierter Umgebung durchgeführt werden! Und vielleicht braucht es auch eine entsprechende Ablenkung bei kleineren Kindern! Insgesamt ein sehr lehrreicher und gelungener Workshop. ■ REFERENTINNEN: DR. MED. CAROLINE RODUIT, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, FACHÄRZTIN ALLERGOLOGIE UND KLINISCHE IMMUNOLOGIE FMH, OBERÄRZTIN UNIVERSITÄTS- KINDERSPITAL ZÜRICH KARIN GRANDO, FACHEXPERTIN PFLEGE, ALLERGIESTATION, UNIVERSITÄTSSPITAL ZÜRICH MODERATION: DR. MED. CLAUDIA MÜLLER-WIEDERKEHR, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN BADEN AUTORIN: DR. MED. MAJA TRÜCK, FACHÄRZTIN KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, ARZTPRAXIS OTTENBACH KORRESPONDENZADRESSE: mtrueck@hin.ch Hautpricktest – Durchführung, Möglichkeiten, Grenzen (in Zusammenarbeit mit CK-CARE)
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx