KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2017

K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 23 04 / 2017 JAHRESTAGUNG 2017 – WORKSHOPS Unter der Moderation von Felicitas Steiner, Entwicklungspädiaterin mit Praxis in Wetzikon, stellen drei Therapeutinnen ihre Konzepte, Zielsetzung und Arbeitsweise vor.  Durch Frau Barbara Jäger, dipl. Heilpädagogin/Früherzieherin HfH und Leiterin des Heilpädagogischen Dienstes St.Gallen-Glarus, erfahren wir mehr über die heilpädagogische Früherziehung. Die Arbeit setzt im Kleinkindesalter an, wird vom Kanton finanziert und ist entsprechend kantonal geregelt. Zuweisen können Kinderärzte, Pädagogen, Mütter-/Väterberater/-innen oder auch die KESB, in gewissen Kantonen auch die Eltern. Behandelt werden Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder -auffälligkeiten, aber auch Entwicklungsrisiken und Behinderungen. Das Kind wird zu Hause behandelt. Ziel der Therapie ist, unter Einbezug aller Sinne die Selbstständigkeit, Entwicklung und Teilhabe am Alltag zu fördern.  Frau Angela Nacke, MSc, Ergotherapeutin und Geschäftsführerin von pluspunkt Jona, stellt die Ergotherapie anhand des PEO Modells (Person-Umfeld-Betätigung) vor. Nebst Verbesserung der Handlungsfähigkeit und Fördern manueller Fähigkeiten sind die prozessbezogenen Fertigkeiten wie Organisation und Planung von Abläufen (z. B. Streichen einer Honigbrotschnitte) im Fokus. Das Spektrum der zu behandelnden Kinder ist gross und reicht von Entwicklungsstörungen der motorischen Funktion F82 über AD(H)S, Zerebralparese bis Autismus. Die Finanzierung erfolgt über KK und IV.  Unter dem Motto «Grenzen überwinden» gibt uns Frau Kristin Egloff, Psychomotoriktherapeutin EDK, Auzelg/Hunzikerareal Zürich, Einblick in ihre Arbeit im schulischen Setting. Die Therapie wird vom Kanton finanziert und Zuweiser sind Lehrpersonen oder der Schulpsychologische Dienst, in gewissen Kantonen auch Kinderärzte/innen. Da lange Wartezeiten bestehen, richtet sich die Indikation zur Therapie stark nach dem Leidensdruck des Schulkindes. Es gibt Einzel- oder Gruppenangebote oder sie wird im Unterricht zur Unterstützung der Lehrperson einbezogen. Das Bewegungs- und Spielangebot wird auf drei Ebenen angewandt: 1. funktional motorisch zum Erlernen von Bewegungen (z.B. Basisschrift), 2. strukturierend kognitiv/emotional/interaktiv (sozial-emotionale Probleme) und 3. expressiv für den Umgang mit emotionalen Belastungen. Ein wichtiges Werkzeug, um die verschiedenen Therapien zu koordinieren, ist das Schulische Standortgespräch – die Anwesenheit von uns Kinderärzten/-innen ist dabei leider noch viel zu selten!  Felicitas Steiner berichtet anhand eines Videos von einem Jungen, der nach frühkindlicher Deprivation und wechselnden Bezugspersonen nun als Adoptiv-Einzelkind aufwächst und für die Kindergärtnerin ein auffälliges Verhalten zeigt. Er hat eine allgemeine Entwicklungsstörung mit Problemen in der Motorik, der räumlichen Orientierung und auditiven Wahrnehmung. Die drei Therapeutinnen zeigen uns auf, welche Schwerpunkte sie setzen würden. Es zeigt sich, dass es Überlappungen der Therapieangebote gibt und auch der Einbezug z. B. der Logopädie denkbar wäre. Die Zusammenarbeit und der Vertrauensaufbau mit den Eltern wird in der anschliessenden Diskussion betont und ist eine der wichtigen Aufgaben von uns Kinderärzten.  Als wichtigstes Anliegen aus Diskussion und Austausch zwischen uns Kinderärzten/-innen und den Therapeutinnen wollen wir festhalten, dass neben der Berichterstattung das Gespräch und die gegenseitige Rückmeldung von beiden Seiten sehr gewünscht wird und aktiver angegangen werden muss. Eine nationale Vereinheitlichung in Bezug auf die Benennung der jeweiligen Therapieformen, die Organisation und die Finanzierung wären aus kinderärztlicher Sicht sicher wünschenswert und sinnvoll. ■ REFERENTINNEN: BARBARA JÄGER, DIPL. HEILPÄDAGOGIN/ FRÜHERZIEHERIN HFH, DIENSTLEITERIN DES HEILPÄDAGOGISCHEN DIENSTES ST. GALLENGLARUS ANGELA NACKE, MSC, ERGOTHERAPEUTIN, GESCHÄFTSFÜHRERIN PLUSPUNKT – ZENTRUM FÜR PRÄVENTION, THERAPIE UND WEITERBILDUNG AG, JONA KRISTIN EGLOFF, PSYCHOMOTORIKTHERAPEUTIN EDK, THERAPIESTELLEN AUZELG / HUNZIKER-AREAL, ZÜRICH MODERATION: DR. MED. FELICITAS STEINER, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, PRAXISPÄDIATERIN IN WETZIKON AUTORINNEN: DR. MED. ANNE HOFER, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, LIEBEFELD DR. MED. HELENA GERRITSMA SCHIRLO, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FHM, AARAU KORRESPONDENZADRESSEN: anne_stephan.hofer@bluewin.ch helena.gerritsma@bluewin.ch Drei Therapeutinnen – ein Kind: Ergotherapie, Psychomotorik und Heilpädagogische Früherziehung im Gespräch

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