K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 20 JAHRESTAGUNG 2017 – WORKSHOPS 04 / 2017 Nicht zum ersten Mal kommen wir in den Genuss eines praxisnahen, informativen und didaktisch interaktiven Workshops von Kristin Kernland. Die Konsiliarische Kinderdermatologin von Baden hat uns einen enorm hilfreichen Einblick in das noch junge Gebiet der «dunkleren Kinderhaut ausserhalb des Aequatorialgürtels» vermittelt. Es ging ein Aufatmen durch den Raum, als sie die Überforderung angesprochen hat, die jeder von uns bei der dunklen Haut und ihren Erkrankungen kennt. Schon das Ansprechen der Hautfarbe ist ein Minenfeld, welches wir Schweizer recht unbedarft betreten. Dass die dunklere Haut nicht nur farblich, sondern auch qualitativ eine andere Haut ist als die helle, hilft mir beim Verständnis der verschiedenen Erscheinungsbilder. So ist die dunklere Haut ganz allgemein eine trockenere Haut. Während diese pigmentierte Haut in ihrem Herkunftsland durch die tropische Luftfeuchtigkeit kompensiert ist, wird ihre Hautbarriere in unseren Breitengraden deutlich mehr gestört als bei heller Haut. Dies erfordert a priori eine intensivere Hautpflege der dunkelhäutigen Kinder in unseren Sprechstunden. Hier werden reichhaltigere Cremes für den Winter und leichtere Emulsionen für den Sommer empfohlen. Bleibt diese Pflege aus, so leiden unsere Patienten unter der «ashy skin» (Xerosis cutis). Prinzipiell sind die Krankheiten der hellen und der dunkleren Haut dieselben, sie unterscheiden sich aber wesentlich in ihrer Manifestation. Auf der dunklen Haut ist keine Rötung sichtbar. So erkenne ich ein Ekzem eher an seiner typischen Verteilung und der begleitenden Schuppung. Die Folgen von Hautentzündungen zeigen sich auf der dunklen Haut häufig als Hyperpigmentationen. Sie sind bei kleinen Kindern meist reversibel, bleiben bei Jugendlichen aber gerne hartnäckig bestehen. So ist es wichtig, Entzündungen rasch anzugehen und das Integument besonders gut vor Sonnenbestrahlung zu schützen. Dies gilt ganz speziell auch für Narben, welche bei dunkler Haut häufiger zu entstellenden Keloiden neigen. Zusätzlich würde man hier noch Silikondruckverbände und topische Steroide einsetzen. Eine Besonderheit ist die Aknebehandlung. Sie soll zügig begonnen werden, um Hyperpigmentationen zu verhindern. Als erste Therapie der Wahl wird die etwas bleichende Skinoren Creme abends empfohlen, welche auch gut bei dunklen Flecken eingesetzt werden kann. Cave: Ein Erfolg dieser Behandlung ist frühestens nach 8 Wochen zu erwarten. Die krausen Haare der afrikanischen Kinder brauchen ebenfalls eine besondere Pflege. Die Kopfhaut neigt zu Trockenheit und soll mit rückfettenden Shampoos oder gar zusätzlich mit Lotions oder Crèmes (in den USA häufig mit Vaseline!) gepflegt werden. Bei Schuppen bei diesem Haartyp muss immer an eine Tinea gedacht werden, welche bei dem krausen Haar begünstigt wachsen kann. Ein Befund soll mit einigen Haarbälgen im Labor nachgewiesen und systemisch mit Terbinafin oder Itraconazol für 3–8 Wochen behandelt werden, bis zur vollständigen Abheilung. Was werde ich in den Praxisalltag mitnehmen? Ich werde die dunklere Haut mit mehr Freude als Angst betrachten, da ich sie nun etwas besser beurteilen kann. Sie wird von mir deutlich mehr Basispflege erhalten. Bei dunkelhäutigen Jugendlichen werde ich zukünftig eine schonende Aknetherapie anwenden und Hyperpigmentation werde ich mit raschem, gezieltem Handeln vorzubeugen helfen. Mein Wunsch für die Zukunft? Weitere Workshops von Kristin Kernland. ■ REFERENTIN: DR. MED. KRISTIN KERNLAND LANG, FMH DERMATOLOGIE, KONSILIARIA FÜR PÄDIATRISCHE DERMATOLOGIE, KANTONSSPITAL, 5404 BADEN MODERATION: DR. MED. MATHILDE MÜLLER-GREUTTER, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, KINDERPRAXIS IFA, BADEN AUTORIN: DR. MED. REGULA ZIEGLER-BÜRGI, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, KINDERARZTPRAXIS IM SEEFELD, ZÜRICH KORRESPONDENZADRESSE: regula.ziegler@bluewin.ch Hautkrankheiten bei Kindern mit dunklerer Hautfarbe
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