KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2017

BERUFSPOL I T I K 02 / 2017 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 8 Wie oft bemühen sich zwei oder mehrere Personen bzw. Gruppen darum, das gleiche Ziel zu erreichen. Hier wird eine Idee geboren, dort ein Weg versucht. Alle mühen sich für sich selbst ab, und dabei wäre man gemeinsam viel besser und stärker. Man müsste nur voneinander wissen…  Uns Praxispädiatern geht es nicht selten auch so – ob Nachwuchssuche und -förderung, Organisation von Kursen, Notfalldienstregelungen oder Öffentlichkeitsarbeit. Daher ist die gegenseitige Vernetzung so wichtig. Unter dem Titel «Praxispädiatrie: Quo vadis – ein Blick über die Grenzen (nach aussen und innen)» stand diese daher im Mittelpunkt der diesjährigen Januartagung. Wir wollten sehen, was sowohl in den regionalen Verbänden innerhalb der Schweiz passiert, als auch, was die Berufsverbände in unseren Nachbarländern tun. Das gegenseitige Kennenlernen und der Informationsaustausch sollten der erste Schritt sein, damit wir in der Zukunft unsere Bemühungen möglichst bündeln können. Hierzu waren alle Schweizer Regionalverbände sowie die pädiatrischen Berufsverbände aus Österreich und Deutschland nach Zürich eingeladen. Die Vertreter aus Basel, der Innerschweiz, der Romandie und aus Österreich haben krankheitshalber oder aus organisatorischen Gründen abgesagt, die restlichen waren vertreten: Aargau, Bern, Ostschweiz, Tessin, Zürich und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschland (BVKJ). So konnte ein guter, interessanter und effektiver Meinungsaustausch statt- finden. «Innen»: Bei der Vorstellung der Schweizer Regionalverbände wurde deutlich, dass die Strukturen im Prinzip sehr ähnlich sind: Ein Vorstand organisiert regelmässige Mitgliederversammlungen und versucht die Interessen der lokalen Kollegen wahrzunehmen. Unterschiede konnte man in der Gewichtung der Tätigkeiten ausmachen (z. B. Fortbildungsorganisation, Arbeitsgruppen, Entwicklung von fachlichen Empfehlungen). Ein gemeinsames Problem ist für alle sowohl die Rekrutierung neuer Mitglieder als auch die Motivation der vorhandenen Mitglieder für aktive Mitarbeit – egal ob in Arbeitsgruppen oder im Verband / Vorstand selbst. Es ist zum Teil auch schwierig, sich politisches Gehör zu verschaffen – also bei pädiatrischen Themen anstehende Entscheidungen aktiv mitzugestalten. Speziell beim letzteren wäre eine engere Zusammenarbeit von grosser Bedeutung und könnte den Pädiatern mehr Gewicht verschaffen. Trotzdem – es gelingt immer wieder, Erfolge und Fortschritte zu erzielen.  Neben den regionalen Verbänden wurden noch die zwei wesentlichen Partnerorganisationen vorgestellt: SGP (Schweizer Gesellschaft für Pädiatrie) und mfe (Haus- und Kinderärzte Schweiz). Beide vertreten ebenfalls die Interessen der Pädiater und der ärztlichen Grundversorger. Auch hier gibt es (naturgemäss) überschneidende Themen, bei denen es in der Zukunft gilt, die Synergien verstärkt zu nutzen. «Aussen»: Hier war der «Kennenlerneffekt» sicherlich grösser. In der Diskussion mit den deutschen Partnern – vertre- ten durch den Präsidenten des BVKJ Thomas Fischbach und den Leiter der Geschäftsstelle Armin Wölbeling – haben beide Seiten viel Neues, zum Teil Überraschendes, gehört. Nicht unerwartet ist der erste und offensichtliche Unterschied: die Grösse der Verbände – in nahezu allen Bereichen (Mitglieder, Geschäftsstelle…) ist ungefähr ein Faktor 1:10 bis 1:20 auszumachen. Schon eher überrascht die Tatsache, dass wir in der Schweiz besser in den (politischen) Entscheidungsgremien vertreten sind und mit den Hausärzten besser zu kooperieren scheinen. So ist in Deutschland die Rolle der Pädiater als Grundversorger bis heute nicht unumstritten. Schon eher bekannt ist unser besserer wirtschaftlicher Stand, wenn auch der Unterschied in den letzten Jahren eher abnimmt. Weiter recht rigide ist in Deutschland die Verteilung der Praxisstellen geregelt, trotz der Schwierigkeiten Nachwuchs zu finden. Hierbei gibt es also bedenkliche Ähnlichkeiten, dies- und jenseits des Rheins, verstärkt durch die Abnahme der Arbeitspensen der einzelnen Kollegen sowie durch die demografische Situation (viele ältere Kollegen kurz vor dem Ruhestand). Vielleicht nicht zuletzt durch diese Tatsache (Gefährdung der Versorgung), aber sicherlich auch durch die ausdauernde, bessere und effizientere Öffentlichkeitsarbeit der Funktionsträger werden in den letzten Jahren in beiden Ländern die Pädiater durch die Presse und die Politik vermehrt stärker wahrgenom- men. Januartagung 2017 DR. MED. JAN CAHLIK, AFFOLTERN A.A., VIZEPRÄSIDENT KINDERÄRZTE SCHWEIZ

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx