K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 48 REDAKT IONELLE SE I TEN 02 / 2017 Praxistour: Kerstin Walter, Bern Als zu Beginn der Planungsphase meine potenzielle Praxispartnerin einen Rückzieher machte, stand ich zunächst vor der Frage, das ganze Projekt kleiner und damit günstiger aufzuziehen oder weiterhin für mindestens zwei Kinderärzte gleichzeitig zu planen. Zum einen wollte ich aber nie Einzelkämpferin sein und zum anderen war für mich auch schnell klar, dass in den meisten Fällen der höhere generierbare Umsatz die höheren Infrastrukturkosten schnell aufwiegen würde. Ganz zu schweigen von den Vorteilen bzgl. fachlichem Austausch, Ferienvertretung etc. – eine Option, die ich mir keinesfalls durch zu kleine Räumlichkeiten nehmen lassen wollte. Somit war für mich fast von Anfang an klar, dass die Praxis zumindest das Potenzial haben sollte, dass zwei Kinderärzte gleichzeitig parallel arbeiten können. Das bedingte für mich, dass die Praxis mindestens vier Sprechzimmer haben sollte, sodass man zwischen zwei Zimmern hin- und herwechseln kann und so den Eltern genug Zeit zum an- und ausziehen der Kinder lassen kann. Wie alles im Leben hat auch eine Planung, die man ganz alleine macht, zwei Seiten: Einerseits trägt man die gesamte Verantwortung und auch das Risiko alleine, andererseits kann man aber auch wirklich seine eigenen Träume und Vorstellungen umsetzen, insbesondere Ideen, die sich der Praxispartner vielleicht nicht vorstellen kann. Die Praxis befindet sich im Erdgeschoss eines denkmalgeschützten Hauses, sehr zentral, da nur ca. 600 m vom Hauptbahnhof Bern entfernt und mit ÖV gut erreichbar. Zur Praxis gehören ausserdem zwei Parkplätze direkt vor dem Haus. Früher befand sich ein Design-Büro in den Räumlichkeiten, sodass verschiedene bauliche Veränderungen notwendig waren: Aus einem riesigen Sitzungszimmer entstanden durch Raumteilung mit dem Einbau von Waschbecken zwei grosse Sprechzimmer, die ich v.a. für Entwicklungskontrollen nutze. Ein weiteres grosses Zimmer wurde ebenfalls mit einem Waschbecken ausgestattet und wird v.a. für die 1-Monatskontrollen und Ultraschalluntersuchungen genutzt. Das vierte Sprechzimmer war ursprünglich ein grosses Durchgangszimmer, was es für mich aber als Sprechzimmer unbrauchbar machte, sodass ich Wände einziehen liess und ein kleines Sprechzimmer, ein Abstellraum und ein Gang zwischen Wartezimmer-/Empfangsbereich und dem Sprechstundenbereich entstand. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, dieses kleine Zimmer als «Notfall-Zimmer» nur für akute Beschwerden wie Ohrenschmerzen, rote Augen etc. zu nutzen. Daher wollte ich eigentlich nur ein kleines Stehpult statt einem Schreibtisch hineinstellen, auch um den Eltern zu symbolisieren, dass dieser Termin jetzt wirklich «nur» für den akuten Konsultationsgrund gedacht ist. Eine Kollegin gab mir aber den guten Tipp, dass man potenziell «in jedem Zimmer alles machen» können sollte, und wenn wir parallel arbeiten, ist dies nun möglich. Die ganze Praxis ist optisch recht zurückhaltend in Weiss und Holz gehalten, die Zimmer sind nach Farben geordnet, die sich in den Bildern und Liegenfarben wiederfinden. Ich wollte gerne eine auch optisch ruhige Atmosphäre, weil die Kinder ja meist genug Trubel mitDas grüne Zimmer Das Wartezimmer (links) Das Labor (rechts) DR. MED. KERSTIN WALTER, BERN, VORSTAND KINDERÄRZTE SCHWEIZ
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