KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2017

10 Vol. 24 Nr. 2 2013 For tbildung Einleitung Nagelveränderungen bei Kindern können grundsätzlich in sieben Kategorien unterteilt werden1). Grosse Bedeutung kommt physiologischen Veränderungen zu, die häufig zu Verunsicherung seitens der Eltern und damit zur ärztlichen Konsultation führen. Die klassischerweise mit Nagelveränderungen einhergehenden entzündlichen Dermatosen präsentieren sich im Kindesalter in aller Regel ähnlich wie bei Erwachsenen. Eine bei Kindern relativ häufig auftretende erworbene, entzündliche Nagel pathologie ist die Twentynaildystrophy. Infektionen stellen eine weitere häufige Ursache von Nagelveränderungen dar, wobei im Unterschied zu den Erwachsenen nicht Pilze, sondern Viren (HPV) als Erregergruppe im Zentrum stehen. Eine sich in der Regel im Kindesalter manifestierende Krankheitskategorie stellen die kongenitalen und erblichen Nagelerkrankungen dar, wobei hier die Nagelveränderungen teilweise als Marker für assoziierte Störungen dienen können. Tumore inklusive Nävi der Nagelmatrix sind im Kindesalter insgesamt selten. Zu guter Letzt treten im Kindesalter häufig auch traumatische Nagelveränderungen auf, beispielsweise als Leukonychiapunctata. Nicht selten liegen zudem chronische Veränderungen im Rahmen von Angewohnheiten wie Nägelkauen oder anderen Manipulationen vor. Transiente Nagelveränderungen – was ist noch normal? Bei Säuglingen und Kleinkindern liegen häufig banale transiente Nagelveränderungen vor, welche nicht selten zu Beunruhigung der Eltern führen. Im Allgemeinen sind sie auf die natürlicherweise vorliegende Weichheit und Brüchigkeit der kleinkindlichen Nagelplatte zurückzuführen. Insbesondere ist hier die Koilonychie (Abb. 1) hervorzuheben, eine löffelförmige Eindellung insbesondere der Grosszehennägel. Im Unterschied zu Jugendlichen und Erwachsenen ist sie bei Kindern als physiologisch anzusehen und nicht Ausdruck eines beispielsweise bei älteren Patienten häufig assoziierten Eisenmangels. In den ersten Lebensjahren wächst sich diese Störung üblicherweise aus. Ein Grossteil der Säuglinge zeigt im Alter von 6–8 WochenQuerfurchen (Beau-Linien, Abb. 2), welche durch eine passagere Nagelwachstumsstörung als Ausdruck der Umstellungen unter der Geburt bedingt sind und in der Folge ebenfalls auswachsen. Nicht selten treten BeauLinien bei Kindern auch 6–8 Wochen nach febrilen Infekten (z. B. CoxsackieVirusinfektionen) auf. Es kann dabei zur kompletten proximalen Nagelablösung (Onychomadesis) kommen. Häufig wird eine distaleAufsplitterung der Nagelplatte (Onychoschisis, Abb. 3) registriert. Bei solitärem Vorliegen am Daumen kommt häufig dem Daumenlutschen eine entscheidende Bedeutung zu, daneben kann wie bei Erwachsenen eine Austrocknung und fehlende Pflege der Nagelplatte ursächlich sein. Eine tannenbaumartige Riffelung der Nagelplatte zur Mitte hin wird als Chevron-Nail oder Herring-Bone-Nail bezeichnet, tritt im Alter von 5–7 Jahren auf und ist in der Regel während der Pubertät spontan regredient. Entzündliche Nagelveränderungen Twenty-nail-dystrophy (Trachyonychie) Die Twentynaildystrophy (Abb. 4) stellt im Kindesalter eine relativ häufig auftretende erworbene Pathologie der Nägel dar2). Klinisch zeigt sie sich an einer Aufrauung und Längsriffelung der Nägel (Sandpapiernägel). Entgegen dem Namen müssen nicht alle Nägel betroffen sein, so dass teilweise der Begriff Trachyonychie bevorzugt wird. Die Twentynaildystrophy tritt im Kindesalter häufig idiopathisch auf, kann jedoch auch im Rahmen verschiedener entzündlicher Dermatosen vorkommen. Am häufigsten wird als spezifische entzündliche Ursache eine Alopecia areata beschrieben, wobei eine begleitende Alopezie nicht zwingend vorliegen muss. Daneben kann auch ein Lichen ruber oder eine Psoriasis vulgaris zugrunde liegen. Die Diagnose der Twentynaildystrophy erfolgt in der Regel klinisch. Aufgrund des insgesamt selbst bei zugrundeliegendem Nagelveränderungen bei Kindern Martin Theiler1, Lisa Weibel1, 2 1 Dermatologische Klinik, Universitätsspital Zürich Gloriastrasse 31, CH8091 Zürich 2 Dermatologische Abteilung, Kinderspital Zürich Steinwiesstrasse 75, CH8032 Zürich Abb. 2: Querfurchen (BeauLinien) Abb. 4: Twentynaildystrophy Abb. 1: Koilonychie Abb. 3: Aufsplitterung der distalen Nagelplatte (Onychoschisis) 41 Erstpublikation inPaediatrica, Vol. 24, Nr. 2, 2013, S. 10–12. Mit freundlicher Genehmigung der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie (SGP), Fribourg.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx