FORTB I LDUNG 02 / 2017 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 34 Untermieter auf und unter der Haut – häufige Parasitosen bei Kindern Wenn es nachts juckt… Bei stark juckenden Hauterscheinungen unter der warmen Bettdecke, in Form von Erythemen, Papeln und Vesikeln in Kombination mit zerkratzten oder nicht zerkratzten gangartigen Strukturen, liegt die Diagnose einer Skabies nahe. Prädilektionsstellen sind die Fingerzwischenräume, Axillen, Inguinae, Mamillen, Nabel und Genitalregion. Im Gegensatz zu Erwachsenen können bei Kindern die Handflächen, Fusssohlen und das Capillitium mitbefallen sein, häufig finden sich pustulöse Hautveränderungen vor allem an den Handflächen und Fusssohlen. Anhand eines Direktpräparats mit Nachweis von Milben, Milbeneiern oder Skybala (Milbenkot) kann die Diagnose einer Skabies bestätigt werden (Abbildung 1). Die häufig im Verlauf auftretende Superinfektion mit Staphylokokkus aureus oder Streptokokken lässt an eine Impetigo contagiosa denken. Differenzialdiagnostisch muss ein atopisches Ekzem, Lichen ruber oder eine Pseudoskabies in Erwägung gezogen werden. Die Pseudoskabies wird durch Tiermilben, vor allem durch Hunde und Katzen, übertragen. Der Mensch ist ein Fehlwirt, sodass lediglich eine symptomatische Therapie mit zum Beispiel topischen Kortikosteroiden der Klasse I-II ausreichend ist. Die Behandlung der Skabies erfolgt bei Kindern ab dem Alter von 2 Monaten einmalig mit 5% Permethrincrème für acht bis zwölf Stunden. Bei sehr ausgedehntem Befall empfiehlt sich eine Wiederholung nach einer Woche. Auf heisse Dusch- oder Vollbäder vor oder nach der Anwendung von Permethrin sollte verzichtet werden, da diese die Resorptionsgefahr erhöhen. Vor Therapiebeginn sollten die Nägel gekürzt werden, da sich Milben «verstecken» können, die dann durch Kratzen weiterbefördert werden. Bei älteren Kindern wird nur der Körper vom Hals abwärts, bei Säuglingen und Kleinkindern wird auch die Kopfhaut mitbehandelt. Säuglinge, welche jünger als 2 Monate alt sind, werden mit 10% Benzylbenzoat-Softcrème (KA) therapiert. In Problemfällen, zum Beispiel bei immunsupprimierten Patienten kann Ivermectin 0,2 mg kg/KG im Abstand von 8–10 Tagen eingesetzt werden. Es ist wichtig, die Eltern über den off-label use zu informieren, in der Schweiz ist Ivermectin für diese Indikation nicht zugelassen, sodass das Medikament aus dem Ausland bezogen werden muss. Die Lokal- und Systemtherapien können kombiniert werden. Alle Familienmitglieder sollten gleichzeitig behandelt werden. Die Kleider, Bettwäsche und Badetücher soll- ten >60°C gewaschen werden. Plüschtiere müssen 24 Stunden eingefroren werden oder 2 Wochen in einem Plastiksack eingepackt und im Freien gelagert werden. Nach der Skabiesbehandlung kann der Juckreiz aufgrund eines postskabiösen Ekzems persistieren. Eine gute rückfettende Therapie mit z.B. polidocanolhaltigen Externas sollte sehr konsequent durchgeführt werden. Juckreiz nach einer ruhigen Nacht… Bei neu aufgetretenen gruppierten urtikariellen Papeln am Morgen an bedeckten Körperstellen muss an einen Befall durch Bettwanzen gedacht werden. Die Bettwanzen halten sich in Holzritzen auf und werden nachts aktiv. Die Behandlung erfolgt symptomatisch ebenfalls in Form von topischen Kortikosteroiden, polidocanolhaltigen Externas und oralen Antihistaminika. DR. MED. VALERIE HAUSER, RORSCHACH, FMH FÜR DERMATOLOGIE UND VENEROLOGIE, KONSILIARÄRZTIN KINDERSPITAL ST. GALLEN Wenn die Haut juckt, muss an einen Parasitenbefall gedacht werden. Milben, Flöhe und Läuse stehen dabei im Vordergrund. Anhand der Anamnese und des klinischen Bildes kann die Diagnose gestellt und eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.
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