FORTB I LDUNG 02 / 2017 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 24 Pflegerische Schwerpunkte der Hautpflege und -behandlung beim atopischen Ekzem Persönliche Erklärung der Autorin: Es bestehen keinerlei Interessenskonflikte oder frühere und aktuelle Bindungen hinsichtlich der in diesem Beitrag erwähnten Produkte. Die aufgeführten Produkte stellen lediglich eine Auswahl an aktuell (Mai 2017) verfügbaren Beispielen dar. Die Verschreibung bedarf immer einer sorgfältigen Evaluation der individuellen Patientensituation und muss entsprechend angepasst werden. Die in diesem Beitrag aufgezeigten Behandlungsoptionen sollen beispielhaft wichtige Aspekte bei der Pflege und Behandlung eines Kindes mit atopischem Ekzem aufzeigen. Das atopische Ekzem ist auch unter den Synonymen Neurodermitis, atopische Dermatitis oder endogenes Ekzem bekannt [1; 2]. Jedes 5. bis 6. Kind ist in der westlichen Zivilisation von einem atopischen Ekzem betroffen. Damit gehört es zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter [1; 2]. Beim atopischen Ekzem handelt es sich um eine genetisch bedingte Störung der epidermalen Hautbarriere [2]. Der Hautbarrieredefekt führt zu einer erhöhten transkutanen Allergenpenetration, transepidermalem Wasserverlust und trockener Haut. Triggerfaktoren wie zum Beispiel Schwitzen oder Klimafaktoren oder auch mechanische Reizung durch Kratzen oder Kleidung können das Ekzem verschlechtern. Die Folgen der Erkrankung können für die Betroffenen gravierend sein: Chronische Entzündung der Haut inkl. Superinfektionen, plagender Juckreiz verbunden mit Schlafstörungen und resultierend in einer Verzögerung von Wachstum und Entwicklung sowie sozialen Auswirkungen für die ganze Familie [2]. Über wenige Erkrankungen gibt es so viele Entstehungstheorien und werden gleichzeitig diverse Heilungsmethoden angeboten wie beim atopischen Ekzem [1]. Die Betroffenen und ihre Familien sind dadurch verunsichert, folgen teilweise gleichzeitig verschiedenen Methoden und sind bei Nicht-Ansprechen einzelner Therapieschritte weiterhin stark betroffen und frustriert. Ein nicht adäquat therapiertes atopisches Ekzem führt zu rezidivierenden Rückfällen mit teils zunehmender Intensität und einer grossen Gefahr für generalisierte Superinfektionen. Eine proaktive Therapie ist entscheidend für den Krankheitsverlauf und kann eine Chronifizierung der Ekzeme verhindern, Folgeerscheinungen vermeiden und den Leidensdruck von Betroffenen und deren Familien vermindern. Die effektive Pflege der Haut des Kindes mit einem atopischen Ekzem ist die wichtigste Therapiemassnahme [1]. Die Hautpflege muss angepasst sein an das Stadium des Ekzems, das Alter des Kindes, die Lokalisation und die Jahreszeit [1]. Die Kombination verschiedener Therapieansätze soll das Ekzem möglichst dauerhaft kontrollieren und im Verlauf zur Abheilung bringen. Die proaktive Therapie basiert dabei auf folgenden Prinzipien: • Langfristige Basistherapie (Hautreinigung und rückfettende Pflege) – zur Wiederherstellung der Hautbarriere und zur Hautpflege im Langzeitverlauf • Basistherapie kombiniert mit einer antientzündlichen Therapie – zur Behandlung von Hautirritationen Eine optimale Therapie des atopischen Ekzems benötigt für jeden Patienten und deren Familie einen individuell angepassten Behandlungsplan. Dieser Behandlungsplan umfasst die einzelnen Behandlungsschritte mit Therapiemassnahmen über den Tag verteilt. Die Umsetzung für eine Familie mit einem betroffenen Kind stellt hohe Anforderungen an die familieninternen Abläufe und Gewohnheiten. Es ist von zentraler Bedeutung, dass pädiatrische Patienten und ihre Familien die Ursachen, respektive Triggerfaktoren der eigenen Erkrankung und die Prinzipien des Behandlungsplans verstehen. Für das Verständnis, sowie die Umsetzung des Behandlungsplanes, und damit sich die Patienten und deren Familie mit ihrer Erkrankung gut auskennen, müssen Fachpersonen viel Zeit in die entsprechende individuelle Edukation investieren [3; 4; 5]. Die individuelle Beratung und Begleitung im Verstehen und der konsequenten Umsetzung des Behandlungsplans ist daher für betroffene Patienten und ihre Familien ein entscheidender Aspekt im Therapiemanagement. Der individuelle Behandlungsplan beinhaltet in der Regel folgende Punkte: • Bad oder Dusche zur täglichen Reinigung der Haut • Hautpflege mit nicht wirkstoffhaltigen Lotionen/ Basistherapeutika • Hautbehandlung mit wirkstoffhaltigen Produkten • Anwendung von Hilfsmitteln wie Spezialkleidung • Medikamentöse Behandlung des Juckreiz (falls als Symptom vorhanden) Es zeigt sich immer wieder, dass die Umsetzung des Behandlungsplans viele Patienten und Familien im Alltag vor grosse organisatorische Probleme stellt. Daher umfasst die ausführliche Beratung im Anschluss an die ärztliche Sprechstunde durch die Pflegeexpertin APN die konkrete Umsetzung des Behandlungsplans. In der Praxis wird ersichtlich, dass bei vielen Familien erst beim Nachfragen und der konkreten Auseinandersetzung mit dem Behandlungsplan Fragen auftauchen. Elemente des Behandlungsplans und pflegerische Schwerpunkte in der Beratung (Tabelle 1): Das Bad oder die Dusche dient der sanften Reinigung der Haut und kann auch als Abendritual resp. als lustvoller Therapieschritt für die Kinder gesehen werden. ANNA-BARBARA SCHLÜER, PHD, MSCN, PFLEGE- EXPERTIN APN HAUT- UND WUNDPFLEGE, UNIVERSITÄTSKINDERSPITAL ZÜRICH
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