KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2017

FORTB I LDUNG 02 / 2017 K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ 22 lung der Eltern betreffend Prognose und Angst vor ma- ligner Entartung. Zur Lösung dieses Problems gibt es meiner Ansicht nach nur folgendes Procedere: • Genaue klinische Untersuchung (nicht nur des derma- tologischen Problems) • Im Zweifelsfall zur Beruhigung aller: histologische Un- tersuchung • Histologie und Entfernung durch Dermatologen oder Kinderdermatologen am Zentrum mit Zugang zu der- matologisch spezialisiertem Pathologen • Wird in der Praxis etwas entfernt, gehört es histolo- gisch untersucht Meist wird ein Kind wegen Pigmentnävi vorgestellt, die schon länger vorhanden und jetzt vermehrt einige mehr aufgetreten sind:  Erstens haben dunkelhäutige Ethnien (Italiener/Spanier etc.) mehr Pigmentnävi. Zweitens nimmt die Anzahl und Grösse in der Pubertät oft zu. Drittens ist die Malignitäts- beurteilung gemäss A symmetrie, irreguläre B egrenzung, C olorisierung (Mehrfarbigkeit), D urchmesser (>6 mm) E volution (in Bezug auf Grösse, Form, Farbschattierung, Oberflächenmerkmale, Symptome) im Kindesalter schwie- rig: Es braucht bei Verdacht einen Spezialisten zur Beurtei- lung. Tipp: Ugly duck sign: Aus einer ganzen Anzahl Nävi beim Patienten sticht ein Naevus besonders hervor. Dieser ist zu kontrollieren oder histologisch zu beurteilen.  Auch daran denken muss man, dass es 2–8% ame- lanotische Melanome gibt, die sehr schwer zu diagnos- tizieren sind. Spezialformen der Pigmentnävi sind z. B. der Mongolen- fleck (epidermale Hypermelanocytose), die Epheliden, der Naevus spilus (Abb. 15) (schmutziger gesprenkel- ter Naevus) der Haarzellnaevus (Abb.11), der auch erst in der Pubertät behaart wird, der kongenitale Pigment- naevus (oft gross, inhomogen, flach bis papulär, nodular oder verrukös, von hellem Braun bis fast Schwarz, auch Becker Naevus genannt, [Abb. 10] ), Der Blue Naevus (Naevus ceruleus) (Abb. 12) ist ein kleiner, meist nicht grösser als 1 cm im Durchesser messender blau-grau- er bis scharz-blauer Knoten, oft an Hand oder Gesicht. Er ist wegen der tiefen dermal sitzenden Ansammlung von Melanozyten histologisch typisch und ist ungefähr- lich. Der Halo Naevus (Sutton Naevus) ist ein melano- zytärer Naevus von einer depigmentierten Corona bzw. Hof umgeben. Er bildet sich oft zurück, kann aber auch als Zeichen einer beginnenden Vitiligo gelten. Diese Nävi und Hauttumoren gehören zum Dermatologen: • Der juvenile Spitznaevus (Abb.13), der einen oft rosaroten papulonodulären Tumor darstellt und nur selten multi- pel auftritt. Da dieser Naevus rasch wachsen kann, ist die Entfernung und histologische Aufarbeitung sinnvoll. • Die im Kindes-/Jugendlichenalter erworbenen Junk- tionsnaevus, Compound-Naevus und Dermaler Nae- vus entstehen aus pigmentbildenden Naevuszellen. I. d. R. empfiehlt es sich, diese durch einen Dermato- logen beurteilen zu lassen. •  Pilomatrikome und juvenile Xanthogranulome (orange- farbene, etwas papuläre oder noduläre Hauttumore) gehören in die Differenzialdiagnose von Xanthogra- nulomen, Mastozytomen, Langerhans Cell Histio­ zytose, Dermatofibrom oder Spitz Naevus. Sie sollten histologisch untersucht und dann entfernt werden. • Der Naevus sebaceus (Abb. 14) auch Talgdrüsennaevus, Naevus epitheliomatosus sebaceus; Naevus sebaceus von Jadassohn; organoider Naevus, organoid nevus genannt, ist oft schon bei Geburt vorhanden, vor al- lem am Kopf, und ist eigentlich ein Hamartom der Haut und sollte entfernt werden, sobald das Kind z. B. eine lokale Anästhesie toleriert. Eine maligne Entartung ist erst im Erwachsenenalter zu erwarten. Schwieriger wird es bei linearen grösseren Nävi se- bacei: In der Differenzialdiagnose einer solchen Läsion muss, wenn den Blaschko-Linien folgend, an Naevus comedonicus, Lichen striatus, ILVEN (Abb. 9), lineare Darier Erkrankung gedacht werden. Gelbe Flecken Naevus seborrhoicus, Mastozytom Helle Flecken: Entstehen durch fehlende oder vermin- derte Pigmentation, reduzierte Durchblutung, lokale Medikation wie Steroide oder als nicht-erythematöse Inseln auf der Haut bei generalisiertem Erythem, durch Sklerosierung der Haut (Lichen sclerosus et atrophicans, Morphea, Narben), als Naevus anaemicus: nicht durch- bluteter Naevus. Vitiligo: Plötzlich auftretender Pigmentverlust  Vitiligo vulgaris: nicht segmental, häufigste Form, meist akral, evtl. Halo-Naevus als «Vorbote», meist Abb. 8a: Vitiligo Abb. 8b: Vitiligo Abb. 9: Lichen striatus

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