KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2017

BERUFSPOL I T I K 02 / 2017 K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 12 «Ich wäre ja eigentlich gar nicht gekommen, aber die in der Kita haben gesagt, ich muss das beim Kinderarzt zeigen…» Diesen Satz höre ich häufig, wenn ich ein Sprechzimmer betrete, in dem ein fröhliches Kind in bestem AZ gerade dabei ist, «Teigwaren mit Fleisch zum Zmittag» zu kochen oder das Polizeiauto in seine Einzelteile zu zerlegen, und erst beim zweiten Blick eine diskrete Konjunktivitis oder ein leichter Hautausschlag auffällt.  Die Kriterien, nach denen Kinder krankheitsbedingt temporär aus der Kita ausgeschlossen oder an den Kinderarzt verwiesen werden, sind nicht nur von Kanton zu Kanton, sondern sogar von Kita zu Kita (und da manchmal sogar abhängig von den jeweils anwesenden Betreuerinnen) z. T. sehr unterschiedlich.  Das KiBe-Forum Aargau hat sich der Aufgabe angenommen, Empfehlungen zum Vorgehen bei ansteckenden Erkrankungen zu formulieren, die die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Beteiligten berücksichtigen. Erklärtes Ziel der Verfasser war es, gut verständliche Richtlinien als Grundlage auch für andere Kantone zu Verfügung zu stellen. Dafür haben sie einigen Aufwand betrieben: verschiedene Berufsgruppen (Kita-Mitarbeiter, Kinderärzte, Kantonsärztlicher Dienst etc.) wurden einbezogen, die Richtlinien wurden durch das BAG überprüft und schliesslich wurde die Umsetzung in einer Pilotphase getestet.  Einen Konsens zu finden, war für die Verfasser sicher nicht einfach. Zum einen gilt es, die potenziellen Gefahren für die anderen Kinder und die Mitarbeitenden einer Kita zu minimieren. Gleichzeitig soll einerseits die Angst der Eltern, dass sich ihr Kind mit einer Krankheit anstecken könnte, und andererseits das Bedürfnis der Eltern, die arbeiten gehen müssen und ihr Kind trotzdem versorgt wissen wollen, bedacht werden.  Gerade das Beispiel Konjunktivitis (bei mir die häufigste Kita-indizierte Indikation eines Kinderarztbesuches) wird ausführlich und klar verständlich beschrieben. In den Richtlinien finden sich ausserdem zahlreiche Hinweise und Empfehlungen zur praktischen Umsetzung von Hygiene- und allgemeinen Präventionsmassnahmen sowie Empfehlungen zum Thema Impfungen.  Wünschenswert wäre aus meiner Sicht noch eine Tabelle nach Symptomen (z. B. Konjunktivitis, Husten, Schnupfen, Durchfall etc.), nicht nach genau definierten Krankheiten. Das Problem ist ja oft, dass die Kita- Mitarbeitenden eben keine Diagnose stellen können und auch nicht dürfen, sodass sie dann auch nicht gezielt unter «Mumps» oder «Ringelröteln» nachschlagen können.  Auch wenn wahrscheinlich nicht jeder von uns zu allen Punkten exakt der gleichen Meinung ist, finde ich doch, dass damit ein hervorragender Vorschlag gelungen ist, wann ein Kind temporär aus der Kita ausgeschlossen werden muss, und wann es trotz einer ansteckenden Krankheit in die Kita gehen kann. Die Anwendung einer solchen Richtlinie, die für das KitaPersonal leicht verständlich und damit auch umsetzbar ist, würde – zumindest in meiner Praxis – die Anzahl der «unnötigen Konsultationen» vermutlich deutlich reduzieren und damit nicht zuletzt auch zu einer Kostensenkung führen. Wenn solche Richtlinien nicht nur kantonal, sondern national – oder zumindest in der Deutschschweiz – als Konsens verabschiedet werden könnten, würde das für alle Beteiligten die Arbeit vermutlich deutlich vereinfachen, weil diejenigen von uns, die neben ihrer Arbeit in der Praxis auch als Ansprechpartner für Kitas zu Verfügung stehen, nicht «das Rad neu erfinden» müssen, sondern auf die entsprechende Richtlinie verweisen könnten.  Der Vorschlag des KiBe Forum Aarau «Krippe und Krankheit – Vorgehen bei ansteckenden Erkrankungen in der Kindestagesstätte» lässt sich über die KIS-Homepage leicht abrufen: Siehe Rubrik «Links/Hilfreiche Materialien für die Praxis» im Kapitel «Krippe/Kindertagesstätte und Krankheit». Vielleicht liesse sich auf Grundlage des KiBe Forum- Vorschlags eine Diskussion auf überregionaler Ebene führen und eine nationale Version erarbeiten? Wer Interesse hat, in einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema mitzumachen, möge sich doch gerne an unseren Geschäftsführer wenden: daniel.brandl@kinderaerzteschweiz.ch. Wenn genügend Interessierte zusammenkommen, werden wir gerne eine solche überkantonale Arbeitsgruppe organisieren.  Zur Inspiration – und weil es ja immer einfacher ist, wenn es als Grundlage schon einen Vorschlag gibt – sei allen Interessierten die Lektüre der KiBe-Richtlinie empfohlen. ■ Krippe und Krankheit Vorgehen bei ansteckenden Erkrankungen in der Kindertagesstätte Ein Werkzeug für Ärztinnen /Ärzte und Mitarbeitende der Kindertagesstätten vom KiBe Forum Aargau DR. MED. KERSTIN WALTER, BERN, VORSTAND KINDERÄRZTE SCHWEIZ Krippe Vorgehen bei ans in der K Ei !;, ,4.$)) )I $) ! !!! ! ! ! ! !!! ! ,$ )7KiBe Forum ," / Erklärtes Ziel der Verfasser war es, gut verständliche Richtlinien als Grundlage auch für andere Kantone zu Verfügung zu stellen.

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