KINDERÄRZTE.SCHWEIZ

K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ FORTB I LDUNG 38 ■ Tag gegen Lärm Am 26. April 2017 findet der Internationale Tag gegen Lärm statt. Seit 2005 nimmt die Schweiz an diesem Aktionstag teil. Jedes Jahr steht eine andere Facette der Lärmproblematik im Vordergrund. Dieses Jahr wird unter dem Motto «Ruhe för- dert» auf die Auswirkungen von Lärm auf Kinder aufmerksam gemacht.  Die Trägerschaft des «Tag gegen Lärm» in der Schweiz setzt sich zusammen aus: Cercle Bruit (Vereinigung kantonaler Lärmfachstellen), Schweizerische Gesellschaft für Akustik, Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz. Unterstützt wird die Trägerschaft vom Bundesamt für Umwelt BAFU und vom Bundesamt für Gesund- heit BAG. Weitere Informationen finden Sie unter www.laerm.ch . Kommentar «Tag gegen den Lärm». Nie gehört? So ging es mir auch, bevor ich erstmals Kontakt hatte mit engagierten Mitgliedern der Arbeitsgruppe, die diesen Aktionstag schweizweit organisieren (siehe Infobox).  Lärm ist ein allgegenwärtiges Thema, das in unserer täglichen Präventionsarbeit wohl zu wenig Beachtung fin- det. Der diesjährige «Tag gegen den Lärm» widmet sich besonders der akuten und langfristigen Beeinträchtigung durch Lärmexposition bei Kindern und ist meiner Mei- nung nach eine gute Gelegenheit, Eltern und Kinder in der Praxis auf die Problematik aufmerksam zu machen.  Eine ausführliche Version des Textes wird in der nächsten Ausgabe von kinderärzte.schweiz (in der E-Paper-Version) verfügbar sein. Nadia Sauter Oes A uch Kinder erleiden Stress bei stetig hohem Lärmpe- gel. Studien zeigen, dass stark lärmexponierten Kin- dern verschiedene physische und psychische Beeinträch- tigungen zu schaffen machen können: eingeschränkte Konzentrations- und Merkfähigkeit, Schlafstörungen, Bluthochdruck, Übergewicht, Hyperaktivität oder Hör- schäden. Lärm hinterlässt Spuren Die Ergebnisse der NORAH-Studie [1] zeigen, dass Grund- schulkinder in fluglärmbelasteten Schulen langsamer le- sen lernen als in leiseren Lernumgebungen. Eine Lärmzu- nahme von 10 Dezibel entsprach einemMonat Rückstand in der Leseleistung. Dies erscheint auf den ersten Blick als nicht so relevant, entscheidend ist aber, dass die Kinder diese Verzögerung in die nächste Schulstufe mitnehmen, sie setzt sich über die ganze schulische Laufbahn fort.  Doch nicht nur die kognitiven Leistungen der Kinder lei- den unter Lärm. Schlafstörungen und Stress durch Stras- senlärm oder laute Hintergrundgeräusche können Über- gewicht und Diabetes auslösen [2]. Schlafstörungen bei Kindern bleiben oft länger unbemerkt und können so über längere Zeit eine gesunde Entwicklung beeinträchtigen. Hörschäden Eine Beschallung mit 100 bis 120 dB(A) über Minuten bis Stunden kann zu einem akuten Lärmschaden füh- ren. Eine solche Schallbelastung führt sowohl zu stoff- wechselbedingten als auch mechanischen Schäden im Innenohr. Tückisch an Hörschädigungen ist, dass sie meist langsam und lange unbemerkt verlaufen. Bei ei- nem Schalldruck von 130 dB(A) genügen bereits wenige Sekunden, um einen Hörschaden zu erleiden.  Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet, da aufgrund von anatomischen Besonderheiten des kind- lichen Gehörgangs die gleiche Lautstärke einen deutlich lauteren Höreindruck verursacht als beim Erwachsenen. Beispielsweise kann eine 15- bis 30-minütige unmittel- bare Guggenmusikexposition bereits zu einer irreversib- len Hörschädigung führen. Erwachsene und ältere Kinder können sich die Ohren zuhalten, wenn es zu laut wird, oder sich von der Lärmquelle entfernen. Säuglinge und Kleinkinder haben diese Möglichkeit nicht. Machen Sie mit! Damit sich Kinder möglichst gesund entwickeln können, ohne dass sie negative Langzeitfolgen davontragen, be- nötigen sie eine «gesunde» Umgebung. Der Belastung durch Lärm muss in Zukunft mehr Aufmerksamkeit ge- schenkt werden.  Oft sind sich Eltern nicht bewusst, dass eine übermässi- ge Lärmexposition im Säuglings- und Kindesalter lebens- lange Folgen nach sich ziehen kann. Kinder können ihre akustische Umwelt weniger beeinflussen als Erwachsene. Sie sind oft Lärm ausgesetzt, ohne diesem ausweichen zu können. Zudem fehlen Kindern das Wissen und das Ver- ständnis dafür, dass Lärm schädlich sein kann. Umso wich- tiger ist es, dass die Eltern auf diese Problematik aufmerk- sam gemacht werden. Bestellen Sie noch heute kostenlos den attraktiven dreisprachigen Flyer mit wertvollen Tipps für Eltern und legen sie diesen in Ihrer Praxis auf. Durch Ausschneiden wird ein farbenfroher Türhänger daraus, der zu Hause an der Kinderzimmertür daran erinnert, wie wichtig Ruhe für eine gesunde Entwicklung ist. Die Kinder können mit dem Türhänger auch selbst deutlich machen, wenn sie Ruhe benötigen zum Lernen, Lesen, Schlafen.  Leisten Sie aktiv einen Beitrag dazu, Kinder vor über- mässigem Lärm zu schützen. Das Bestellformular für den Türhänger, weitere Informationen sowie Links zu interes- santen Studien finden Sie unter www.laerm.ch/kinder. ■ LITERATURVERZEICHNIS [1] Lärmwirkungsstudie NORAH, Bochum, 2015. [2] Christensen JS, Hjortebjerg D, Raaschou-Nielsen O, Ketzel M, Sørensen TI, Sørensen M, 2016; Pregnancy and childhood exposure to residen- tial traffic noise and overweight at 7 years of age. Environment Inter- national 94:170–176. Wenn Krach stresst DR. MED. OTTILIA LÜTOLF ELSENER, FACHÄRZTIN FMH ANGIOLOGIE UND INNERE MEDIZIN, MITGLIED AEFU, ARBEITSGRUPPE «TAG GE- GEN LÄRM», LUZERN CO-AUTORIN: ANDREA KAUFMANN, KOORDINATIONSSTELLE «TAG GEGEN LÄRM», LUZERN Lärm stört und kann Menschen krank machen. Nicht nur Erwachsene leiden unter Lärm, auch Kinder sind davon betroffen. Krach kann sich negativ auf ihre körperliche und seelische Entwicklung sowie ihre kognitive Leistungsfähigkeit auswirken. Der attraktive Türhänger mit wertvollen Tipps für Eltern kann unter www.laerm.ch/kinder kostenlos bestellt werden. Photo credit: Umsicht.ch

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