KIS Jahrestagung 2023

3 Geschätzte Kolleginnen und Kollegen Werte MPAs Psychische Gesundheit wird gemäss WHO als «ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann» definiert. Die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden werden nicht allein durch individuelle Merkmale wie Genetik und Biologie bestimmt. Auch Umwelt- und psychosoziale Faktoren wirken sich protektiv oder ungünstig auf sie aus. Empirische Daten, die mediale Berichterstattung und die tägliche Arbeit vor Ort verdeutlichen, dass in der Tat die Zahl psychischer Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz leider stetig zunimmt. Das psychische Wohlbefinden rund eines Fünftels der verletzlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft ist beeinträchtigt. Diese Tatsache schreckt auf. Wir Kinderärztinnen sind besorgt. Oft sind Kinderärzte die ersten Ansprechpartnerinnen für psychische Krankheiten, weil Betroffene zu ihnen als Primärversorger ein langjähriges Vertrauensverhältnis haben. Deshalb trauen sie sich, über eine oft geballte Ladung an Symptomen wie Selbstverletzungen, Essstörungen, depressive Verstimmungen, Ängste, Perspektivenlosigkeit und Suizidalität zu sprechen. Selbstredend erwarten sie fachliche Unterstützung zur Reduktion ihrer psychischen Gesundheitsprobleme. Viele Kinderärztinnen können eine ressourcenzentrierte, systemische Beratung, niederschwellige Hinweise auf Bewältigungsstrategien und phytotherapeutische Medikation anbieten. Meistens sind sie aber auf ein interdisziplinäres Netzwerk ausgebildeter Fachpersonen angewiesen, welche die Betroffenen durch vertiefte psychotherapeutische Interventionen unterstützen können. Tatsache ist, dass die dringend notwendigen Versorgungsketten oft überlastet sind. Weil die aktuelle Versorgungslage ungenügend ist, ist die Arbeit im Kontext von psychischen Gesundheitsproblemen in unseren Praxen ein Balanceakt. Hinweise auf lange Wartezeiten sind an der Tagesordnung. Für Hilfesuchende und Kinderärzte eine äusserst ungünstige Situation. Erst wenn der gesunden psychischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen endlich gesellschaftliche und politische Priorität zukommt, wird sich die Versorgungslage entschärfen und verändern. Weil nicht frühzeitig erkannte und unbehandelte psychische Erkrankungen Langzeitfolgen wie eine eingeschränkte Schulbildung oder verminderte soziale Partizipation haben können, lohnt es sich, dass sich die fachlichen Akteure mit dem Ziel vernetzen, dass mehr Ressourcen für die Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher gesprochen werden. Während die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Fokus der Jahrestagung 2023 steht, bieten wir euch wie in jedem Jahr eine breitgefächerte Palette von zahlreichen Workshops und Referaten zu diversen praxispädiatrischen Themen an. Das Herzstück der Jahrestagung – dem Höhepunkt unseres Verbandsjahres – ist die Mitgliederversammlung, welche unserem Vorstand Gelegenheit bietet, über unsere Aktivitäten zu informieren, Zukünftiges zu diskutieren und die Anliegen unserer Mitglieder abzuholen. Wir freuen uns auf den Austausch mit euch! Im Namen der Arbeitsgruppe JaTa 2023 Camilla Ceppi Cozzio Herzlich Willkommen

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