HESS - 1882-2007

88 Die ersten Automobile waren Elektrofahrzeuge Im 19. Jahrhundert eroberte die Elektrizität die Welt. 1882, im Jahr, als HESS entstand, liess der Erfinder Thomas Edison die ersten Kraftwerke zur industriellen Stromerzeugung errichten. Gesetze und Wirkungsweise der Stromspeicherung in Batterien wurden erkannt und der Elektromotor fand als Antriebskomponente Verwendung, vorerst allerdings nur für stationäre Zwecke. Doch was lag näher, als die Elektrizität auch als Antriebskraft für Fahrzeuge zu nutzen? So wurden zeitgleich mit den ersten benzinbetriebenen Fahrzeugen auch Automobile mit Elektromotoren und Batteriespeichern gebaut. Das grösste Hindernis für einen erfolgreichen Elektroantrieb waren – und sind bis heute – die Speicherkapazitäten der Batterien. Dies musste 1882 auch Werner von Siemens einsehen, als er mit seinem Batteriebusprojekt für Berlin nicht weiter kam. Gewissermassen als Ausweg bot sich aber die Möglichkeit, die Energiezuführung von aussen, mittels Oberleitungen, kontinuierlich und mit grosser Leistung sicherzustellen. Der kleine «Rollerwagen», den der Bus zwecks Stromabnahme hinter sich herzog, gab in der englischen Bezeichnung «Trolley» dem Fahrzeugtyp schliesslich den Namen: Trolleybus. Später wurde die Stromabnahme via Anhänger zur Vereinfachung der Oberleitungsaufhängungen und Weichenstellungen durch Stromabnehmerruten und Stromabnehmerköpfe mit Kohleschleifkontakten ersetzt. Damit stand das Grundkonzept für nicht schienengebundene Elektrofahrzeuge. Schwachpunkt: Batterien Zur Vermeidung der schädlichen CO2-Abgase aus Verbrennungsmotoren wird heute die Entwicklung von Elektrofahrzeugen wieder verstärkt vorangetrieben. Dabei erweist sich die geringe Ladedichte der Blei-Akkumulatoren immer noch als kritischer Punkt. Schon 1955 bedauerte der Elektro-Dozent von Max Naef an der Wagenbauschule Hamburg die mangelnden Forschungsgelder für batteriebetriebene Fahrzeuge: «Alles wird auf die Karte Verbrennungsmotor gesetzt, dabei sind doch die Erdölvorräte begrenzt.» Mit Erfindungen wie Nickel-Cadmium- oder Hochtemperatur-Batterien gelangen seither zwar einzelne, aber nicht entscheidende Verbesserungen. Seit einigen Jahren wird zudem mittels elektrischer Kondensatoren versucht, schnelle Lade- und Entladevorgänge zur Enerigerückgewinnung zu nutzen. Wege in die Zukunft erhofft man seit ca. 1972 ferner mit dem Einsatz der aus der Raumfahrt bekannten Brennstoffzellen. Der Durchbruch lässt jedoch auch hier auf sich warten und die Serientauglichkeit ist noch in weiter Ferne. Links: Trolleybus für Biel, Wagen Nr. 27, 1942. Einfach und zweckmässig, Aluminium-Carrosserie.

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