72 Da die Schnittstellen zwischen Chassis und Carrosserie damit noch stärker verschmolzen, wollten die Kunden nur noch einen Ansprechpartner. Als mittlerweile einziger Busbauer der Schweiz tritt HESS fortan als Generalunternehmer am Markt auf, im harten Wettbewerb mit ausländischen Anbietern. Bus-Design 2000 wird entworfen Die Einführung der Niederflurtechnik verlangte von HESS, dass die Konstruktion eines neuen selbsttragenden Wagenkastens – bezeichnet als CO-BOLT® 2 – mehr Kräfte aufnehmen konnte. als die früheren Buscarrosserien. Der Wagenkasten wurde bei HESS auf der Basis des bisherigen Know-how in Kombination mit neuster Technologie konstruiert, sprich Kleben der Seitenscheiben (Flush-Verglasung) anstatt in Gummiprofilen fassen, da die Scheiben einen höheren Anteil an der Festigkeit des Fahrzeugs leisten mussten. Angepasst an den niedrigen Wagenboden wurde die Fenster-Unterkante tiefer gelegt. Die neuen Fahrzeuge erhielten – ebenfalls zur Erhöhung der Stabilität – ein grösseres Dachgurtprofil mit darin integriertem Linienwähler. Was in der Schlussphase der Wagengestaltung fehlte, war ein attraktives Erscheinungsbild an der Front und im Heck. Bereits definiert war eine einteilige Windschutzscheibe. Noch nicht im Klaren war man sich über den Bug unterhalb der Windschutzscheibe. Hier brachten die ersten Entwürfe kein befriedigendes Resultat. In dieser Phase wurde HESS aufmerksam auf die Designschule des Art-Centers (Europe) in La Tour-de-Peilz (Stammhaus in Pasadena, USA). Diese Schule bildete Transport-Designer aus, wickelte nebenbei auch kleinere Aufträge ab. Alex Naef nahm Kontakt auf mit Uwe Bahnsen, dem damaligen Direktor der Schule, ehemaliger Designchef von Ford-Europe. HESS stellte ihm die Niederflurbus-Projektunterlagen zu. Uwe Bahnsen meinte «das ist doch schon recht respektabel, aber sicher durch meine Studenten im Rahmen einer Semesterarbeit noch zu optimieren». Im Weiteren ging es dann auch gezielt um die Front- und Heckgestaltung für die neuen HESS-Fahrzeuge. Klassenlehrer war damals Andrew McGeachy, ebenfalls ein Designprofi aus der Welt der Autos. Machbares und Wünschbares In der betreffenden Klasse hatte es viele Nationalitäten aus praktisch allen Kulturkreisen der Erde. Alex Naef war der Projektleiter von Seite HESS, er versuchte als Ingenieur die Schüler auf das Machbare zu konzentrieren. Nach etwa drei Monaten lagen die Abschlussarbeiten vor. Diese liessen die HESS-Leute zum Teil leer schlucken, anderes war interessant. Ein schwedischer Entwurf von Torkel Hansen war der Ausgangspunkt für die von HESS umgesetzte Variante. Diese liess ein gutes Fugenbild zu, was letztlich entscheidend ist für die Oben: Einer von 22 HESS Niederflurgelenkbussen für Bern in den Gassen der Altstadt. Unten: Kom 7687, 11,5 m lange Low Entrys für Transportunternehmung Kunz in Hochdorf.
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