HESS - 1882-2007

29 serie wies statt des Hochglanzes des Lacks eine stumpfe, matte Oberfläche auf, aber das Dröhnen des Aufbaus auf Kopfsteinpflaster und schlechten Strassen wurde beinahe völlig ausgeschaltet. Die so in Mode gekommenen Weymann- Carrosserien zeichneten sich im Übrigen durch niedriges Gewicht aus, weshalb sie auch bei Sportwagen Eingang fanden. Die Carrosserie HESS versah ebenfalls zahlreiche Automobile mit solchen Aufbauten. Der Grund, weshalb diese Art der Carrosserie sich nur knapp ein Jahrzehnt halten konnte, lag zum einen darin, dass diese nicht ganz so dauerhaft waren und schlechter repariert werden konnten als Metallaufbauten. Zum anderen aber auch, weil unsachgemässe Kopien, bei denen das patentierte Prinzip nicht oder nur unvollständig eingehalten und minderwertige Kunstleder verarbeitet wurden, ihr einen schlechten Ruf einbrachten. Schliesslich kam noch dazu, dass sich der Geschmack wandelte und fliessende, gerundete Linien gefragt waren, die in der Weymann-Carrosserie-Bauweise nicht gefertigt werden konnten. Mit zunehmend besseren Strassen, leiseren Motoren und Kraftübertragungen verlor auch das Argument der Geräuscharmut an Bedeutung. Wie bereits erwähnt, hatte sich das äussere Erscheinungsbild des Automobils schon vor dem 1. Weltkrieg zunehmend von den Vorbildern der Pferdewagen gelöst. Jetzt begehrten nur noch sehr vornehme und konservative Kunden letzte Zeichen einer vergangenen Epoche. Dazu gehörte etwa die für Stadtwagen weiterhin gebräuchliche Ausführung von Coupé oder Sedanca de Ville, bei welcher der Chauffeur ein eigenes, abgetrenntes Abteil besass, wobei meistens das Verdeck entfernt oder zurückgeschlagen war. Die Herrschaften jedoch sassen hinten im wetterfesten und mit schönen Stoffen ausgekleideten Passagierabteil. Nicht selten gab es an der Trennwand aufwendige Tischlerarbeiten mit eingebauter Bar und Toilettenfach für die Damen. Die Tourenwagen dagegen waren nun fast ausnahmslos als langgestreckte Torpedo mit vier bis sieben Sitzen ausgeführt. Sie wurden auch mehrheitlich von den Besitzern selbst pilotiert. Die Wagen verfügten über Segeltuchverdecke, die mittels seitlichen Sturmstangen gespannt wurden. Wenn immer möglich fuhr man jedoch mit zurückgeschlagenem Verdeck. Wurde das Wetter Hess als Carrossier für Personenwagen Von oben nach unten: Kom 297, Cabriolet mit Notsitzen im Heck, Trittplatte vor hinterem Kotflügel. Fiat. Coupé de Ville mit festem Fondsabteil, Trennscheibe und Fahrerbereich mit Segeltuch-Verdeck. Donnet-Zedel (F). HESS Tourenwagen mit seitlichen Einsteck-Scheiben. einanderreibenden Teilen bei Türen und im Aufbau darunter. Eine Isolierung des Wagenkörpers war sehr schwierig und gelang nur selten. So war es nicht verwunderlich, dass eine neuartige Carrosserie, wie sie vom Amerikaner Charles Weymann in den Zwanzigerjahren vorgestellt wurde, sogleich viele Anhänger fand. Seine Holzgerippekonstruktion unterschied sich von der konventionellen Ausführung dadurch, dass keine zwei Holzteile aneinander scheuern konnten, blieben sie doch separat, aber mittels Metallplatte miteinander verbunden. Dadurch konnte das Quietschen verhindert werden. An die Stelle der Metallbleche für die Aussenverkleidung traten Bezüge aus besonders strapazierfähigem Kunstleder. Dabei wurden zwar möglichst kurvenarme Formen erforderlich und die Carros­

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