HESS - 1882-2007

222 Nach dem persönlichen Vorwort das noch persönlichere Schlusswort Die Gegenwart hat mich wieder – nach all den Ausflügen in die Vergangenheit. Mein Abtauchen in die Firmengeschichte hat mich aber mehr beschäftigt, als ich wollte. Meine Gefühle wurden einer Achterbahnfahrt ausgesetzt. Zeitsprünge, die sich aus den Dokumenten und Bildern ergaben, rissen mich hin und her. Das längst Vergangene ist plötzlich wieder aktuell geworden. Aber wie geht man damit um? Das Heute kann doch nicht der Massstab des Vergangenen sein? Aus den Unterlagen springen mir die Hochs und Tiefs einer Firma entgegen. Die Achterbahn der Vergangenheit hat beängstigende Steilabfahrten, Loopings und dunkle Kehrtunnel, die offen lassen, ob man weiter oben oder weiter unten wieder ans Licht kommt. Dann die rumpelnden Weichen, die einem noch nachträglich die Kehle zuschnüren und den Magen strapazieren. Rückblickend kommt man in Versuchung, noch leicht benommen aus der Achterbahn steigend, sich auf die Schulter zu klopfen. Seht her, alles gut gemacht! Haben wir. Aber wer ist wir? Hinter den vielen Weichenstellungen gab es auch Verlierer. Und was wäre gewesen, wenn sich die «andere» Idee Schlusswort durchgesetzt hätte? Im Nachhinein sind solche Analysen natürlich sinnlos. Oder doch nicht? Überall, auf allen Stufen, gibt es «kleine Machiavellis» oder zu jedem Kompromiss bereite Idealisten. Erkenntnisse und Durchblicke dieser Art haben mich oft schwer betroffen gemacht. Hat eine Firmengeschichte nur geradlinig, immer richtig, ohne Aussetzer zu berichten? Unangenehme Phasen haben kein Anrecht, uns einzuholen. Oder ist gerade dieser Mix zwischen Hochs und Tiefs die Triebfeder, um immer wieder flexibel auf die wechselnden Anforderungen reagieren zu können? Die Vergangenheitsbewältigung brachte daher auch Erkenntnisse für die Zukunft. Für mich persönlich war es eine sehr lehrreiche «Bilanzphase» meiner beruflichen Tätigkeit. Als «Nebenprodukt» entstand in einem freigestellten Kellerraum der Firma ein «Dokumentationsraum», in dem nun die Zeitdokumente zentral lagern. Interessierte Hobbyhistoriker können sich ungeniert bei mir melden: Es hat noch Material genug für weitere Dokumentationen. Max Naef

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