Zenit Nr. 4, Dezember 2019

Wie eh und je sprüht der 79-Jährige vor Energie und Opti- mismus. Doch wird Heinrich Meyer nachdenklich, wenn er von seinem Sohn Christoph erzählt. Dieser ist im letzten Sommer plötzlich und unerwartet 50-jährig gestorben. Geistig beeinträchtigt, pendelte er zwischen seinem Arbeits- ort «Brändi» in Willisau und dem Elternhaus in Nottwil hin und her. «Sein Tod ist ein enormer Verlust. Was er uns bedeutet hat, wurde uns erst im Nachhinein so richtig bewusst. Christoph war für uns in seiner Art – so wie er war – selbstverständlich. Auch seine drei Geschwis- ter haben sich seinetwegen nie behindert gefühlt. Vielmehr hat er in ihnen das Verständnis für schwächere Menschen geweckt.» Zeit für seinen beeinträchtigten Sohn, für seine Familie zu haben, war für Heinrich Meyer neben seinen vielen Tätigkeiten wichtig. Das Engagement für die Bildung zieht sich wie ein ro- ter Faden durch das Leben des promovierten Ökonomen. In einem Handwerksbetrieb in Grosswangen aufgewachsen, war die Bedeutung der Berufsbildung sozusagen natürlich in ihm verankert. Nach der Tätigkeit als Personalchef im Eidgenössischen Flugzeugwerk Emmen war er 20 Jahre lang (1978–1998) Vorsteher des Amtes für Berufsbildung im Erziehungs- und Kulturdepartement des Kantons Lu- zern. «Die optimale Gestaltung des Verhältnisses von Lehrmeister und Lehrling mit praktischer Ausbildung im Betrieb und Theorie in der Schule war für mich ein zentra- les Anliegen. Deshalb führten wir Kurse für Lehrmeister ein.» Wichtig war ihm auch eine kompetente Berufsbera- tung, die den jungen Menschen hilft, den für sie richtigen Beruf zu wählen. Als die Anfrage kam, 1998 als erster Direktor die Auf- bauphase der Fachhochschule Zentralschweiz zu überneh- men, zögerte er zuerst wegen der damit verbundenen Her- ausforderungen. Doch sah er die Chancen und packte die Aufgabe mit Elan an. Mit kluger Strategie gelang es ihm, die bisher fünf eigenständigen Teilschulen zur Fachhoch- Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 19 33 schule Zentralschweiz zusammenzuführen. «Alle haben am gleichen Strick gezogen», freut er sich rückblickend über das Gelingen der äusserst anspruchsvollen und spannenden Aufgabe. Ausserberuflich engagierte sich Heinrich Meyer in seiner Wohngemeinde Nottwil unter anderem als Schul- pflegepräsident und zehn Jahre als Gemeindepräsident. Die Tätigkeit als Verwaltungsrat des SPZ Nottwil beanspruchte ihn lange über die Berufstätigkeit hinaus. Von 2006 bis 2015 leitete er die Senioren-Universität Luzern, was ihn bis ein halbes Pensum beanspruchte. «Ich war mit Herzblut dabei. Die Arbeit machte mir enorm Spass, sind doch die Seniorinnen und Senioren eine dankbare Kundschaft.» In einer Zeit des Aufbruchs konn- te die Zahl der Teilnehmenden an Vorträgen und Semi- narien mit einem vielseitigen Angebot fast verdoppelt werden. «Trotz gestiegener Kosten mussten wir dank der höheren Frequenz die Preise nie anpassen», freut er sich rückblickend. Heute besucht er selber Vorträge – vorwiegend in den Bereichen Geschichte, Musik und Kunst. Mit seiner Frau Dorli Meyer-Küng wohnt er nach wie vor im Haus mit grossem Umschwung, wo die Pflege des Gartens, des Kleinmaulesels und des Ponys einiges zu tun gibt. Besonders geniesst er die Geselligkeit mit Freunden auf seinem Hausboot in Frankreich. «Das ist Natur pur, eine entschleunigte Lebensweise.» Mit dem Älterwerden hat der zweifache Grossvater kein Problem. «Wir nehmen es, wie es kommt.» Monika Fischer Heinrich Meyer war 20 Jahre lang Vor- steher des Amtes für Berufsbildung im Erziehungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern und danach der erste Direktor der Fachhochschule Zentral- schweiz FHZ. Sein Engagement für die Bildung zieht sich wie ein roter Faden durch seine Biografie. Was macht eigentlich …? Herzblut für die Bildung Foto: Peter Lauth

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