Zenit Nr. 4, Dezember 2018

4 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 18 Jahrzehntelang füllte er mit seinem Bo-Katzman-Chor Konzertsäle, darunter 66 Mal das ausverkaufte KKL in Luzern. Heute tritt er mit Tochter Ronja Borer im Programm «Double Emotion» auf. Ebenso wichtig ist Bo Katzman (1952) die Spiritualität, ist er doch seit seiner Jenseitserfahrung nach einem Motorradunfall mit 20 Jahren überzeugt: Neben dem körperlich/materiellen existiert auch ein geistig/spirituelles Leben. «Der Tod ist für mich eine Geburt» Fotos: Peter Lauth Von Monika Fischer Die grossen Fenster in seinem Haus am Abhang in Dor- nach lassen den Blick über die weite Landschaft schweifen. Offen erzählt Bo Katzman von seinen wilden Jugend- jahren und seinem bewegten Musikerleben. Immer wieder ertönt sein helles Lachen. Lieber als von seinen Erfolgen spricht er von seiner jahrzehntelangen Suche nach den zentralen Lebensfragen, nach dem Sinn des Lebens. Dazu hat er die Bibel mehr als einmal «von vorn nach hinten und zurück» gelesen, sich intensiv mit anderen Religionen, mit Psychologie, Philosophie und der Wissen- schaft beschäftigt. Er scheute sich auch nicht vor der Auseinandersetzung mit Themen wie Astrologie und Esoterik. «Wenn ein junger Mensch, der als 20-Jähriger nichts als Flausen im Kopf hat, plötzlich sein Leben ver- liert und sich in einer anderen Dimension befindet, macht er sich Gedanken, was da passiert ist, und sucht Erklärun- gen», erzählt er mit dem Hinweis, dass eigentlich alles schon früher begonnen hatte: im Religionsunterricht, wo er vieles nicht verstehen konnte. «In den Sechzigerjahren lebte meine Familie vier Jahre in Luzern im Haus des damaligen ‹Vaterland›. Im Maihof besuchte ich die Schule, in der Maihofkirche feierte ich Erstkommunion», erzählt er. Weil die aus Küssnacht am Rigi stammende Mutter Heimweh hatte, versuchte der Vater, der als Zahnarzt im Industriedorf Pratteln eine Zahnarztpraxis betrieb, dort eine Existenz aufzubauen. Da dies nicht gelang, kehrte die Familie mit den sechs Kin- dern nach Pratteln zurück. In Luzern bekam er mit acht Jahren seine erste Gitarre und Unterricht bei Frau Murer gegenüber. «Die einzigen Radiosendungen, die wir damals hören durften, waren die Kinderstunde mit Trudi Gerster und das Wunschkonzert. Deutsche Schlager wie ‹Der Mann im Mond› und ‹Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett› lernte ich bei mehrmaligem Hören auswendig und spielte sie auf der Gitarre nach.» Unvergesslich bleibt ihm die erste Begegnung mit dem Spiritual «Joshua fit the battle of Jericho». «Ich hörte den ersten Klavierakkord, dann begannen die vier Männer des Golden Gate Quartett zu singen. Ich bekam Hühnerhaut, hatte ich doch noch nie etwas Derartiges gehört. Unsere Haushälterin erklärte mir den Hintergrund der Negro Spirituals, die mich seither durchs Leben begleiten. Neben eigenen Kompositionen singe ich bis heute an jedem Konzert auch einige Gospels. Bald lernte er weitere Songs wie «O when the Saints» oder «Go down, Moses» kennen und versuchte sie mit Gitarrenbegleitung zu singen. Das führte dazu, dass er seine Pfadigruppe für einen Auftritt an einem bunten Abend kurzerhand zum Gospelchörli umfunktionierte – nicht ahnend, dass er Jahre später grosse Erfolge mit einem Gospelchor feiern würde. Jeder Musikstil hat eine eigene Energie Später wandte er sich anderen Musiksparten zu. Mit 14 Jah- ren lernte er den Jazz kennen und spielte Kontrabass in Jazzbands, trat als Folk- und Protestsänger auf, war Gitarrist bei einer Oberkrainermusik, hatte später seine eigene Rockband «Bo Katzman Gang» und studierte schliesslich Musik am Konservatorium in Basel. Jeder Musikstil hat für ihn seine eigene Energie und seine Berechtigung. «Ich kenne keine Barrieren beim Musizieren. Für mich ist es immer wieder ein Eintauchen

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