Zenit Nr. 3, September 2019

4 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 19 Nationalrätin Ida Glanzmann-Hunkeler (CVP) und Ständerat Damian Müller (FDP) sind national bekannte Persönlichkeiten. Als Präsidentin und als Vizepräsident von Pro Senectute Kanton Luzern geben sie Auskunft, wie sie das Nachbarschaftliche pflegen und wo sie die Herausforderungen für Pro Senectute in den nächsten Jahren sehen. «Der persönliche Kontakt ist ganz entscheidend» Wie wichtig ist Nachbarschaft, was bedeutet sie Ihnen? Ida Glanzmann-Hunkeler: Es tut gut, Leute in der Nähe zu wissen, die einem vertraut sind. Ich fühle mich wohl, wenn ich gute Nachbarn habe. Unser Sohn hat gleich neben uns ein Haus gebaut, in das er mit seiner Familie im Herbst einzieht. Auch das ist für mich eine erfreuliche Nachbarschaftssituation. Damian Müller: Da ich viel unterwegs bin, sind meine Nachbarschaftskontakte zwar freundlich, aber nicht sehr intensiv. Man winkt einander und grüsst sich. Immerhin habe ich das Privileg, dass die Menschen mich in der Regel kennen. Das macht es einfacher, ins Gespräch zu kommen. Sie sind aufgrund Ihrer Ämter oft in der Bundeshaupt- stadt. Finden Sie überhaupt die Zeit, nachbarschaft- liche Beziehungen zu pflegen? Ida Glanzmann-Hunkeler: Oft sehe ich die Nachbarn längere Zeit nicht. Ich fahre weg, wenn es dunkel ist, und komme nach Hause, wenn es dunkel ist. Aber wenn ich mal wieder zu Hause bin und einkaufen gehe, merke ich, dass ich mit den Leuten vom Dorf sehr schnell wieder in Kontakt bin. Damian Müller: Jetzt im Sommer sehe ich die Nachbarn häufig, wenn ich nach Hause komme. Einige sind dann auf dem Balkon, und es ergibt sich ein lockeres Gespräch im Stile von: «Ich habe dich im Fernsehen gesehen» oder «An was bist du gerade dran?». Es ist auch schon vor- gekommen, dass ich dann mit den Nachbarn noch etwas getrunken habe. Gibt es ein schönes Erlebnis zu nachbarschaftlichem Handeln oder eine besondere Erfahrung, die Sie mit Nachbarn gemacht haben? Ida Glanzmann-Hunkeler: Bei uns im Quartier sind in der letzten Zeit viele junge Familien zugezogen, weil sie ein Haus gebaut haben. Alle haben Kinder. Das ergibt eine neue Dynamik, ich finde das belebend. Damian Müller: Ich habe ein Dreirad-Mobil, und manch- mal kommen die Nachbarskinder und fragen mich, wo ich gewesen sei und ob sie mal reinsitzen dürften. Oder es ergeben sich Kontakte, wenn mein Göttibub kommt und mit den Kindern tschuttet. Wenn es draufankommt, ist aber sofort ein Zusammenhalt spürbar. Kürzlich fuhr ein Ambulanzwagen vor und brachte jemanden ins Spital. Da stellte sich eine Verbundenheit im Quartier ein. Alle wollten helfen. Ida Glanzmann-Hunkeler: Wir haben Nachbarn, die schon betagter sind und die man nicht oft sieht. Aber bei einer Begegnung sind sie sehr offen. Sie fragen, wie es geht und was man macht. Sie nehmen sehr Anteil an dem, was im Alltag abgeht, und politisieren vielleicht gerne ein wenig. Das sind spezielle Momente. Ich denke, dass so etwas nur in einem Dorf passiert. Unsere Gesellschaft werde immer anonymer und individueller – eine oft gehörte Klage. Stimmen Sie zu? Ida Glanzmann-Hunkeler: Kürzlich führten wir im Dorf den Kantonalen Musiktag durch, ich war OK-Präsiden- tin. Da habe ich gemerkt, wie ein solches Fest die Leute zusammenschweissen kann. Seitdem gibt es wieder eine ganz andere Kommunikation im Dorf. Wir haben 1400 Helferinnen und Helfer benötigt, unser Dorf hat 1500 Einwohner. Alle, die konnten, haben irgendwie ge- holfen. Seither gehen die Leute wieder aufeinander zu. Man grüsst einander wieder viel mehr als vorher. Das finde ich bemerkenswert. Damian Müller: Ich teile diese Meinung, aber sie hat auch etwas Ambivalentes. 2015 war ich Präsident der Gewerbe- ausstellung. Sehr viele Leute haben teilgenommen. Aber nachdem der Anlass vorbei war, ging man rasch zur Tages- Fotos: Peter Lauth

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