Zenit Nr. 3, September 2017

Jules Frey (1949) kommt in Fahrt, wenn er von seinem freiwilligen Engagement berichtet. Seit Anfang Jahr ist er Vorsitzender der Fachkommission Zentralschweiz und sagt: «Ich bin nach wie vor neugierig, optimistisch und fähig, etwas Sinnvolles zu tun. Mein Wille für das Engage- ment ist sehr hoch.» Die Lust und Begeisterung, Neues an- zupacken, zu gestalten und vorwärts zu bringen, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Am Ende der obligatorischen Schulzeit sah es aller- dings nicht danach aus, wusste er als Legastheniker doch nicht, welchen Beruf er ergreifen könnte. Die vierjährige Lehre zum Sanitärzeichner und das damit verbundene ge- naue Arbeiten kamen ihm zeitlebens zugute. Stufe um Stufe liess er sich zum diplomierten Sozialpädagogen und zum diplomierten Sozialarbeiter ausbilden. Später absol- vierte er ein Nachdiplomstudium für Verbands- und Non- profit-Management an der Universität Freiburg. Früh schon leistete er Pionierarbeit, indem er erstmals zusammen mit einer Handvoll Gleichgesinnter gemein- same Sommerlager für Mädchen und Buben organisierte. In der Kinder- und Jugendsiedlung Utenberg arbeitete er zuerst als Sozialpädagoge, dann als Erziehungsleiter. Da- nach war er Sozialarbeiter der Pfarrei St. Karl, Luzern. Im ganzen Kanton bekannt, wurde er durch seine mass- gebliche Beteiligung beim Aufbau der Spitex und als Präsi- dent des Spitex-Kantonalverbandes (SKL). Der damalige Ehrgeiz vor allem der Pflegefachpersonen, den Menschen zu Hause ganzheitlich betreuen und pflegen zu können, scheiterte schliesslich an der Finanzierbarkeit. Ab 1993 bis zu seiner Pensionierung vor drei Jahren konnte er den Veränderungsprozess in der stationären Langzeitpflege in zwei Heimen prägend weiterentwickeln, zuerst als Zentrumsleiter des Betagtenzentrums Dreilin- Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 17 29 den, Luzern, dann als Geschäftsleiter des Wohnheims Nägeligasse in Stans. Mit der Pensionierung vor drei Jahren hatte der Vater eines Sohnes keine Mühe. Er hatte sich intensiv mit dem Loslassen beschäftigt, war froh, Verantwortung abgeben zu dürfen, und dankbar für sein vielseitiges Berufsleben. Nach einem Jahr Pause war er bereit, wieder Verantwor- tung zu übernehmen und engagiert sich seither für die Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter (UBA). Er zeigt auf, dass der Übergang zu Gewalt gegen alte Menschen in einem Abhängigkeitsverhältnis meist sehr früh und subtil im Kleinen beginnt: «Weil die Mit- und Umwelt der alten Menschen immer kleiner wird und ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, können sie sich meistens nicht selber wehren. Andererseits braucht es von den pflegenden Angehörigen viel Mut, um sich Überfor- derung, schlechte Gefühle und Gedanken oder gar Taten einzugestehen. Deshalb braucht es eine niederschwellige Institution wie die UBA, die sich dieser Problematik stellt und Öffentlichkeitsarbeit leistet.» Diese informiere und sensibilisiere für die Gefahren der Überforderung, biete Orientierungshilfe für eine Pflegesituation zu Hause und baue Hemmschwellen ab. Neben seinem Engagement für die UBA (www.uba.ch , www.aneluege.ch ) ist Jules Frey als privater Beistand tätig, er betreut die Bibliothek des SAC, unternimmt Touren mit dem E-Bike und ausgedehnte Wanderungen mit seiner Frau Ursula, die seine Arbeit zeitlebens unter- stützt hat. MONIKA FISCHER «Bei allem, was ich mache, orientiere ich mich am Menschen. Es ist mir wichtig, jede Person in ihrer Art zu erkennen, korrekt zu sein und eine faire Haltung zu haben», betont Jules Frey. Dies gilt für ihn auch bei seinem aktuellen Einsatz für die Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter (UBA). WAS MACHT EIGENTLICH …? Engagiert und neugierig Foto: Peter Lauth

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