Zenit Nr. 2, Juni 2018

40 Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 18 In Emmen steht ein grosses Haus mit «Kunst am Arbeitsplatz»: In den Büros am Hauptsitz der Anliker AG befinden sich an die 500 Kunstwerke, die der Anliker-Stiftung gehören. Was bezweckt diese Stiftung? Die 1984 errichtete Anliker-Stiftung für Kunst und Kultur sorgt für das Fortleben, den Unterhalt und die Aktua- lisierung der einst von Gottfried Anliker (1917–2000) initiierten Kunstsammlung. Aktualisierung bedeutet dreierlei: «Arbeiten» mit der Sammlung durch Tausch der Präsentation in den 80 Büro- und Sitzungsräumen in Emmenbrücke, an den anderen Firmenstandorten oder im Kurhotel auf Sonnmatt. Dann der gezielte Erwerb von Werken jüngerer Kunstschaffender, in Ergänzung zum grossen Bestand von Arbeiten, die vielfach schon fünfzig, achtzig Jahre alt sind. Aktualisierung bedeutet auch, Werke für Ausstellungen zur Verfügung zu stellen. Momentan sind Arbeiten für das Kunstmuseum Luzern und das Aargauer Kunsthaus ausgeliehen. Wie kam es zur Sammlung? Firmengründer Gottfried Anliker begann in den Vier- zigerjahren, freundschaftliche Beziehungen zu Künstlern aufzubauen und deren Schaffen über längere Zeit zu fördern. Durch regelmässige Ankäufe half er vielen, die Existenz zu sichern. Es entstand ein Netzwerk zwischen Sammler und Künstlern. Anliker liess sich beraten, nahm Empfehlungen wahr und machte Entdeckungen. So bei- spielsweise die Künstlerin Lou Stengele, die als Auto- didaktin und Spätberufene jahrelang im Stillen ein faszi- nierendes Oeuvre von Traumbildern geschaffen hat. Sie durfte ihren Lebensabend auf Sonnmatt verbringen ebenso wie der wegen seiner Bescheidenheit unterschätzt gebliebene Luzerner Maler Alfred Sidler. Von ihm hat es in der Sammlung Werkgruppen aus allen Arbeitsphasen, die die Entwicklung von der Gegenständlichkeit bis in die Abstraktion und die endgültige Verschmelzung von Form und Farbe nachvollziehbar macht. Hat Gottfried Anliker hauptsächlich Einzelwerke ange- kauft? Nein, es wurden von Anfang an in der Regel Werkgruppen erworben. So sind der die Peinture française pflegende Maler Adolf Herbst, der Surrealist Max vonMoos, der un- gestüme Existenzialist Ernst Schurtenberger oder der multimediale Aktions- und Objektkünstler Dieter Roth mit Dutzenden vonWerken in der Sammlung vertreten. Mit über 1000 Gemälden und Skulpturen sowie gut 3000 Arbeiten auf Papier besitzt die Anliker-Stiftung für Kunst und Kultur die wohl grösste private Sammlung der Innerschweiz. Walter Steffen* sprach mit Stiftungsrat Karl Bühlmann und Kuratorin Isolde Bühlmann, welche die Sammlung betreuen. * Dr. phil. Walter Steffen ist Historiker. Geboren 1945 in Luzern, Städtisches Lehrerseminar und Studien in Zürich und Bologna. 30 Jahre Lehrer für Geschichte, Italienisch und Englisch an den Lehrerseminarien Luzern und Hitzkirch. Seit der Pensionierung ist er Reiseleiter für Italien. Arbeit und Kunst im Hans Schärer: «Die drei Alfred Sidler: «Erwachender Tag», 1976.

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