Zenit Nr. 1, März 2019

4 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 19 Der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf bringt älteren Menschen Respekt und Wertschätzung entgegen. Im Interview mit Zenit äussert er sich unter anderem zu einer umfassenden Palliativpflege und zur Demenzstrategie des Kantons. «Man soll in Würde alt werden können» Fotos: Peter Lauth Herr Regierungsrat Guido Graf, wir dürfen vermuten, dass Sie wegen Ihres Amtes und Ihrer Tätigkeiten eher wenig zu Hause sind. Oder stimmt der Mix aus Beruf und Freizeit für Sie? Ihre Vermutung ist leider richtig! Als ich mich für dieses Amt entschieden hatte, wussten ich und meine Familie, was auf mich zukommen würde. Ich bin als Regierungsrat mit Freude bei der Arbeit, daher stimmt für mich diese Mischung aus Beruf und Freizeit. Dennoch freue ich mich immer wieder auf meine Ferien, in denen ich selbst- bestimmt über meine Zeit verfügen kann. Was bedeutet für Sie Zuhause? Was schätzen Sie daran? Zuhause bedeutet für mich ein Dasein in meiner gewohn- ten Umgebung – im Kreise meiner Familie und mit Freunden. Ich schätze daran die Vertrautheit und das Gefühl von Sicherheit. Das Zuhause ist ein Ort, an dem ich mich wohlfühle. Für ältere Menschen bekommt das Zuhause eine besondere Bedeutung. «Wohnen im Alter» ist auch Thema des diesjährigen Talks von Pro Senectute am 4. April im KKL. Ein zentraler Aspekt ist dabei «räumliches und mentales Loslassen». Wie denken Sie persönlich darüber? Ist das schon ein Thema für Sie? Dass wir unser Elternhaus in Pfaffnau verkauft haben und in eine Eigentumswohnung gezogen sind, war auch ein Entscheid im Hinblick auf das Älterwerden. Fest steht, dass die meisten Menschen möglichst lange zu Hause wohnen bleiben möchten, auch wenn die Pflegebedürftig- keit zunimmt. Der Staat hat geeignete Angebote zu schaf- fen, die dies ermöglichen. Der Bezug einer Wohnung mit Dienstleistungen oder der Wechsel in ein Heim ist keine einfache Entscheidung und bedingt von den Betroffenen immer ein Loslassen. Das verstehe ich sehr gut. Was für Gedanken machen Sie sich generell zum Älterwerden? Wir werden älter, und insbesondere die Lebensjahre in guter Gesundheit werden mehr. Das ist ein sehr schöner Aspekt des Älterwerdens. Eine andere Tatsache ist, dass in den nächsten Jahren die über 65-Jährigen über 20 Pro- zent – also rund ein Fünftel – der Gesamtbevölkerung aus- machen werden. Ältere Menschen prägen unsere Politik und unsere Gesellschaft immer stärker. Daher sollten sie auch aktiv in der Politik vertreten sein und mitbestimmen können. Aktuell sind die über 65-Jährigen in den politi- schen Ämtern aber untervertreten. DasWohl ältererMenschen scheint Ihnenwichtig zu sein. In der heutigen Zeit, in der vor allem Leistung zählt, wird den älteren Menschen leider oftmals der Eindruck vermit- telt, dass sie vor allen Dingen hohe Kosten verursachen. Dabei hat unsere Gesellschaft den älteren Menschen sehr viel zu verdanken. Unser Wohlstand ist klar ihr Verdienst. Es ist mir persönlich wichtig, dass die Politik und die Gesellschaft den älteren Menschen mit Wertschätzung und Respekt begegnen und ihnen ein Alter in Würde und Anstand ermöglichen. Als Gesundheits- und Sozialdirektor des Kantons Luzern ist das Thema Alter ein zentraler Bereich Ihrer Tätigkeit. Wenn Sie zurückblicken: Was hat sich seit Ihrem Amtsantritt im Alterswesen positiv verändert? Welche Ziele wurden erreicht? Unsere Alterspolitik vertritt den Grundsatz, dass ältere Menschen möglichst lange aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Auf der Grundlage unseres Altersleitbilds hat der Kanton Luzern seit meinem Amts- eintritt verschiedene Instrumente und Programme im Be- reich des Alterswesens entwickelt und/oder umgesetzt.

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